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Gertz: Politik muss sich der Großbaustelle Bundeswehr zuwenden!

Geschrieben am 26-04-2007

Berlin (ots) - Die Mitgliederbefragung des BundeswehrVerbandes
zeigt ein differenziertes, aber auch höchst alarmierendes
Stimmungsbild der Streitkräfte - Nur 3,8 Prozent der Befragten fühlen
sich von der Politik unterstützt - 73,8 Prozent der Berufssoldaten
würden den Dienst in den Streitkräften nicht empfehlen

In den deutschen Streitkräften zeichnet sich eine große
Unzufriedenheit in zentralen Bereichen ab. Ein erschreckend großer
Teil der Soldatinnen und Soldaten fühlt sich von der Politik
sprichwörtlich "im Stich gelassen". Die Bundeswehr läuft Gefahr, dass
aufgrund der Arbeitsbedingungen, der Unterfinanzierung und
unzureichenden Ausstattung der Streitkräfte, die sich im Ergebnis
negativ auf die Motivation der Truppe auswirken, "eine konsequente
und zufriedenstellende Aufgabenerfüllung massiv beeinträchtigt wird".

Das geht aus der Mitgliederbefragung des Deutschen
BundeswehrVerbandes hervor, die an der Universität Passau unter der
Leitung des Politikwissenschaftlers Gerd Strohmeier unter
Berücksichtigung sozialwissenschaftlicher Standards erhoben wurde.
Unter dem Motto "Jetzt reden Sie" waren die Mitglieder vom 10.
Dezember 2006 bis 28. Februar 2007 aufgerufen, sich zur
Berufszufriedenheit in den Streitkräften zu äußern.

DBwV-Bundesvorsitzender Oberst Bernhard Gertz: "An der Befragung
haben sich 45.040 von 210.000 Mitgliedern des DBwV beteiligt. Das ist
zwar 'nur' ein knappes Viertel der Mitglieder - aber eine
vergleichbare Gesamtbefragung dieser Größenordnung wies die
Geschichte der Sozialwissenschaften in Deutschland bisher nicht auf."

Es gehe nicht um Schuldzuweisungen an Regierung und Parlament und
erst recht nicht um den Versuch, einzelne für die im Bericht
beschriebenen Mängel und Defizite haftbar zu machen. Anliegen des
Verbandes sei es vielmehr, dass alle politisch und militärisch
Verantwortlichen die im Bericht verkörperte Zustandsbeschreibung
"annehmen" und in politische Schlussfolgerungen übersetzen, betonte
Gertz heute in der Bundespressekonferenz. Der DBwV habe keinen
Zweifel daran, dass nahezu alle zutage getretenen Probleme sich
letztlich auf die spätestens seit Anfang der neunziger Jahre
bestehende massive Unterfinanzierung der Armee bei Personal, Betrieb
und Investitionen zurückführen lassen.

Gertz: "Es ist daher höchste Zeit, dass im Verteilungskampf um
knappe Ressourcen nicht nur die Baustellen Arbeits- und Sozialpolitik
sowie Gesundheitspolitik angemessen berücksichtigt werden, sondern
auch eine Institution, die man nach dem heutigen Bericht im
Verhältnis dazu nur noch mit dem Begriff 'Großbaustelle Bundeswehr!"
beschreiben kann." Wenn bei der finanziellen Ausstattung der Armee
nicht rasch und grundlegend umgesteuert werde, drohe die
Unzufriedenheit der Soldaten die Auftragserfüllung der Bundeswehr
massiv zu beeinträchtigen. "Ich warne dringend davor, einer solchen
Entwicklung tatenlos zuzusehen."

Die markanten Ergebnisse der Strohmeier-Studie:

- Nur 3,87 Prozent der Teilnehmer (und sogar nur 1,81 Prozent der
befragten Berufssoldaten) fühlen sich von der Politik
unterstützt. ( S. 47/73)

- Nur 18,43 Prozent der Teilnehmer (und sogar nur 9,72 Prozent der
Beufssoldaten) glauben, dass es der Bundeswehr zukünftig
gelingen wird, den qualifizierten Nachwuchs im notwendigen
Umfang zu gewinnen. (S. 48/74)

- 73,66 Prozent der befragten Berufssoldaten würden ihnen nahe
stehenden Personen (z.B. ihren Kindern) den Dienst in den
Streitkräften nicht empfehlen. (S. 75)

- 64,04 Prozent der Teilnehmer (und sogar 70,58 Prozent der
Berufssoldaten) finden, dass die Politik den Sinn von
Auslandseinsätzen nicht ausreichend vermittelt. (S. 50/76)

- Insgesamt 67,36 Prozent der befragten Teilnehmer an
Auslandseinsätzen bewerten die persönliche Ausrüstung für
Auslandseinsätze mit den Prädikaten "mittelmäßig", "schlecht"
oder "sehr schlecht". (S. 112)

- Nur 24,24 Prozent der befragten Soldaten mit Auslandseinsätzen
beurteilen die materielle Ausstattung im Auslandseinsatz
positiv, dagegen 71,63 Prozent mit "mittelmäßig" bis "sehr
schlecht". (S. 113)

Originaltext: DBwV Dt. BundeswehrVerband
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=12472
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_12472.rss2

Pressekontakt:
Wilfried Stolze, Tel.: 030/80470330


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