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Börsen-Zeitung: Mutiges Sparründchen, Kommentar zum Sparprogramm der Citigroup von Bernd Neubacher

Geschrieben am 11-04-2007

Frankfurt (ots) - 17000 Stellen streicht die Citigroup, weitere
9500 Positionen werden an kostengünstigere Orte verlagert und schon
im laufenden Jahr will das Institut den Aufwand um gut 2 Mrd. Dollar
senken. Dies klingt ambitioniert.

Ambitionierter jedenfalls, als es ist: Ungeachtet der gestern
verkündeten Kürzung um 5% wird die Personalstärke 2007 insgesamt
weiter zunehmen, wie die Bank einräumt. Mit der Verlagerung von
Arbeitsplätzen forciert sie nur, was branchenweit längst gang und
gäbe ist. Und zieht man den Sonderaufwand des Sparprogramms von
brutto 1,6 Mrd. Dollar von den für 2007 avisierten Kürzungen ab,
verbleiben vor Steuern zumindest im laufenden Jahr an Kostensenkungen
gerade einmal rund 500 Mill. Dollar: weniger als 1% der operativen
Kosten 2006.

Restrukturierung? Eher ein Sparründchen. Dass Kostensenkungen
solchen Kalibers vor allem wenn ihnen derart wilde Spekulationen
voran gehen wie im Fall Citigroup, die Investoren nicht vom Hocker
reißen, leuchtet wohl ein. Entsprechend geriet der Aktienkurs zur
Wochenmitte unter Druck. Chief Executive Charles Prince gebührt
Respekt für den Mut, sich den Forderungen des Marktes nach
tiefergehenden Einschnitten zu widersetzen. Kosten kürzen Zauderer.
Wer auf sein Geschäftsmodell vertraut, investiert. Der CEO weiß, dass
eine Universalbank vom Schlage einer Citigroup strategisch nicht
vorankommen kann, wenn sie sich ihrer Stärken im Wettbewerb beraubt:
Ein Institut mit einer Bilanzsumme von 1,9 Bill. Dollar und weit mehr
als 300000 Mitarbeitern in über 100 Staaten muss vielmehr mit seinen
Pfunden wuchern. Die Organisation enger verzahnen, Ressourcen breiter
nutzen - die von Prince und COO Robert Druskin verkündeten Maßnahmen
fürs Back und Middle Office zeigen die Richtung, in die die Citigroup
gehen muss, um die Größenvorteile auszuspielen.

Solange die Nettoeinnahmen nicht annähernd so schnell wachsen wie
der Aufwand, hat der Chef der größten US-Bank freilich keine
Argumente. Nach maßvollen Ausgabenkürzungen gilt es nun umso mehr,
den Ertrag hochzuziehen. Vor allem in dieser Hinsicht hat die Bank
Nachholbedarf. Im vergangenen Jahr hat jeder ihrer Beschäftigten im
Mittel 270000 Dollar an Einnahmen generiert. Die Wettbewerber
verbuchten 362000 Dollar pro Mitarbeiter. Mit den Kürzungen hat sich
der in der Kritik stehende CEO eine wohl letzte Schonfrist
verschafft. Nun muss er beweisen, dass die Citigroup kräftig wachsen
kann nicht trotz, sondern wegen ihrer Größe.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

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Telefon: 069--2732-0


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