Börsen-Zeitung: ABN Amro droht Aufspaltung Kommentar zur Konterattacke des von der Royal Bank of Scotland (RBS) angeführten Konsortiums im Übernahmekampf um ABN Amro, von Markus Frühauf.
Geschrieben am 25-04-2007 |
Frankfurt (ots) - Die Konterattacke des von der Royal Bank of Scotland (RBS) angeführten Konsortiums ist gut platziert. Auf der Hauptversammlung (HV) in Den Haag wird ABN-Amro-Chef Rijkman Groenink erfahren, welche Chancen das von ihm unterstützte Gebot der britischen Barclays hat. Eine endgültige Abstimmung, ob die niederländische Großbank unter das Barclays-Dach kommt oder vom Konsortium aufgespalten wird, trifft erst die außerordentliche HV.
Das Bankentrio aus RBS, Santander und Fortis bietet mit 72 Mrd. Euro nicht nur 5 Mrd. mehr als Barclays, sondern lockt die ABN-Amro-Aktionäre vor allem mit einer Cash-Komponente von 70%. Dagegen will Barclays den gesamten Preis in eigenen Aktien zahlen. Groenink muss sich auf harsche Kritik der von The Children's Investment Fund (TCI) angeführten Hedgefonds gefasst machen.
Denn der Verdacht liegt nahe, dass er den Mega-Deal mit Barclays auf die Schnelle durchboxen wollte. Mit dem Vorabverkauf von ABN Amros US-Tochter LaSalle für 21 Mrd. Dollar an die Bank of America wollten Groenink und Barclays-Chef John Varley der RBS den Appetit verderben. Denn RBS-Chef Fred Goodwin hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es sein Haus vor allem auf LaSalle abgesehen hatte.
Für Stirnrunzeln sorgt auch die Reaktion der ABN-Amro-Führung auf die TCI-Attacke Mitte Februar. Der britische Hedgefonds hatte das Management aufgefordert, den Verkauf oder die Aufspaltung der Bank zu prüfen. Einen ehrgeizigen Wachstumsplan, mit dem die Eigenständigkeit von ABN Amro hätte gesichert werden können, präsentierte Groenink aber nicht. Stattdessen wartete er im März mit seinem "weißen Ritter" Barclays auf. Dies lässt nur darauf schließen, dass Groenink eine eigenständige Zukunft von ABN Amro nicht als oberste Priorität betrachtet hatte.
Doch nach dem Gegenschlag des RBS-Konsortiums sind die Chancen von Barclays und damit von Groeninks angestrebter Transaktion merklich gesunken. Barclays-Chef John Varley muss nun sein Gebot aufstocken, will er weiterhin im Rennen bleiben. Gegenüber seinen Aktionären muss er für diesen Schritt gute Argumente finden.
Es spricht jedenfalls nicht für die von Groenink gewählte Verhandlungsstrategie, dass ABN Amro nun das Zerschlagungsszenario des RBS-Konsortiums droht.
(Börsen-Zeitung, 26.4.2007)
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