LVZ: Westerwelle: Ohne Genschers Wirken wäre die deutsche Vereinigungs-Geschichte definitiv anders verlaufen / Der Begriff "genschern" sei zur ehrenvollen Bemerkung geworden
Geschrieben am 19-03-2007 |
Leipzig (ots) - Der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende Guido Westerwelle hat unmittelbar vor dem 80. Geburtstag des früheren Bundesaußenministers und ehemaligen FDP-Vorsitzenden Hans-Dietrich Genscher dessen Rolle als entscheidender Architekt der Deutschen Einheit gewürdigt. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) meinte Westerwelle auf die Frage, ob die deutsche Vereinigungsgeschichte anders verlaufen wäre, ohne das Wirken Genschers: "Definitiv ja. Die Mauer wurde eingedrückt vom Osten nach Westen durch die friedliche Revolution tapferer Bürgerinnen und Bürger in Ostdeutschland." Dass die staatliche Einheit möglich wurde, verdankten die Deutschen auch dem Mitwirken der Verbündeten und der internationalen Staatengemeinschaft, von den USA bis zur Sowjetunion. "Es lag jedoch herausragend an dem weltweiten Vertrauen in Hans-Dietrich Genscher, dass die Welt Deutschland im Einigungsprozess vertraut hat."
Es sei mit dem Wechsel der FDP zur sozialliberalen Koalition 1969 "ein historischer Geniestreich" gewesen, "die neue Ostpolitik gegen den Widerstand der gesamten Union und weiter Teile der bürgerlichen Medien durchzusetzen". Die Deutsche Einheit habe ja nicht erst mit Michael Gorbatschow und der Perestroika begonnen. Aber, "die deutsche Einheit wurde politisch vollendet durch Hans-Dietrich Genscher, der sich vom KSZE-Prozess bis zur beinharten Verhinderung atomarer US-Kurzstreckenwaffen in Deutschland für Frieden, Freiheit und Abrüstung eingesetzt hat", betonte Westerwelle.
Der heutige FDP-Chef forderte "die Bundesregierung und die Vertreter der anderen Parteien" auf, den Erfahrungsschatz Genschers zu nutzen. Die heutige Generation dürfe "nicht der Versuchung unterliegen, zu vergessen, aus welch schrecklichen Kriegstrümmern unsere Werte" der Demokratie entstanden seien. "Wir haben das Glück, dass wir mit Hans-Dietrich Genscher einen Zeitzeugen haben, der mit größter gedanklicher Klarheit sein Wissen an uns, die wir heute in der Politik das Sagen haben, weitergibt. Wir sollten zuhören.
Den im Zusammenhang mit dem Koalitionswechsel von der SPD zur Union von Genscher 1982 eingeleiteten politischen Neuorientierungsprozess der Liberalen und das damit in den allgemeinen Sprachgebrauch des Doppelkopf-Spielers übergegangene Wort des "genschern" - im Sinne eines taktisch motivierten Partnerwechsels mitten in einem Spiel - verteidigte Westerwelle als ehrenvoll. "Hans-Dietrich Genscher hat die Koalition 1982 in der alten Bundesrepublik nicht aus taktischen Gründen gewechselt. Es war notwendig für Deutschland. Er hat seine eigene politische Existenz, sogar die Existenz der gesamten liberalen Partei, für die richtige, aber schwierige Politik in die Waagschale geworfen. Das, was vielleicht ursprünglich als Genscher-kritisch diffamierend gemeint war, ist heute für die meisten, die nachdenken, eine ehrenvolle Beschreibung."
Er selbst, so betonte Westerwelle, hielte es für "nicht nur unbescheiden, es wäre geradezu vermessen, wenn ich mich selbst oder auch wenn jemand anderes wohlmeinend - oder auch negativ - meine Person im Alter von 45 Jahren vergleichen wollte mit dem 80-jährigen Hans-Dietrich Genscher". Dieser habe Nachkriegsgeschichte für Deutschland und die Welt geschrieben. Aber Westerwelle räumte ein, dass es "vieles" von Genscher gebe, "dem ich nacheifere und manches, was meinen persönlichen wie politischen Lebensweg beeinflusst" habe. "Eine strenge Lehre in der Außenpolitik lautet, sich gegen jede Renationalisierungstendenz zu stellen und deutsche Außenpolitik immer einzubetten in unsere europäischen und internationalen Partnerschaften."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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