WAZ: Der Weltklimabericht: Bis jetzt hat nichts geholfen - Leitartikel von Christopher Onkelbach
Geschrieben am 22-02-2007 |
Essen (ots) - Mit Händen und Füßen wehrt sich die Industrie, die richtigen Schlüsse aus den Erkenntnissen der Wissenschaft ziehen zu sollen. Die Reduzierung von Abgasen gefährde nach Ansicht der Manager Arbeitsplätze und koste unverantwortlich viel Geld. Und Politiker aller Farben geben sich in ihren Reden erst klimafreundlich, stellen sich aber, wenn es hart auf hart kommt, schützend vor die Industrie. Das Gezänk erinnert an einen friesischen Bauern, der seinen Deich aus Kostengründen nicht erhöhen will, obwohl der Wetterbericht die nächste Sturmflut ankündigt. Kein Friese ist so dumm.
Denn die Flut wird kommen. Es hat keinen Sinn, sich in langen Debatten um CO2-Grenzwerte zu verzetteln, über Atomaus-stiegsfristen zu verhandeln und über die Einstufung von Limousinen zu diskutieren. Dafür haben wir keine Zeit. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen hat seit 1970 um mehr als 50 Prozent zugenommen. Die Emissionen von CO2 sind sogar um zwei Drittel gestiegen. Mit knapp 60 Prozent haben die Industrieländer den größten Anteil an dieser Entwicklung, obwohl sie nur ein Fünftel der Weltbevölkerung darstellen.
Alle bisher ergriffenen Maßnahmen zum Klimaschutz reichen nicht aus, den Trend zu wenden, so die Wissenschaftler. Politik und Industrie müssen sich daher zu einer radikalen Kehrtwende entschließen und begreifen, dass Umweltschutz und Wirtschaftswachstum keine Gegensätze sind. Nicht die Klimaschutzauflagen gefährden auf lange Sicht Wohlstand und soziale Sicherheit, sondern der Verzicht darauf. Diese Einsicht muss sich durchsetzen.
Ottmar Edenhofer, einer der Autoren der IPCC-Studie, stellt klar: Wenn wir mit dem Klimaschutz ernst machen, kostet uns das etwa ein Prozent des weltweiten Sozialprodukts. Wenn wir es lassen, werden wir für die Folgen der Erderwärmung mit mehr als zehn Prozent unserer Wirtschaftsleistung bezahlen. Nur ein Beispiel: Sollte das Grönlandeis bis 2100 komplett abschmelzen, würde der Meeresspiegel um unvorstellbare sieben Meter steigen, errechneten Meeresforscher. Für Edenhofer ist Klimaschutz daher auch ökonomisch vernünftig, kurz: ein wirtschaftliches Investment.
Es muss sich aber auch in unseren Köpfen etwas ändern. Wir leben in einer Diktatur der kurzen Frist, planen von heute auf morgen. So kann es für die Zukunft keine Lösungen geben. Es gibt Experten für jedes Spezialgebiet, doch keiner hat den Überblick. Wir müssen wieder lernen, in Zusammenhängen zu denken.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Thomas Kloß Telefon: (0201) 804-8975 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
55659
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Wachhunde im Bischofsamt Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, und der im Westen weniger bekannte Augsburger Bischof Walter Mixa verstehen ihren Drang zu deutlicher Stellungnahme als christlichen Wachhund-Dienst. Bleiben wir im Bild: Ist es nicht auch erfrischend, unter vielen zutraulichen Aufpassern oder gar stummen Hunden von Zeit zu Zeit auch solche von der schärferen Art zu hören? Das heißt aber nicht, Mixas krasse Wortwahl an die Adresse der Familienministerin für gut zu halten. Eine Politik, die Müttern mehr...
- Rheinische Post: Telekom-Taktik Düsseldorf (ots) - Von Antje Höning Der Zorn der Telekom-Mitarbeiter ist verständlich. Die Art, wie Konzern-Chef Obermann die Sanierung vorantreibt, ist unehrlich. Anstatt einmal Tabula rasa zu machen und dann die verbleibenden Mitarbeiter in Ruhe arbeiten zu lassen, verfolgt er eine Salami-Taktik. Erst wiederholt Obermann seinen Vorgänger Ricke und sagt, 45.000 Mitarbeiter werden ausgegliedert, dann sind es "mehr als 45.000". Nun drohen es 60.000 zu werden. Betriebsbedingte Kündigungen schließt er auf Dauer auch nicht aus. Auf sein mehr...
- Rheinische Post: Krise in Italien Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Italiens schwere Regierungskrise kommt nicht überraschend. Wenn Koalitionen sich nur als Massenveranstaltung kleiner Parteien herstellen lassen, wird die Basis für gemeinsame Politik schmal. Irgendeiner hat immer etwas auszusetzen, will Partikularinteressen durchsetzen oder stellt die Macht des Nein unter Beweis. Letzteres haben zwei kommunistische Senatoren bei der Beratung außenpolitischer Leitlinien Italiens getan und damit die Regierung zu Fall gebracht. Ministerpräsident Prodi hatte mit mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Finanzen / Böhmer wehrt sich gegen Städtekritik - Streit wegen Finanznot Halle (ots) - Magdeburg. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat die Kritik der Großstädte am Land zurückgewiesen. "Das ist Quatsch", sagte Böhmer zum Vorwurf der Großstädte, das Land saniere sich mit der Kürzung von Zuschüssen auf Kosten der Kommunen der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Freitag-Ausgabe). Gleichzeitig signalisierte Böhmer aber Bereitschaft zu Gesprächen mit den Oberbürgermeistern von Halle, Magdeburg und Dessau. Die Klagen der Städte würden nicht ignoriert, so Böhmer. Nach MZ-Informationen mehr...
- Rheinische Post: Unionsfraktionsvize Falk mahnt Unterstützung für traditionelle Familien an Düsseldorf (ots) - Im Streit um die Familienpolitik in der Union hat die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Ilse Falk (CDU), mehr Unterstützung für Familien angemahnt, die in der traditionellen Rollenverteilung leben. "Wir müssen auch Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen, Angebote machen", sagte Falk der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Auch sie brauchen unter Umständen Beratung und Unterstützung. Auch dafür muss es finanzielle Mittel geben." Falk betonte, sie sehe sich als Mittlerin in der Unionsdebatte um die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|