LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Unternehmenssteuer
Geschrieben am 14-03-2007 |
Leipzig (ots) - Wenn die große Koalition die Einigung bei einem Reformwerk verkündet, ist zuerst vor allem eins geboten - Vorsicht. Zuletzt wurde aus der Gesundheitsreform eine Art politische Fata Morgana, die sich nach monatelangem Gezerre und bei genauem Hinsehen in ihre einzelnen Bestandteile auflöste. Selbst kühne Optimisten glauben nicht mehr daran, dass sie jemals so wie beschlossen umgesetzt wird. Gemessen daran, ging es bei der Unternehmenssteuerreform richtig harmonisch zu.
Von einem Regierungsprojekt aus einem Guss oder gar von einem Durchbruch zu sprechen, verbietet sich trotzdem. Dabei ist der Ansatz richtig. Mit der bisherigen Steuerlast von knapp 39 Prozent für Kapitalgesellschaften liegt Deutschland auf einem europäischen Spitzenplatz. Auf den kann aber niemand stolz sein, weil er im Umkehrschluss dazu geführt hat, dass steuerliche Verschiebebahnhöfe in den Chefetagen deutscher Firmen sich besonderer Beliebtheit erfreuten. Gewinne wurden legal ins - steuerlich besser gestellte - Ausland verlagert, Verluste zu Hause geltend gemacht. Die Folge: Dem Fiskus entgingen jährlich Milliarden-Beträge.
Jetzt wird hier vom Bundesfinanzminister richtigerweise der Hebel angesetzt. Mit der Senkung der Gesamtsteuerlast auf unter 30 Prozent bewegt sich Deutschland international Richtung Mittelfeld. Das ist zwar kein ganz großer Sprung, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Niedrige Steuersätze bilden die Basis für Wettbewerbsfähigkeit, sie machen den Standort für Investoren attraktiver.
Die Logik von Peer Steinbrück ist nachvollziehbar. Der SPD-Mann sollte sich auch vom Aufschrei der Linken in seiner Partei und der Gewerkschaften nicht beirren lassen. Zumal die Kritiker mit dem Vorwurf des 30-Milliarden-Steuergeschenks an deutsche Firmen hausieren gehen, die Gegenfinanzierung von 25 Milliarden durch das Schließen von Steuerschlupflöchern aber unerwähnt lassen. Draufzahlen muss der Fiskus freilich trotzdem:Fünf Milliarden pro Jahr, im ersten Jahr sogar noch mehr. Kein Pappenstiel, in Anbetracht der Tatsache, dass er sich durch die Mehrwertsteuererhöhung schon kräftig beim Normalbürger bedient. Der Finanzminister setzt jetzt darauf, dass die Konjunktur weitere Steuermilliarden in die Staatskassen spült und die Mindereinnahmen schneller als erwartet ausgeglichen werden. Eine Option mit Risiko, chancenlos ist sie jedoch nicht.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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