Neues Deutschland: zur Debatte um die Krankenkassentarife
Geschrieben am 10-04-2007 |
Berlin (ots) - Während die meisten gesetzlichen Krankenkassen momentan ihre ersten Wahltarife veröffentlichen, überschlagen sich Verbraucherzentralen, Patientenberatungsstellen und Politiker mit Ratschlägen an die Versicherten, die Angebote gründlich zu prüfen und lieber erst einmal abzuwarten. Das dürfte kein schlechter Vorschlag sein, nicht einmal, wenn er aus dem Munde der Patientenbeauftragten der Bundesregierung kommt. Hätte Helga Kühn-Mengel das Gleiche vor der Verabschiedung der Gesundheitsreform zu sagen gewagt, wären die Wellen der Empörung über die Ufer des regierungspolitischen Mainstreams geschwappt, der im Wettbewerb das Allheilmittel für jedwedes Zipperlein sieht, vor allem für den chronischen Finanzmangel der Krankenkassen. Die sind nun gezwungen, günstige Tarife anzubieten, und sägen damit an dem Ast, auf dem sie sitzen. Um sich auszurechnen, dass viele von ihnen in absehbarer Zeit die Beiträge erhöhen werden, reichen die Rechenkenntnisse aus der ersten Klasse. Einen Tarif zu finden, der viel weniger Geld kostet, einem aber im Ernstfall jede nötige Behandlung ermöglicht, könnte jedoch selbst nach intensivem Studium unmöglich bleiben. Gesundheitsministerium und Patientenbeauftragte sind fein raus. Das erste hat ein Bürgertelefon geschaltet, an dem ausdrücklich nicht beraten, sondern nur informiert werden darf. Und die zweite hat die Patienten vor ihrem eigenen Gesetz gewarnt. Das ist doch mehr, als man erwarten konnte.
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