LVZ: Parteien kritisieren hohe Energie-Importabhängigkeit Deutschlands / Meyer: Energiepolitik muss Teil der strategischen Außenpolitik werden
Geschrieben am 02-04-2006 |
Leipzig (ots) - Führende Koalitions- wie Oppositionspolitiker haben auf die hohe Energie-Importabhängigkeit Deutschlands als strategisches aber auch als konjunkturelles Risiko hingewiesen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Laurenz Meyer, verlangte deshalb in einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe): "Wir müssen Energiepolitik auch als strategische Aufgabe in der Außenpolitik begreifen." Unmittelbar vor dem Energiegipfel bei der Bundeskanzlerin verwies Meyer auf das Energie-Importrisiko Deutschlands insbesondere auch bei Gas und mahnte "ein neues Energiekonzept für Deutschland" an, das "Wirtschaftlichkeit von Energieversorgung als gleichberechtigtes Ziel neben Umweltverträglichkeit und Sicherheit" stellen müsse. Notwendig sei zudem ein stärkerer Wettbewerb unter den europäischen Energieversorgern. Auch deshalb müsse "neuen Unternehmen Zugang zum deutschen Markt verschafft werden", meinte Meyer. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn mahnte, eine zukunftsfähige Energiepolitik müsse "die Abhängigkeit von Gas, Mineralöl, Kohle und Uran mindern". Diese Energieträger schädigten das Klima und würden immer teurer. Deshalb setzten die Grünen konsequent auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Kraft-Wärme-Kopplung. Zudem bestehe in Deutschland im Energiebereich "eine Art Oligopol vier großer Energieträger, die 80 Prozent der Produktion erbringen". Durch hohe Netzkosten würde kleineren Anbietern der Markteinstieg erschwert. FDP-Vize Rainer Brüderle wies darauf hin, "dass ein großer Teil der Energiereserven der Welt in politisch instabilen oder nur schwer zugänglichen Regionen liegt". Die deutsche Abhängigkeit von Öl oder Gas werde in der Zukunft zudem noch weiter zunehmen. "Die hohen Energiepreise sind ein Konjunkturrisiko", warnte der Liberale. "Nur durch einen breiten Ressourcen-Mix lässt sich das Risiko verringern", so Brüderle. Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschuss im Bundestag, der SPD-Abgeordnete Rainer Wend, beklagte, dass "die Importabhängigkeit immer auch ein volkswirtschaftlicher Verlust" sei. Der energiepolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Hempelmann, wies auf das langfristige Risiko für Deutschland hin, dass sich die potenten Gaslieferanten "zu Regionen mit massiv wachsendem Energiebedarf umorientieren, wie etwa Indien oder China". Langfristige Alternativen zum Erdgas "sind also strategisch unverzichtbar".
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