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Börsen-Zeitung: Prügelknabe, Kommentar von Silke Stoltenberg zur exzessiven Dollarschwäche

Geschrieben am 18-04-2007

Frankfurt (ots) - Der Dollar steckt derzeit von allen Seiten
Prügel ein. Wenn es so weitergeht, könnte er an den Devisenmärkten
dem Yen als größtem Schwächling den Rang streitig machen. Der Euro
arbeitet hart daran, den bisherigen Rekordwert von 1,3667 Dollar zu
überbieten. Das Pfund hat den höchsten Stand seit 26 Jahren erreicht.
Der Neuseeland-Dollar sprintete auf ein 22-Jahres-Hoch, der
australische Dollar ist nahe dem teuersten Niveau seit 17 Jahren.
Diese Liste beeindruckender Marken ließe sich beliebig fortsetzen.

Hintergrund der exzessiven Dollarschwäche ist die um sich
greifende Erwartung, dass die US-Notenbank Fed in diesem Jahr die
Zinsen senken wird. Zugleich wetten die Anleger auf steigende Niveaus
in anderen Ländern. Dadurch hat sich in den vergangenen Wochen an den
Märkten eine ausgeprägte Anti-Greenback-Stimmung entwickelt. Jeder
Anlass ist willkommen, um sich gegen die US-Valuta zu positionieren:
kleinste Abweichungen von Konsensprognosen oder sogar der
Handelsstreit mit China. Damit wird der Dollarfall zum Perpetuum
Mobile.

Noch vor rund einem halben Jahr konnten - bei eigentlich ähnlichen
Prognosen für die Zins- und Konjunkturentwicklungen in der Welt -
selbst die schlechtesten Datenveröffentlichungen dem Greenback nichts
anhaben. Damals konnten die Investoren der Gemeinschaftswährung
einfach prinzipiell nichts abgewinnen, der Euro fiel bis auf 1,25
Dollar.

Die jetzige Erwartung einer laxeren Geldpolitik der Fed basiert
darauf, dass mit einer Abkühlung der US-Konjunktur gerechnet wird.
Der kriselnde Häusermarkt steht dabei im Mittelpunkt solcher
Überlegungen, wie die Korrektur an den Aktienmärkten im März
eindrucksvoll bewies.

Dabei wird aber außen vor gelassen, dass die Kerninflation in der
weltgrößten Volkswirtschaft mit einer Jahresrate von jüngst 2,5%
weiter deutlich über dem anvisierten Bereich von 1 bis 2% liegt.
Daher hoben die Währungshüter bei ihrer letzten Sitzung auch die
Inflationssorgen hervor. Zwar wurde nicht mehr von einer möglichen
weiteren Straffung gesprochen, aber im Kommentar der Zinsentscheidung
ließ man sich mit dem Wort "Anpassungen" alle Optionen offen - eben
auch die weiterer Zinserhöhungen. Was schert es die Anleger - der
Rekord des Euro hat derzeit eine fast magische Anziehungskraft.

(Börsen-Zeitung, 19.4.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

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Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
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