AZM: Kommentar zu Eon und Endesa
Geschrieben am 03-04-2007 |
Mainz (ots) - Beim Thema Energie ist es in weiten Teilen Europas noch immer mit der freien Marktwirtschaft ganz schnell vorbei, wenn ein ausländischer Konzern sich in nationale Märkte einkaufen will. Das hat die deutsche Eon jetzt nach langem Kampf einsehen müssen und im Wettlauf um den spanischen Endesa-Konzern vernünftigerweise die Segel gestrichen. Die Aufgabe wird zwar mit einer respektablen Bonbonniere versüßt, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass die Deutschen verloren haben. Davon geht zwar die Welt nicht unter, schmerzlich ist die Sache dennoch. Denn Eon musste gegen Mitbewerber antreten, die sich der geballten Unterstützung ihrer Regierungen sicher sein konnten, die wiederum bei der Wahl ihrer Mittel nicht eben zimperlich waren und sich auch von der EU nicht reinreden lassen. Endesa ist nicht nur ein hochrentables Unternehmen in Spanien, es hat vor allem auch eine extrem starke Stellung in Südamerika. Endesa wäre also ein ideales Mittel für Eon gewesen, auf einem Kontinent mit großen Wachstumsressourcen und ziemlich viel "Ellenbogenfreiheit" Fuß zu fassen. So müssen sich die Deutschen jetzt neue Felder suchen, auf denen sie mit ihrer wohlgefüllten Kriegskasse Beute machen können. Osteuropa, Russland und die Türkei rücken deshalb ins Eon-Visier. Das mag auf lange Sicht auch ordentliche Geschäfte versprechen, wenn man die richtigen Partner finden und diese konditionieren kann. Ein Ersatz für die jetzt schon extrem lukrative Endesa sind diese Perspektiven nicht. Brauchen die Deutschen Trost, dann sollten sie sich vergegenwärtigen, dass sie gegen außerordentliche Schwergewichte verloren haben. Das gilt sowohl für den spanischen Bauriesen mit seiner traumhaften Ertragsmarge und noch viel mehr für den ehemaligen italienischen Staatskonzern Enel mit seiner gigantischen Marktmacht zuhause. Die unverhohlene Genugtuung, mit der gestern das Scheitern von Eon in den Regierungszentralen Madrids und Roms registriert und kommentiert wurde, spricht Bände.
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