SWR startet "Islamisches Wort" Erster Autor ist Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime
Geschrieben am 19-04-2007 |
Stuttgart (ots) - Der Südwestrundfunk veröffentlicht am Freitag, 20. April, zum ersten Mal ein "Islamisches Wort" im Internet. Autor ist der 38-jährige muslimische Publizist Aiman Mazyek aus Alsdorf im Kreis Aachen, der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime. Neben Mazyek konnte der SWR den in Mannheim lebenden Islamwissenschaftler und Imam Bekir Alboga als Autor für das "Islamische Wort" gewinnen. Alboga ist Dialogbeauftragter des türkisch-islamischen Dachverbandes "DITIB" mit Sitz in Köln. Zu dem insgesamt vierköpfigen Autorenteam für das Islamische Wort" werden auch zwei muslimische Frauen gehören, die derzeit vom SWR ausgewählt werden. Das "Islamische Wort" wird künftig an jedem ersten Freitag im Monat über die Internetseite des Wortprogramms SWR cont.ra als Audiodatei zu hören und als Manuskript zu lesen sein. Die "Islamischen Worte" werden in deutscher Sprache verfasst, die Autorinnen und Autoren sprechen ihre Texte selbst. "Mit dem Islamischen Wort wollen wir zum besseren Verständnis zwischen den Kulturen beitragen und zugleich den bei uns lebenden Muslimen ein Zeichen dafür geben, dass wir sie ernst nehmen", sagt SWR-Intendant Prof. Peter Voß. "Wer etwas für die Integration der Zuwanderer tun will, der muss ihnen einiges abverlangen. Genauso wichtig ist es aber, dass unsere Gesellschaft den Zuwanderern im Gegenzug positive Integrationsangebote macht. Dialoge in Gang zu bringen und in Gang zu halten, ist eine ureigene Aufgabe des Rundfunks. Dieser Aufgabe stellen wir uns mit vielen Programmangeboten, und jetzt auch mit dem Islamischen Wort."
Im ersten "Islamischen Wort" beschäftigt sich Aiman Mazyek mit dem Thema: "Barmherzigkeit und Gnade - Gottes oberstes Prinzip". Der Autor bezieht sich dabei auch auf die aktuelle Debatte um eine Begnadigung von ehemaligen RAF-Terroristen und sagt: "Ich persönlich meine, dass die Barmherzigkeit Gottes uns die Kraft des Verzeihens, der Gnade gibt, die stärker ist als die des Hasses und der Zerstörung. Sprechen wir eine barmherzige Sprache miteinander? Haben wir die Kraft zur Barmherzigkeit auch in Extremfällen? Eine äußerst schwierige Frage, eine nahezu unlösbare Herausforderung besonders für Opfer von Hass und Zerstörung, wie die aktuelle Diskussion um die Begnadigung ehemaliger RAF-Terroristen zeigt." Den kompletten Text des ersten "Islamischen Worts" im SWR von Aiman Mazyek finden Sie auf den folgenden Seiten.
Das nächste "Islamische Wort" wird am Freitag, 4. Mai, veröffentlicht. Dann wird Bekir Alboga über "Die Notwendigkeit des Dialogs" zwischen den Menschen, Religionen und Kulturen reden.
Das "Islamische Wort" ist zu finden unter der Internetadresse www.swrcontra.de.
Zum Autor des ersten "Islamischen Worts": Aiman Mazyek wurde 1969 in Aachen als Sohn eines aus Syrien stammenden Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Aiman Mazyek studierte Arabistik in Kairo sowie Philosophie, Ökonomie und Politische Wissenschaften in Aachen. Er absolvierte eine Reihe von Islamstudien. Gemeinsam mit Rupert Neudeck gründete er 2003 die Organisation Grünhelme e.V., die weltweit beim Wiederaufbau von Schulen hilft, die durch Krieg oder Naturkatastrophen zerstört wurden. 1996 gründete Mazyek die Internetpräsenz www.islam.de - heute das größte und bekanntest deutschsprachige Internetportal zu Islam-Themen. Mazyek ist dessen Chefredakteur. Im Zentralrat der Muslime amtiert er seit gut einem Jahr als Generalsekretär.)
Fotos von Aiman Mazyek bei der Produktion des "Islamischen Worts" können Sie ab ca. 16 Uhr herunterladen unter: www.ARD-foto.de
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Johannes Weiß, Telefon 07221/929-2284 oder Valentin Nann, Telefon 0711/929-1103.
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Im Folgenden das "Islamische Wort" von Aiman Mazyek vom 20.4.2007 im Wortlaut:
Barmherzigkeit und Gnade - Gottes oberstes Prinzip
Bismillahi arrahami arrahim. Mit dieser Einleitung beginnen wir Muslime unser Denken und Handeln: "Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen". Es ist das Gefühl und auch die Gewissheit, im Alltag, im Beruf, beim Autofahren oder im Kreis unsrer Familie, Gottes Gnade zu erfahren. Jeder Mensch wünscht sich, dass sein Tun gute Wirkung entfaltet, gesegnet ist. Mit den Worten "Bismillahi arrahami arrahim" habe ich denn auch dieses erste "Islamische Wort" im SWR begonnen. Ich bitte Gott um Seinen Segen für dieses Wort.
Rahma - die einleitend erwähnte Barmherzigkeit Gottes - kommt als Eigenschaft und als Name Gottes mehr als 700 Mal im Koran vor. Damit gehört es zu den am häufigsten erwähnten Attributen Gottes. Es bedeutet, jemandem Wohltat und Güte zu gewähren, vielleicht sogar, ohne dass dieser es unbedingt verdient, es aber trotzdem erhält. Und dies beschreibt exakt die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Gott stellt seine Barmherzigkeit im Koran gegenüber seinen Geschöpfen als "grenzenlos" dar. Im Koran, dem heiligen Buch der Muslime, lesen wir, ich zitiere: "Er hat sich zur Barmherzigkeit verpflichtet" (Sure 6/12). Rahma, als oberstes göttliches Handlungsprinzip, zieht sich wie ein roter Faden durch unser gesamtes Dasein hindurch. Arrahim, vom selben Wortstamm wie Rahma, bedeutet im Arabischen auch: Mutterleib. Es ist der Ort, wo das Kind vollkommen geschützt heranwächst. Im Koran heißt es: "Er ist es, der euch im Al-Rahim gestaltet" (Sure 3/6). Das liebevolle, mütterliche Kümmern ums eigene Kind kommt der Beschreibung sehr nah, wie Gott mit seinen Geschöpfen umgeht. Es ist demnach eher ein mütterliches Verhältnis zwischen Gott und uns Menschen als ein väterliches. Die Barmherzigkeit kommt nicht nur in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen zum Tragen, sondern auch die Beziehungen der Menschen untereinander sollen von Barmherzigkeit geleitet sein. Nicht von ungefähr gibt es Namen wie Abdul-Rahman oder Abdul-Rahim, was so viel heißt wie Diener des Barmherzigen.
Der Prophet Mohammad (Friede sei mit ihm) sagte einmal: "Ihr werdet das Paradies nicht betreten, bevor ihr nicht barmherzig handelt." Seine Anhänger sagten: "Wir sind doch alle barmherzig." Er sagte: "Es ist nicht (nur) die Barmherzigkeit unter Euresgleichen, sondern die Barmherzigkeit gegenüber allen (Menschen); er wiederholte: die Barmherzigkeit gegenüber allen."
Ich persönlich meine, dass die Barmherzigkeit Gottes uns die Kraft des Verzeihens, der Gnade gibt, die stärker ist als die des Hasses und der Zerstörung. Sprechen wir eine barmherzige Sprache miteinander? Haben wir die Kraft zur Barmherzigkeit auch in Extremfällen? Eine äußerst schwierige Frage, eine nahezu unlösbare Herausforderung besonders für Opfer von Hass und Zerstörung, wie die aktuelle Diskussion um die Begnadigung ehemaliger RAF-Terroristen zeigt.
Wir Menschen mit unserem begrenzten Wissen sind auf Gottes Rechtleitung existenziell angewiesen. Die Rechtleitung hat ihren Ursprung wiederum in Gottes Barmherzigkeit, damit der Mensch nicht irre geht. Frauen und Männer in Geschichte und Gegenwart tragen Gottes Barmherzigkeit weiter - sozusagen als Botschafter für die Menschen. So werden z.B. die Propheten Moses, Jesus oder auch Mohammad - Friede sei mit ihnen allen - aber auch Maria, der im Koran zu Ehren eine ganze Sure gewidmet ist, als Träger der Barmherzigkeit Gottes beschrieben. Unser Bündnis mit Gott ist stets von der Hoffnung getragen, dass unsre Vergehen und Versäumnisse vom Barmherzigen vergeben werden. Gott sagte mittels seines Gesandten Mohammad: "O Mensch, wenn auch deine Missetaten bis zu den Wolken des Himmels reichten, und du Mich um Vergebung bittest, so vergebe ich dir." (Hadith Kudsi nach Thirmisi) Eindringlich ruft Gott die Menschen im Koran auf: "Verliert nicht die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Gewiss, Gott vergibt alle Sünden. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige." (Sure 39/53).
Originaltext: SWR - Südwestrundfunk Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7169 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7169.rss2
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