AZM: Kommentar zu Schily vor Ausschuss
Geschrieben am 29-03-2007 |
Mainz (ots) - Ist der einschlägige Ruf erst ruiniert, lässt es sich auch vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss ziemlich ungeniert leben. Was der frühere Bundesinnenminister vor dem BND-Ausschuss abgeliefert hat, übertrifft allerdings an Unverfrorenheit alles, was man bislang von ihm gewohnt sein konnte. Denn sinngemäß heißt Schilys Aussage nichts anderes als: Wenn Ihr hier einen Schuldigen sucht, da habt Ihr ihn! Im besagten Ausschuss geht es um den Türken Kurnaz, den die USA in Guantanamo länger gefangen hielten, als das nötig gewesen wäre, wenn die Bundesregierung denn grünes Licht gegeben hätte. Stattdessen signalisierte sie aber Ablehnung, und so musste der in Bremen geborene Muselman die illegalen Haftbedingungen dort noch um einiges länger ertragen. Dass Kurnaz höchstwahrscheinlich Dreck am Stecken hat, bleibt zu vermuten, jedoch ist die Einrichtung von Guantanamo ein Verstoß wider Völker- und Menschenrecht. Längst kommt die schärfste Kritik an dem Lager aus den USA selbst. Ganz offenkundig versucht der Polit-Pensionär Schily nun, seinen sozialdemokratischen Parteifreund Steinmeier, zur fraglichen Zeit Kanzleramtsminister unter Schröder, aus der Schusslinie zu nehmen. An Einzelheiten will sich Schily nicht mehr erinnern, aber seine Verantwortung für die dem Kanzleramt übermittelte Einschätzung, die sei klar. Was immer die reine Wahrheit ist, niemand darf mit einem Parlament so verfahren, wie der Ex-Minister das jetzt tut. Überraschen kann sein Auftritt derweil nicht, da Schily früher schon gerne den Raubauz gab. Insbesondere den um die Pressefreiheit besorgten Medienleuten sind seine Ausfälle noch sehr gegenwärtig, mit denen er rüde Übergriffe der Ermittlungsbehörden gegenüber Journalisten rechtfertigte, wenn die bei Indiskretionen aus Behörden von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen versuchten. Jetzt machen Volksvertreter ganz ähnliche Erfahrungen. Seinen Ruf als Rambo wird Schily damit nur weiter festigen.
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