LVZ: Gewerkschaftschefs mahnen reguläres Lohn-Plus angesichts der boomenden Konjunktur an / Absage an konjunkturell motivierte Einmal-Forderungen
Geschrieben am 28-04-2007 |
Leipzig (ots) - Führende Gewerkschaftsvertreter haben Forderungen nach zusätzlichen Konjunkturaufschlägen bei den gültigen Tariflöhnen auf Grund des Wirtschaftswachstums abgelehnt. Ebenso erteilten sie Arbeitgeber-Angeboten für Einmal-Zahlungen wegen des Konjunkturaufschwungs eine klare Absage. Ziel bleibe die Dynamisierung der Tarifentwicklung, versichern mehrere Gewerkschaftsvorsitzende in Gesprächen mit der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe). Sie verwiesen darauf, in guten wie in schlechten Wirtschaftszeiten müssten sich die Tarifpartner aufeinander verlassen können. Zugleich wurde aber mehrfach darauf verwiesen, dass die gute Wirtschaftslage sich bei den allgemeinen Tarifverhandlungen in Zukunft zwingend auch regulär für die Arbeitnehmer auszahlen müsse.
Der Vorsitzende der Chemiegewerkschaft IG BCE, Hubertus Schmoldt, sagte: "In allen Verhandlungen und Tarifabkommen spiegeln sich die gesamtwirtschaftliche Lage und die konjunkturelle Situation der jeweiligen Branche wieder. Insofern stellt sich die Frage nach einem ,Konjunkturaufschlag' für uns nicht. Auch deshalb nicht, weil grundsätzlich gilt: Verträge werden eingehalten, die beiden Tarifparteien müssen sich aufeinander verlassen können. Und zwar in guten wie in weniger guten konjunkturellen Zeiten. Wer zusätzliche Aufschläge will, müsste sich dann auch mit Abschlägen einverstanden erklären. Das wollen wir nicht."
Der Vorsitzende der Eisenbahngewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, hob gegenüber der Zeitung hervor: "Wir möchten eine langfristige Absicherung der Einkommen der Arbeitnehmer. Deshalb verlangen wir in den aktuellen Tarifverhandlungen spürbare Einkommensverbesserungen - und zwar auf die Entgelt-Tabelle." Ziel sei die Dynamisierung auch bei künftigen Tarifverhandlungen. "Sonderzahlungen kommen für uns nur als zusätzliche Leistungen in Betracht, ansonsten könnten die Arbeitgeber anfangen, das eine gegen das andere aufzurechnen." Es gebe "für eine nachhaltige Tarifsteigerung keine Alternative", so Hansen.
Klaus Wiesehügel, Chef der Baugewerkschaft IG BAU betonte: "Die Zeit ist reif für eine Teilhabe der Arbeitnehmer an dem Konjunkturaufschwung." Dafür stehe aber bereits die aktuelle Tarifforderung seiner Gewerkschaft, die deshalb mit 5,5 Prozent "deutlich höher ausgefallen ist als früher". Darin sei bereits ein ",Nachholfaktor' von 1,2 Prozent als Ausgleich für die Lohnzurückhaltung in den vergangenen Jahren enthalten".
Ähnlich argumentierte der Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg. Er meinte ergänzend: "Ich will keine Neiddebatte in Deutschland, trotz der um 30 Prozent gestiegenen Dividenden-Ausschüttungen der DAX-Unternehmen." Aber es sei doch wohl klar: "Die Arbeitnehmer müssen jetzt auch endlich beteiligt werden. Deshalb brauchen wir höhere, kräftigere Abschlüsse als in den letzten Jahren." Schließlich müsse man "dringend etwas tun, damit die Binnennachfrage gestärkt wird, denn sonst wird der Aufschwung nicht dauerhaft sein."
Konrad Freiberg, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagte der Zeitung: "Seit Jahren hat die Polizei durch Einsatz-Belastungen Hochkonjunktur. Dem stehen aber ständig Personalabbau und seit Jahren sinkende Einkommen der Polizisten entgegen. Natürlich ist es Zeit für Einkommensverbesserungen, aber nicht mit Einmal-Zuschlägen, sondern durch seriöse Gehaltserhöhungen und Rücknahme der Kürzungen." Freiberg ergänzte als besonders vordringlich: "Die Kollegen wollen ihr Weihnachts- und Urlaubsgeld wieder haben."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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