Lausitzer Rundschau: Der Aufschwung und die Meldungen vom Arbeitsplatzabbau Die Pflicht der Wirtschaft
Geschrieben am 02-03-2007 |
Cottbus (ots) - Die guten Nachrichten von der Belebung der Wirtschaft und die neuesten traurigen Meldungen über weitere Massenentlassungen passen nicht zueinander. Aber sie hängen sehr wohl zusammen. Denn dieser Aufschwung ist nur möglich geworden durch gnadenlose Anpassung vieler Unternehmer an die Erwartungen der Investoren. Airbus und Telekom sind da die Nachzügler. Das Unbehagen, das viele Menschen plagt angesichts des sich neu formierenden Kapitalismus, wird sich also auch angesichts der guten Wachstumsraten nicht verflüchtigen. Denn wer sich auf dem weltumspannenden und sehr dynamischen Markt behaupten will, kann wenig Rücksicht auf Arbeitnehmer nehmen. Absolut sichere, gut bezahlte Jobs sind eher die Ausnahme. Es kann - davon können die qualifizierten Mitarbeiter des Pharmabetriebs Schering ein Lied singen - jeden jederzeit treffen. Die Politik rennt national wie global der ungeheuren Beschleunigung wirtschaftlicher Veränderungen hoffnungslos hinterher. Alte, bewährte Rezepte wie die staatlichen sozialen Sicherungssysteme sind all zu schnell der neoliberalen Ordungswut zum Opfer gefallen. Aber auch die wünschenswerte Rückbesinnung auf ihre Vorteile wird nur einen Teil des Problems lösen. Sie erfordert vor allem politischen Mut. Wer aber die vorsichtigen Versuche, mit den Hedge Fonds die Vorreiter der Flexibilisierung unter Kontrolle zu bekommen, beobachtet, wird wenig an solcher Courage erkennen. Es wird wohl einige Zeit dauern, bis die neue Form des Kapitalismus auch die Antwort erhält, die sie politischen Zielvorstellungen unterordnet. Selbst die Diskussion darüber ist noch ein Stochern im Nebel oder der simple Rückgriff auf die Debatten der Vergangenheit. Für diese Wirrnis gibt es wiederum gut belegbare Gründe. Einer davon ist der in Sicherheitsdenken erstarrte Staatsapparat und in seinem Schlepptau die von Versorgungsmentalität geprägte Parteienlandschaft. Diese Inseln der Glückseligen sind nur beschränkt handlungsfähig. Etwas ändern wird nur das politische Engagement neuer Akteure - der Wissenschaft und vor allem derer, die wirtschaftliche Verantwortung tragen. Sie wissen, wohin eine Gesellschaft treibt, deren alleiniger Maßstab die Erwartung einer hohen Rendite ist. Aus diesem Wissen wächst eine Verpflichtung für das Gemeinwohl und für eine Politik, die dem sozialen Ausgleich verpflichtet ist. Dies muss beispielsweise bei der Diskussion um die Erbschaftssteuer auch Konsequenzen haben. Die Telekom ist übrigens noch immer zu einem guten Teil im Staatsbesitz, gehört also gewissermaßen allen. Wie also hält es der Bundesfinanzminister, wie halten wir alle es in diesem Fall mit unserer Verantwortung?Der Aufschwung und die Meldungen vom ArbeitsplatzabbauDie Pflicht der Wirtschaft von Johann LegnerDie guten Nachrichten von der Belebung der Wirtschaft und die neuesten traurigen Meldungen über weitere Massenentlassungen passen nicht zueinander. Aber sie hängen sehr wohl zusammen. Denn dieser Aufschwung ist nur möglich geworden durch gnadenlose Anpassung vieler Unternehmer an die Erwartungen der Investoren. Airbus und Telekom sind da die Nachzügler. Das Unbehagen, das viele Menschen plagt angesichts des sich neu formierenden Kapitalismus, wird sich also auch angesichts der guten Wachstumsraten nicht verflüchtigen. Denn wer sich auf dem weltumspannenden und sehr dynamischen Markt behaupten will, kann wenig Rücksicht auf Arbeitnehmer nehmen. Absolut sichere, gut bezahlte Jobs sind eher die Ausnahme. Es kann - davon können die qualifizierten Mitarbeiter des Pharmabetriebs Schering ein Lied singen - jeden jederzeit treffen. Die Politik rennt national wie global der ungeheuren Beschleunigung wirtschaftlicher Veränderungen hoffnungslos hinterher. Alte, bewährte Rezepte wie die staatlichen sozialen Sicherungssysteme sind all zu schnell der neoliberalen Ordungswut zum Opfer gefallen. Aber auch die wünschenswerte Rückbesinnung auf ihre Vorteile wird nur einen Teil des Problems lösen. Sie erfordert vor allem politischen Mut. Wer aber die vorsichtigen Versuche, mit den Hedge Fonds die Vorreiter der Flexibilisierung unter Kontrolle zu bekommen, beobachtet, wird wenig an solcher Courage erkennen. Es wird wohl einige Zeit dauern, bis die neue Form des Kapitalismus auch die Antwort erhält, die sie politischen Zielvorstellungen unterordnet. Selbst die Diskussion darüber ist noch ein Stochern im Nebel oder der simple Rückgriff auf die Debatten der Vergangenheit. Für diese Wirrnis gibt es wiederum gut belegbare Gründe. Einer davon ist der in Sicherheitsdenken erstarrte Staatsapparat und in seinem Schlepptau die von Versorgungsmentalität geprägte Parteienlandschaft. Diese Inseln der Glückseligen sind nur beschränkt handlungsfähig. Etwas ändern wird nur das politische Engagement neuer Akteure - der Wissenschaft und vor allem derer, die wirtschaftliche Verantwortung tragen. Sie wissen, wohin eine Gesellschaft treibt, deren alleiniger Maßstab die Erwartung einer hohen Rendite ist. Aus diesem Wissen wächst eine Verpflichtung für das Gemeinwohl und für eine Politik, die dem sozialen Ausgleich verpflichtet ist. Dies muss beispielsweise bei der Diskussion um die Erbschaftssteuer auch Konsequenzen haben. Die Telekom ist übrigens noch immer zu einem guten Teil im Staatsbesitz, gehört also gewissermaßen allen. Wie also hält es der Bundesfinanzminister, wie halten wir alle es in diesem Fall mit unserer Verantwortung?
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
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