Börnsen: Das Eis bricht - deutsch-russischer Museumsdialog feiert einen großen Erfolg
Geschrieben am 08-03-2007 |
Berlin (ots) - Anlässlich der Eröffnung der Merowinger-Ausstellung in Moskau am 12. März 2007 in Anwesenheit von Kulturstaatsminister Bernd Neumann MdB erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB:
Diese Ausstellung ist eine Sensation: Erstmals werden bei der Merowinger-Ausstellung "Europa ohne Grenzen" in Moskau rund 700 Exponate aus dem Besitz des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte gezeigt, die 1945 nach Russland in Geheimdepots gebracht wurden und seitdem nicht mehr zugänglich waren. Sie wurden verloren geglaubt. Deutschen Museumsfachleuten ist es gelungen, im Dialog mit ihren russischen Kollegen eine so vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, dass diese Objekte präsentiert werden können. Gemeinsam mit 400 weiteren Schaustücken aus der Eremitage, dem Historischen Museum Moskau und der Berliner Sammlung lassen sie nun die Zeit der Völkerwanderung vom 5. - 8. Jahrhundert - vom Ural bis zum Atlantik - wieder aufleben.
Die Präsentation der deutschen Kriegsbeutestücke ist nicht nur ein großes museales Ereignis, sondern eben auch ein politisches. Denn das russische Parlament erklärte die Kunstwerke per Gesetz zum nationalen Eigentum, obwohl laut internationalem Völkerrecht die Beschlagnahmung von Gütern aus einem besiegten Land nicht erlaubt ist. Daher ist es ein großer Erfolg von Staatsminister Bernd Neumann MdB, dass die deutschen Vorgaben für die Ausstellung eingehalten werden: Die Kennzeichnung der Objekte als "kriegsbedingt verbracht, bis 1945 im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin", ihre Herkunftsbezeichnung durch die Berliner Inventarnummer und schließlich die Dokumentation der deutschen Rechtsaufassung im mehrsprachigen Katalog. Denn bei aller Freude über das Gelingen der Ausstellung: Es gibt keine Akzeptanz der russischen Auffassung über die Eigentumsverhältnisse bei den Beutekunststücken. Daher wird die Moskauer Ausstellung in Deutschland nicht gezeigt werden, da die deutsche Seite bei den Beutekunstexponaten die russische Forderung nach freiem Geleit aus gutem Grund nicht erfüllen kann.
Die Merowinger-Ausstellung legt den Grundstein für den weiteren Dialog, auf wissenschaftlicher wie auf politischer Ebene. Ihr Titel "Europa ohne Grenzen" gibt dabei das Ziel vor. Ein grenzenloser Kulturgüterverkehr ist heute leider noch nicht möglich. Aber die deutsche Politik wird nicht nachlassen, die Verhandlungen mit Russland über die Rückführung von Kulturgütern auf der Basis unserer Rechtsauffassung zu führen, auch wenn wir dazu einen langen Atem brauchen. Langfristig ist zu hoffen, dass die Eisdecke bricht. Das nächste geplante deutsch-russische Ausstellungsprojekt, eine Schau über die Bronzezeit, wird dazu einen weiteren Beitrag leisten.
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