"Als ich Kinder bekam, nannte man mich eine Rabenmutter" - Silvana Koch-Mehrin im Gespräch mit emotion

Hamburg (ots) - München, 11. April 2007 - Als Spitzenkandidatin
führte sie die FDP 2004 nach zehn Jahren zurück ins Europaparlament.
Als Frau möchte sie trotz Karriere nicht auf Familie verzichten. "Ich
bekenne, ich bin eine Rabenmutter", sagt Silvana Koch-Mehrin, 37,
verheiratet und Mutter von zwei kleinen Töchtern, darum bewusst
provokant. Bevor sie Kinder hatte, sei sie oft als Frau dargestellt
worden, "die keine Kinder möchte wegen der Karriere", erzählt sie im
Gespräch mit emotion (neue Ausgabe ab 13. April im Handel). "Als ich
dann Kinder hatte, wurde ich plötzlich als Rabenmutter betrachtet,
die es nicht lassen kann, berufstätig zu sein - zu Lasten ihrer
Kinder. Oder als eine Art Wunderwesen: eine, die alles schafft."

Alle drei Interpretationen seien "Zerrbilder", die vor allem
zeigen, "wie man in Deutschland mit Frauen umgeht. Es wird nicht
gesehen, wie viele Frauen nicht Kinder an sich, sondern die
Entscheidung zwischen Kindern und Karriere ablehnen. Man sieht nicht
die vielen Frauen in meinem Alter, die, hervorragend ausgebildet,
wegen der Kinder zu Hause bleiben und dabei nicht glücklich sind,
weil ihnen klar ist, dass vieles nicht mehr möglich ist, wenn man zu
lange vom Arbeitsmarkt fort war".

Wirkliche Entscheidungsfreiheit, so das nüchterne Fazit der
Politikerin, "existiert in Deutschland nicht. Am Ende bleibt die Frau
zu Hause oder steckt stärker zurück als ihr Mann, weil die Strukturen
so sind. Und Männer können sich auch nicht wirklich entscheiden. Es
ist fast ein Automatismus, dass die Frau zurücksteckt, wenn Kinder
kommen. Der Muttermythos ist so übermächtig".

Wenn sie auf Frauenkongressen als Rednerin geladen ist und nach
Wünschen für die Zukunft gefragt werde, antworte sie: "dass meine
Töchter nicht mehr auf Frauenkongresse gehen müssen, die Themen haben
wie 'Frauen und Macht'. Es gibt ja auch keine Männerkongresse für
'Männer und Karriere'".

Originaltext: Gruner+Jahr, emotion
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