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Banken halten Fusionskarussell in Fahrt

Geschrieben am 24-04-2007

Frankfurt am Main (ots) -

Übernahmevolumen im europäischen Finanzdienstleistungssektor
steigt 2006 um fast 80 Prozent / Banken führen Konsolidierung auch
2007 an / Deutsche Institute in Wartestellung

Die Fusionswelle im europäischen Finanzdienstleistungssektor ist
2006 weiter angestiegen. Das Volumen der Zusammenschlüsse und
Übernahmen (Mergers & Acquisitions, kurz: M&A) legte im Vergleich zum
Vorjahr um fast 80 Prozent auf 137 Milliarden Euro zu, wie aus der
Studie "Financial Services M&A - Going for growth in Europe" der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers
(PwC) hervor geht.

"Der drastische Anstieg ist in erster Linie auf den Bankensektor
zurück zu führen. Während hier in den vergangenen Jahren
grenzüberschreitende Fusionen dominierten, stand 2006 vor allem in
Italien und Frankreich die Konsolidierung auf nationaler Ebene im
Vordergrund", erläutert Daniel Knüsel, Partner bei PwC im Bereich
Financial Services. Auch 2007 wird der Bankensektor bei der
Konsolidierung der europäischen Finanzbranche die Führungsrolle
einnehmen. Dafür dürfte allein die Übernahme der niederländischen ABN
Amro durch Barclays sorgen.

Im gesamten Finanzdienstleistungssektor verdreifachte sich das
Volumen der inländischen Transaktionen gegenüber 2005 auf rund 76
Milliarden Euro, während sich der Wert grenzüberschreitender
Verbindungen mit knapp 61 Milliarden Euro im Jahr 2006 nur
geringfügig erhöhte. In der Versicherungsbranche stieg der
Transaktionswert um gut ein Drittel auf 25 Milliarden Euro.

Deutsche Institute waren 2006 eher Zuschauer als Beteiligte des
Fusionsgeschehens: Ihr Anteil am gesamten Transaktionsvolumen sank
gegenüber 2005 von 28 Prozent auf nur noch 1,7 Prozent. Im Jahr 2005
hatte die Übernahme der HypoVereinbank durch Unicredit für ein
außergewöhnlich hohes Transaktionsvolumen gesorgt.
Private-Equity-Fonds blieben auch 2006 an Beteiligungen im
Finanzdienstleistungssektor interessiert. Das Volumen der Übernahmen,
bei denen Finanzinvestoren als Käufer beteiligt waren, sank jedoch um
gut 30 Prozent auf rund 4,3 Milliarden Euro.

Banken suchen den Champion

Der Wert der Fusionen und Übernahmen im Bankensektor verdoppelte
sich 2006 auf fast 100 Milliarden Euro und machte damit über 70
Prozent des Transaktionsvolumens in der gesamten
Finanzdienstleistungsbranche aus. Dabei zeigte sich vor allem in
Italien der Trend zur Bildung nationaler Champions: Neben der Fusion
von Banca Intesa und Sanpaolo IMI mit einem Transaktionsvolumen von
annähernd 30 Milliarden Euro waren 2006 zwei weitere Zusammenschlüsse
italienischer Banken unter den zehn größten Deals im
Finanzdienstleistungssektor.

Insbesondere französische Banken versuchten 2006, sich durch
Zukäufe im Ausland ein zweites Standbein neben dem Heimatmarkt zu
verschaffen. So waren französische Institute an der Mehrzahl der 13
grenzüberschreitenden Zusammenschlüsse als Bieter beteiligt.
Bemerkenswert ist auch das gestiegene Interesse an Beteiligungen in
Südosteuropa. So übernahm die belgische Dexia die türkische Denizbank
für knapp 1,9 Milliarden Euro und Credit Agricole die griechische
Emporiki Bank für gut 3 Milliarden Euro. Aber in Südosteuropa
entstehen auch aus eigener Kraft regional bedeutende Wettbewerber,
wie die politisch sensible Übernahme der türkischen Finansbank durch
die National Bank of Greece zeigt.

US-Investoren hielten sich 2006 mit Zukäufen im europäischen
Bankensektor stark zurück. Eine Ausnahme ist die Übernahme der
österreichischen BAWAG durch ein internationales Konsortium unter
Führung des US-Finanzinvestors Cerberus. Allerdings könnte Europa
langfristig dank der gesetzlichen Marktbeschränkungen in den USA
stärker ins Blickfeld rücken: Die so genannte "deposit cap" schreibt
vor, dass kein US-Institut mehr als zehn Prozent der inländischen
Bankeinlagen verwalten darf. Damit müssen die großen Banken ab einem
bestimmten Punkt für weiteres Wachstum eine Expansion im Ausland in
Betracht ziehen.

Deutschland bleibt international gesehen Nebenschauplatz

Während sich die Konsolidierung des europäischen Bankensektors in
den kommenden Jahren zweifellos fortsetzen wird, dürfte Deutschland
in diesem Prozess eher eine Nebenrolle spielen. "Das dreigliedrige
System aus privaten, öffentlichen und genossenschaftlichen Banken
bleibt wohl auch in Zukunft in Deutschland stabil." kommentiert
Knüsel.

Eine Konsolidierung des deutschen Bankensektors wird es in
nächster Zeit eher innerhalb der drei Säulen geben. Für ausländische
Banken ist es unter diesen Umständen schwierig, geeignete Partner auf
dem deutschen Markt zu finden. Transaktionen wie die Übernahme der
HypoVereinsbank durch Unicredit im Jahr 2005 bleiben sicherlich eher
die Ausnahme als die Regel.

Allfinanz-Konzept verliert an Attraktivität

Auf den Versicherungssektor entfielen 2006 vier der 20 größten
M&A-Transaktionen. In drei Fällen traten Banken als Verkäufer auf:
Die Credit Suisse trennte sich von der Versicherungstochter
Winterthur, Santander vom Lebensversicherungsgeschäft der Abbey
National und die Caisse d'Epargne von der verbliebenen Beteiligung am
Versicherer Ecureil Vie.

"Offensichtlich stößt das Allfinanzkonzept von Bank und
Versicherung unter einem Dach nicht mehr auf die gleiche Begeisterung
wie vor einigen Jahren", kommentiert Knüsel. Allerdings bleibt das
Modell in Ländern attraktiv, in denen Versicherungen traditionell
stärker von Banken verkauft werden, wie die Fusionsgespräche zwischen
der Banca Popolare di Verona und der Cattolica Assicurazioni zeigen.
Auch die HSBC hat Anfang 2007 angekündigt, ihre Erträge aus dem
Versicherungsgeschäft deutlich steigern zu wollen.

Zusammenschlüsse zwischen Versicherungskonzernen zielten 2006 auf
die Realisierung von Skaleneffekten und Verbesserung der Kostenbasis,
aber auch eine ausgewogenere Ertragsstruktur ab. Im laufenden Jahr
dürfte auch das Interesse von Private-Equity-Fonds insbesondere an
Sachversicherungsunternehmen steigen, nachdem der Finanzinvestor Duke
Street and Englefield Capital mit dem Verkauf der Equity Insurance
Group einen Gewinn von über 200 Millionen Euro erzielte. Der Fonds
war nur 18 Monate an der Versicherung beteiligt.

EU fördert Konsolidierung durch SEPA-Richtlinie

Im Bereich der Zahlungsverkehrsdienstleister gab es lange Zeit
kaum nennenswerte M&A-Aktivitäten. Das hat sich durch die
EU-Richtlinie zur Schaffung eines einheitlichen Zahlungsraums in der
Eurozone ("Single Euro Payments Area, SEPA"), der ab 1. Januar 2008
Realität sein soll, geändert. Die Europäische Kommission erhofft sich
von einer Vereinheitlichung der grenzüberschreitenden
Zahlungsverkehrssysteme Einsparungen von 50 bis 100 Milliarden Euro
pro Jahr. Langfristig soll jedes Unternehmen und jeder Bürger
unabhängig vom Herkunftsland seinen gesamten Zahlungsverkehr über
eine beliebige Bank des Eurosystems abwickeln können.

Für die bislang national ausgerichteten
Zahlungsverkehrsdienstleister ist die SEPA-Richtlinie nicht nur eine
technologische Herausforderung, sondern auch eine ökonomische: Mit
zunehmender Angleichung der Standards können sich Unternehmen und
Banken für den europaweit günstigsten Anbieter entscheiden. Um Kosten
zu senken, brauchen Zahlungsverkehrsdienstleister eine ausreichende
kritische Masse im europaweiten Wettbewerb.

Grenzüberschreitende Fusionen sind die logische Konsequenz: Im
Februar 2006 schlossen sich das deutsche Transaktionsinstitut und die
niederländische Interpay zusammen, und im Sommer kaufte der
französische IT-Dienstleister Atos Origin die belgische Banksys. Zu
Beginn des Jahres 2007 schlossen sich in Großbritannien die Provider
Voca und Link zu einem der europaweit führenden
Zahlungsverkehrs-dienstleister zusammen.

Die Studie finden Sie als kostenlosen Download unter
http://www.pwc.de/portal/pub/presse

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Dr. Daniel Knüsel
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Advisory Financial Services
Tel.: (069) 95 85 - 58 03
E-Mail: daniel.knuesel@de.pwc.com

Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist
in Deutschland mit 8.100 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von
rund 1,2 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung
(Advisory).

Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=8664
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_8664.rss2

Pressekontakt:
Claudia Mende
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel.: (069) 95 85 - 31 79
E-Mail: claudia.mende@de.pwc.com


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