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Überschwemmtes Bolivien: Familien kämpfen ums Überleben

Geschrieben am 06-03-2007

München/Santa Cruz (ots) - Von den katastrophalen Überschwemmungen
in Bolivien sind mindestens 70.000 Familien betroffen. Etliche von
ihnen mussten auf der Flucht vor dem Wasser ihr gesamtes Hab und Gut
zurücklassen. Im Osten Boliviens ist nach starken Regenfällen der
Notstand ausgerufen worden. Die SOS-Kinderdörfer geben Nothilfepakete
an betroffene Familien aus und richten provisorische
Kindertagesstätten ein, um die Eltern zu unterstützen und zu
entlasten.

Alfonso Lupo (AL), Koordinator der SOS-Kinderdörfer in Bolivien,
beschreibt die Lage der Menschen in den am schwersten betroffenen
Gebieten Santa Cruz und im Beni-Distrikt:

Wo und unter welchen Bedingungen sind die Familien und Kinder
untergekommen, die vor dem Wasser geflohen sind?

AL: Viele Menschen haben sich entlang befestigter Straßen in der
Stadt Santa Cruz notdürftig eingerichtet. Sie leben, kochen und
schlafen dort unter absolut beengten Bedingungen. Alle verfügbaren
Schulen sind in Notquartiere umgewandelt worden, so dass dort kein
Unterricht stattfinden kann. Die hohe Dichte an Menschen an diesen
Orten macht zwar die Nothilfe leichter, da wir sie besser erreichen.
Zugleich nimmt aber auch das Ausmaß an Problemen zu.

Wie sind die hygienischen Bedingungen und Gesundheitsrisiken?

AL: Die Situation ist kritisch, wir sind alle sehr besorgt. In den
überschwemmten Landstrichen herrscht tropisches Klima mit
Temperaturen von mehr als 30 Grad. Das stehende Wasser ist bereits
jetzt mit Fäkalien und Abfällen verseucht. Die Gefahr, dass dieses
Wasser Krankheiten verursacht oder dass sich aufgrund der Enge
Seuchen ausbreiten, ist sehr groß: Magen- und Darmkrankheiten, aber
auch Dengue-Fieber und Mayaro, eine Virusinfektion übertragen von
Mücken, die schwere, grippeähnliche Symptome hervorruft.

Findet überhaupt noch Familienleben statt?

AL: Das Leben der Eltern und Kinder hat sich natürlich völlig
geändert. Alle Anstrengungen sind jetzt ausschließlich auf Überleben
ausgerichtet. Viele Menschen hoffen, zurückzukehren in ihr Haus und
in ihr früheres Leben. Dies ist jedoch unwahrscheinlich. Wenn die
Menschen nicht die Mittel haben, um ihre Hütten und Häuschen wieder
auf zu bauen, sich eine neue Lebensgrundlage zu schaffen - was soll
aus ihnen werden? Viele werden auch umziehen müssen - doch wohin und
womit das finanzieren? Was passiert mit ihnen, wenn sie erstmal
realisieren, dass sie alles verloren haben? Das Risiko, dass die
Familien dann zerfallen, ist sehr, sehr groß. Deshalb muss das
wichtigste Ziel unserer Anstrengungen der Wiederaufbau und die
Schaffung von Existenzgrundlagen sein. Bis jetzt sind alle Familien
aber noch zusammen und die SOS-Kinderdörfer tun alles in ihrer Macht
stehende dafür, dass es so bleibt. Unsere Nothilfeaktion läuft
deshalb auch unter dem Motto "Familien helfen Familien". Wenn die
Familien intakt bleiben, haben die Kinder einfach bessere
Entwicklungsmöglichkeiten.

Wie viel Unterstützung wird benötigt?

AL: Der Bedarf an Nothilfe ist weiterhin sehr groß, um das
Überleben der Menschen mit dem Allernotwendigsten zu sichern - und
das ist alles, was im Moment zählt. Die Situation ist dramatischer,
als wir zunächst angenommen hatten, und mit jeder Woche, die vergeht,
wird es schlimmer. Es wird viel Nothilfe von allen Seiten geleistet,
aber die Menschen zu erreichen, ist aufgrund der Umstände schwierig.

Welche Konsequenzen zieht die Flut für die Menschen nach sich?

AL: Erst wenn die Wassermassen weichen, werden die Menschen
wissen, wie viel sie verloren haben. Die Menschen brauchen Hilfe, um
das Wenige, was ihnen vielleicht noch geblieben ist, zu retten. Sie
brauchen wieder ein Dach über dem Kopf und Nahrung. Diese Menschen
waren schon vorher arm - aber was sind sie jetzt? Es gibt kein Wort
dafür. Was bleibt ihnen, was können sie tun? Besonders Gebiete, in
denen die Menschen von Rinderzucht lebten, werden von den Folgen der
Überschwemmung betroffen sein. Nicht nur wohlhabende Viehzüchter,
sondern auch kleinere Bauern mit fünf bis zehn Kühen oder geringen
landwirtschaftlichen Erträgen. Die Regierung prüft derzeit noch, ob
diese Menschen in andere Gebiete umgesiedelt werden können.

Für die Schaltung des Spendenkontos sind wir dankbar:
SOS-Kinderdörfer weltweit 111 1 111 (siebenmal die Eins) BLZ 700 700
10 Deutsche Bank München Stichwort: Bolivien Bilder und weitere
Informationen unter: www.sos-kinderdoerfer.de/presse München, 6. März
2007

Originaltext: SOS-Kinderdörfer/Hermann-Gmeiner-Fonds
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=1658
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_1658.rss2

Pressekontakt:
SOS-Kinderdörfer weltweit
Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
Kommunikation
Tel.: 089/179 14-261 bis -264, Fax: 089/179 14-260
E-Mail: kommunikation@sos-kinderdoerfer.de
Homepage: http://www.sos-kinderdoerfer.de


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