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Klimakiller Palmöl - das schmutzige Geschäft mit den Blockheizkraftwerken / Von Mike Lingenfelser und Frank Brendel

Geschrieben am 13-03-2007

München (ots) - Während in Deutschland die Nachfrage nach Palmöl
wächst, müssen in Südostasien immer mehr Urwaldfläche neuen
Palmölplantagen weichen. Nach Recherchen des ARD-Politmagazins Report
München sind nahezu alle deutschen Betreiber größerer
Blockheizkraftwerke mittlerweile vom heimischen Raps- auf billigeres
Palmöl aus Übersee umgestiegen. Die eigentlich klima-freundlichen
Blockheizkraftwerke zur Erzeugung erneuerbarer Energie geraten
dadurch ins Zwielicht, weil die nachhaltige Herstellung von Palmöl in
Ländern wie Indonesien völlig ungesichert ist. Der Brennstoff aus der
Ölpalme wird auch noch über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
subventioniert - mit Geld, das auf die Stromrechnung der Verbraucher
umgelegt wird.

Wie Report München in seiner Sendung am Montag (12.3.07)
berichtet, liegt die Stromerzeugung deutscher Blockheizkraftwerke
mittels Palmöl in diesem Jahr bei rund 1,3 Milliarden Kilowattstunden
(kWh). Das entspricht beispielsweise der gesamten Stromerzeugung aus
Solarenergie des Jahres 2005. Die Betreiber von Blockheizkraftwerken
nützen eine Lücke im Gesetz: Unabhängig von der fragwürdigen Herkunft
des verwendeten Palmöls bekommen sie allein 2007 mindestens 200
Millionen Euro aus der im Strompreis enthaltenen EEG-Umlage vergütet.
Denn formal betrachtet, ist Palmöl genau wie Raps ein nachwachsender
Rohstoff aus landwirtschaftlicher Produktion - unabhängig davon, wo
er hergestellt wird.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht angesichts der paradoxen
Entwicklung sogar die Wende zu mehr erneuerbaren Energien in Gefahr.
Gabriel gegenüber Report München: "Das ist schon besorgniserregend:
Jeder, der EEG-Strom benutzt, denkt er tut etwas Gutes, und wenn er
das zum Teil durch die Zerstörung des Regenwaldes gemacht hat, dann
sind wir kurz davor, den Sinn dieses Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu
diskreditieren."

Die Kraftwerksbetreiber rechtfertigen den Einsatz von preiswertem
Palmöl damit, dass sich Rapsöl als Brennstoff wegen des gestiegenen
Marktpreises nicht mehr lohne. Außerdem verweisen einige darauf, das
von ihnen verwendete Palmöl komme aus Altplantagen und erfülle
Kriterien für nachhaltige Produktion, wie sie etwa von der
Arbeitsgemeinschaft RSPO (Round Table on Sustainable Palmoil)
entwickelt werden. Doch solche Rechtfertigungen lässt Axel Friedrich
vom Bundesumweltamt zum jetzigen Zeitpunkt nicht gelten: "Wenn hier
jemand behauptet, er hat Palmöl von alten, bestehenden Plantagen
gekauft, nimmt er aus dem System Palmöl heraus und erhöht den Druck,
neue Palmölplantagen anzulegen zu Lasten des Urwaldes. Wer so etwas
macht, macht Urwald kaputt. Jede zusätzliche Nachfrage nach Palmöl
führt zu neuen Abholzungen."

Obwohl die Ölpalme grundsätzlich ein nachhaltiger und sehr
ertragreicher Rohstoff ist, fällt wegen der aggressiven
Flächennutzung in den tropischen Anbauländern die Klimabilanz von
Palmölplantagen oftmals vernichtend aus - besonders dann, wenn
Plantagen auf Torfböden angelegt werden. Denn in den Urwäldern und
Torfsümpfen ist besonders viel Kohlenstoff gespeichert. "Durch
unkontrollierte Brände im Vorfeld der Errichtung von Palmölplantagen
entweicht um ein Vielfaches mehr CO2 aus den Torfböden und Urwäldern,
als durch Palmölplantagen und durch den Einsatz von Palmöl als
Brennstoff später überhaupt wieder eingespart werden kann", warnt
Professor Florian Siegert von der Uni München.

Der Druck auf den Bundesumweltminister wächst. Er prüfe derzeit
sogar ein Importverbot. Dies habe aber wenig Aussicht auf Erfolg. Aus
Gabriels Umfeld verlautet, dass eine geplante Novellierung des EEG
darauf abziele, nur noch "nachweislich nachhaltiges Palmöl" zur
Stromerzeugung zuzulassen.

Doch dafür braucht es ein Zertifizierungssystem, mit dem die
Nachhaltigkeit kontrolliert werden kann - ein System, das nur im
Verbund mit der EU und Palmölerzeugerländern wie Indonesien oder
Malaysia und den Plantagenbetreibern funktionieren kann. Dieses
Vorhaben bezeichnet Axel Friedrich vom Bundesumweltamt als "eine der
schwierigsten Aufgaben, die das Amt hier in den letzten Jahrzehnten
begonnen hat, weil viele Interessen und sehr viel Geld damit
verbunden sind."

Erste Vorschläge waren eigentlich für Juni dieses Jahres
angekündigt. Doch bereits dieses Ziel wird nicht erreicht werden, so
Friedrich.

Klimakiller Palmöl - mehr zum Thema: www.report.de

Originaltext: BR Bayerischer Rundfunk
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7560
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7560.rss2

Pressekontakt:
Kontakt:
BR Bayerischer Rundfunk
Pressestelle
Telefon: 089 / 5900 2176


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