LVZ: Erfreulicher Streit
Geschrieben am 04-03-2007 |
Leipzig (ots) - Von Andreas Friedrich Ostsee statt Südsee, Kärnten statt Karibik - die Politik versucht, sich dem Klimaschutz mit Parolen zu nähern. Sinn der sloganhaften Wortpaare, die den Menschen aus ökologischen Gründen den Urlaub vor der eigenen Haustür nahe legen wollen, ist der Aufruf zum Verzicht. Weil das Flugzeug das klimaschädlichste Verkehrsmittel ist, sollte man es nicht nutzen. Ein naiver, fast populistischer Ansatz. Das wird klar, wenn man ihn weiterdenkt: Weil Autos Kohlendioxid auspuffen, könnte man sie stehen lassen. Weil die Industrie das Klima schädigt, sollte man aufhören zu produzieren ... Der Klimawandel kann nicht mehr verhindert werden. Es gibt kein Zurück. Die Erde heizt sich auf. Wie stark, hängt zum gewissen Teil auch von jedem Einzelnen ab. Jeder kann Glüh- durch Energiesparlampen ersetzen, ein umweltfreundliches Auto fahren, Ökostrom verbrauchen und sparsam heizen. Man kann auf Flugreisen verzichten, wenn man es unbedingt will. Kein Lebensbereich muss für den ausgenommen bleiben, der versucht, seinen Energieverbrauch zu reduzieren oder umzustellen. Doch es wird nicht genügend Freiwillige geben und selbst wenn, dann rettet die Masse lauter Einzelner nicht die Welt und deren Klima. Das kann nur mit klaren Zielen und starken Handlungsanreizen gelingen, die die Gesetzgeber in Berlin und Brüssel vorgeben müssen. Und das schnell, denn die Menschheit steht unter Zeitdruck. Verbote helfen dem Klima nicht weiter. Und auch nicht Gebote wie der Verzicht auf Flüge. Umstellen statt einschränken kann nur die Devise sein. In einem vorgegebenen Rahmen mit Limits fürs Tempo, für Kohlendioxid und für den Anteil erneuerbarer Energien - je nachdem, worauf man sich einigt. Bald sollte der Klimaschutz so zum Alltag gehören wie Grüner Punkt und Bioprodukte. Doch es wäre paradox, dafür persönliche Freiheiten aufzugeben. Mobilität und Klimaschutz müssen sich nicht ausschließen. Für die meisten Klimakiller gibt es zumindest langfristig schadstoffarme Alternativen. Deren Entwicklung und Einführung kann durch Abgaben und Steuern beschleunigt werden - bei der Verwendung erneuerbarer Energien, in der Industrie, in der Autoproduktion und endlich auch im Luftverkehr. Dann leben saubere Typen preiswerter. Wen es in die Ferne zieht, der muss es sich leisten können. Flüge zum Taxipreis entbehren ohnehin jeder Logik. Endlich sollte man ohne Schaum vorm Mund auch klären, ob die Energiewirtschaft mit alten Atomkraftwerken nur Extraprofite machen will, oder ob deren Laufzeitverlängerung wirklich dem Klimaschutz dient. Dass jetzt alles Mögliche auf den Tisch kommt, dass heilige Kühe zur Disposition gestellt werden, die Akteure sich gegenseitig mit Vorschlägen zu übertreffen suchen, ist äußerst erfreulich. Manche mögen es für Hysterie halten. Das könnte daran liegen, dass man einen solchen Meinungsstreit nicht mehr gewohnt ist. Dabei liegt im unideologischen Austausch der Auffassungen der Sinn von parlamentarischer und Medien-Demokratie. Wichtig ist, dass die Diskussion nicht im Sande verläuft oder von Lobbyisten - welcher Coleur auch immer - gekapert wird.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
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