LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Berliner EU-Erklärung
Geschrieben am 23-03-2007 |
Leipzig (ots) - Von Anita KeckeEuropa und die Gurke Heerscharen von Beamten sitzen in Brüssel und messen den Krümmungsgrad der Gurken. Außerdem nehmen zahllose Billigarbeiter aus Osteuropa die guten deutschen Arbeitsplätze weg. Vorurteile und Klischees von Europa halten sich hartnäckig, gerade auch in Ostdeutschland, wo soziale Ängste vielfach den Blick für die Chancen verstellen. In Polen und Tschechien, die 2004 mit viel Euphorie der EU beigetreten sind, gehen inzwischen die Regierungen auf Distanz zu Brüssel und erschweren den Verfassungsprozess. Bei ihnen kommen diffuse Befürchtungen vor den großen europäischen Partnern hoch, erscheint Washington verlässlicher. Das alles kann und darf aber die EU nicht vom Weg der weiteren Integration abbringen. Es sind Reibungsflächen, Folgen schlechter Kommunikation und Meinungsverschiedenheiten, die geklärt werden können, und zwar friedlich. Die Berliner Erklärung, in der sich alle Mitglieder verpflichten werden, die EU auf eine erneuerte gemeinsame Grundlage zu stellen, weist den Weg. Angela Merkel hat dafür als EU-Ratspräsidentin mit viel Einsatz, Ausdauer und Feingefühl diplomatische Fäden geknüpft. Europa hat allen Grund, heute seine neue friedliche 50-jährige Geschichte zu feiern. Aus einem wirtschaftsorientierten Sechserklub wurde eine Union von 27 Staaten, die viel mehr verbindet als nur ein gemeinsamer Markt und von denen 13 schon mit dem gleichen Geld bezahlen. Sie streben gemeinsame Ziele und Werte an bis hin zu einer europäischen Außen- und Sicherheitspolitik. Dass eben diese durch nationale Egoismen und den stockenden Verfassungsprozess nicht auf dem wünschenswerten Niveau ist, gehört zu den noch offenen Hausaufgaben. Dennoch erreicht kein anderes Staatenbündnis auf der Welt diesen Grad an Verflechtung. Und wäre das europäische Haus nicht attraktiv, würden wohl kaum weitere Mietinteressenten anklopfen. Die EU hat zudem großen Anteil an der Überwindung der Ost-West-Teilung des Kontinents. So unterstützt die Angleichung der politischen, juristischen, wirtschaftlichen und sozialen Standards das Zusammenwachsen. Ostdeutschland, das durch die Wiedervereinigung 1990 automatisch in die Europäische Gemeinschaft hineinrutschte, profitierte besonders davon. So viele Ziel-1-Fördergelder erhalten die später hinzugekommenen ost- und mitteleuropäischen Länder nicht mehr. Die trotzdem in Ostdeutschland vorhandene Europaskepsis mag daran liegen, dass Brüssel wie ein fernes Raumschiff wirkt und nicht wie die täglich gelebte europäische Integration. Konrad Adenauer blickte weit, als er sagte: "Die Einheit Europas war ein Traum weniger. Sie wurde Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für alle." Ob Energieversorgung und Klimaschutz oder Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung - ein Land allein kann das nicht stemmen. Der Blick weit über den Tellerrand, weg von genormter Gurke und kleinkrämerischen Streitigkeiten hin zu den großen Notwendigkeiten, ist wichtiger denn je - nicht nur am 50. Jahrestag der Römischen Verträge. @a.kecke@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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