Westdeutsche Zeitung: Wird Amerika nun dazulernen? = Von Peter De Thier
Geschrieben am 17-04-2007 |
Düsseldorf (ots) - Der Amoklauf an der Virginia Tech University hat die Amerikaner tief ins Mark getroffen, und auch am Tag danach hat sich die Nation vom Schock nicht erholt. Doch langsam weichen die Emotionen, auf Tränen folgen nun Fragen: Was war das Motiv des Täters? Wie kann es nur angehen, dass zwischen den ersten Morden in einem Studentenheim und der zwei Stunden späteren Abschlachtung von 20 Menschen während einer Deutschstunde keine Warnungen ausgesprochen wurden und der Universitätsbetrieb normal weiterlief?
Das sind Fragen für Polizei und Ermittler. Politiker, Waffenhersteller und konservative Amerikaner hingegen, die für jedermann das bedingungslose Recht fordern, im Nachttisch oder in der Jackentasche eine Schusswaffe zu haben, müssen sich erneut der Frage stellen: Wiegt das Recht auf Selbstverteidigung, immer wieder als Vorwand für die Ablehnung schärferer Waffenkontrolle angeführt, schwerer als die öffentliche Sicherheit? In Blacksburg hat dieses Prinzip jedenfalls kläglich versagt. Denn mit Selbstschutz hatte der Amoklauf nicht das Geringste zu tun. Vielmehr spiegelt er die relative Leichtigkeit wieder, mit der auch junge Menschen an eine tödliche Waffe gelangen können.
Nun werden sich Elterninitiativen, Jugendschutzgruppen und andere Waffengegner zu Wort melden und eine Verschärfung der Rechtslage fordern. Doch ist zu befürchten, dass die Verzweiflungsschreie wirkungslos verhallen. Ähnlich verhielt es sich im Anschluss an das Blutbad an der Columbine High School, das sich fast auf den Tag genau acht Jahre zuvor ereignete. Zwar muss seit diesem Massaker, das 13 Opfer forderte, jede öffentliche Schule während der Unterrichtsstunden von mindestens einem bewaffneten Polizisten bewacht werden. Doch auch das half an der Virginia Tech University nichts.
Etwas ändern könnten in der Tat striktere Waffenkontrollgesetze, die aber wohl an der politischen Realität scheitern werden. Denn die übermächtige US-Waffenlobby gibt jedes Jahr Millionen Dollars aus, um Politiker von einer Kursverschärfung abzuhalten. Die Appelle der als "Pazifisten" verschrienen Waffengegner verpuffen in der Regel ohne jede Wirkung. Es steht deshalb zu befürchten, dass auch das Drama von Blacksburg ohne Konsequenzen bleiben wird.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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