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Der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2006 geht an Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl

Geschrieben am 04-04-2006

Hamburg (ots) -

Der Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried
erforscht »Anstandsdamen«, die Proteine in Form bringen.


Für seine bahnbrechenden Entdeckungen auf dem Gebiet der
Proteinfaltung erhält der Mediziner Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl den
mit 750.000 Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische
Wissenschaft. Diese seit 22 Jahren von der Hamburger Körber-Stiftung
verliehene Auszeichnung ehrt jeweils einen europäischen
Wissenschaftler für ein konkretes, zukunftsweisendes
Forschungsvorhaben. Über die Vergabe des Preises entscheidet ein
international zusammengesetztes Kuratorium unter Vorsitz des
Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Peter Gruss, nach
Vorschlag eines mit europäischen Wissenschaftlern zusammengesetzten
Auswahlgremiums.

Detaillierte Erkenntnisse darüber, wie Eiweiße im Körper in die
richtige Form gefaltet werden, ermöglichen neue Therapieansätze bei
neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Chorea
Huntington.

Proteinmoleküle, also Eiweiße, steuern nahezu alle
Lebensfunktionen in biologischen Systemen. Doch bevor sie in den
Zellen aktiv werden können, müssen die einzelnen Abschnitte des
Proteins zunächst in eine bestimmte dreidimensionale Form gebracht
werden. Dazu brauchen die Eiweiße in den meisten Fällen
Helfermoleküle - so genannte Chaperone (engl.: Anstandsdamen), wie
Prof. Dr. Hartl mit seinem Team 1989 erstmals nachweisen konnte.
Diese Anstandsdamen verhindern, dass Moleküle sich fehlerhaft falten
oder unerlaubte Kontakte mit anderen Molekülen eingehen und dadurch
verklumpen.

Hartls Erkenntnisse sind von entscheidender Bedeutung nicht nur
für die biotechnologische Herstellung von Eiweißmolekülen, sondern
vor allem auch für die Behandlung neurogenerativer Erkrankungen. So
entstehen altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson
dadurch, dass Schlüsselproteine in Nervenzellen Aggregate bilden und
ihre eigentliche Funktion nicht ausüben können. Diese fehlerhafte
Aggregatbildung, so konnte der Preisträger in Reagenzglas-Versuchen
und intakten Zellen zeigen, kann durch eine künstliche Vermehrung der
Chaperone verhindert werden.

Mit dem Preisgeld möchte Hartl neue biophysikalische, biochemische
und zellbiologische Untersuchungsmethoden etablieren. Sein Ziel ist
es, die Ausbeute funktionsfähiger Proteine bei der biotechnologischen
Herstellung zu erhöhen. Vor allem aber gilt es herauszufinden, wie
genau die Fehlfaltung zur Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen
beiträgt und warum die Leistung der molekularen Anstandsdamen mit
zunehmendem Alter nachlässt.

Prof. Dr. Franz-Ulrich Hartl wurde am 10. März 1957 in Essen
geboren und leitet seit 1997 die Abteilung Zelluläre Biochemie am
Max-Planck-Institut für Biochemie. Nach seinem Medizinstudium und
seiner Promotion an der Universität Heidelberg arbeitete er unter
anderem als Professor für Zellbiologie und Genetik am Sloan-Kettering
Cancer Center in New York.

Überreicht wird der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft
2006 am 7. September im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses.

Kuratorium des Körber-Preises

Prof. Dr. Peter Gruss (Vors.), Prof. Dr. Bertil Andersson,

Prof. Dr. Heidi Diggelmann, Prof. Dr. Olaf Kübler,

Prof. Dr. Volker ter Meulen, Prof. Dr. David N. Reinhoudt,

Prof. Dr. Jan-Eric Sundgren, Prof. Dr. Sigmar Wittig


Die Körber-Stiftung

Die Körber-Stiftung will mit ihren Projekten Bürgerinnen und
Bürger aktiv an gesellschaftlichen Diskursen beteiligen. Sie versteht
sich in diesem Sinne als ein Forum für Impulse. Chancen zur
Mitwirkung bietet das Forum besonders in den Bereichen Politik,
Bildung, Wissenschaft und Internationale Verständigung. Wer sich als
Bürger engagiert, kann Wissen weitergeben, Probleme identifizieren
und Aktivitäten anregen. Mit diesen Impulsen setzen die Teilnehmer
wichtige Akzente zur Alltagskultur der Demokratie.


Vorstand der Körber-Stiftung

Christian Wriedt (Vors.)

Dr. Klaus Wehmeier (stellv. Vors.)


Stiftungsrat der Körber-Stiftung

Ulrich Voswinckel (Vors.)


Originaltext: Körber-Preis
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22116
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22116.rss2


Pressekontakt:

Körber-Stiftung
Kehrwieder 12
20457 Hamburg
Telefon +49 · 40 · 80 81 92 - 180
Telefax +49 · 40 · 80 81 92 - 304
Mobil +49 160 741 96 95
E-Mail besch@koerber-stiftung.de
www.koerber-stiftung.de

Informationen zum Thema:
Dr. Nikolaus Besch


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