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LVZ: zum Tarifkonflikt

Geschrieben am 03-05-2007

Leipzig (ots) - Mini-Aufschwung
Von THILO BOSS
Es rumort in der Republik. Oder besser gesagt in der Wirtschaft. Das
Ost-Baugewerbe hat den Tarifvertrag gekündigt, bei der Telekom
kämpfen 50000 Beschäftigte gegen Auslagerung und Lohnkürzung. Und im
zweiten Jahr des Aufschwungs steht Deutschland wieder vor einer
härteren Tarifauseinandersetzung. Die Gewerkschafter um Peters,
Bsirske & Co. jedenfalls haben das Ende der Bescheidenheit ausgerufen
und gehen mit üppigen Forderungen in die Schlussphase der
Verhandlungen. Die Unternehmer um Kannegiesser, Brucklacher & Co.
mahnen dagegen zur Lohnzurückhaltung und warnen vor dem Verlust von
Wettbewerbsfähigkeit. Kurzum, Deutschland könnte einen heißen
Frühling erleben.
Doch es wird bekanntlich nichts so heiß gegessen, wie es gekocht
wird. Zumindest, was die Tarifkonflikte anbelangt. Die spitzen sich
zwar zu. Auf breiter Front gescheitert sind sie aber nicht. Noch ist
kein Vorstand angerufen, noch kein Schlichter eingeschaltet und noch
keine Urabstimmung erfolgt. Ja, der Metallbezirk Baden-Württemberg
könnte erneut einen Pilot-Abschluss vorlegen. Was Gesamtmetall-Chef
Kannegiesser schon vor der fünften Verhandlungsrunde angedeutet hat.
Was auch zu hoffen bleibt. Denn ein Arbeitskampf nützt niemandem. Das
Konjunkturpflänzchen in Deutschland ist zu schwach, als dass es durch
überzogene Forderungen und halsstarrige Blockadehaltung erdrückt
werden darf. In Deutschland sind vier Millionen Menschen ohne Job.
Viele von ihnen, weil Arbeit im Niedriglohnbereich zu teuer ist. Der
private Konsum ist zwar angesprungen, aber noch nicht kräftig genug,
um die Binnenkonjunktur nachhaltig zu stützen. Darum wird es auch in
diesem Jahr kein deutliches Wachstum jenseits der zwei Prozent geben.
Gewinne hin, mehr Geld in der Tasche her. Vor diesem Hintergrund
sollten die Tarifpartner handeln. Auch aus einer
gesamtgesellschaftlichen Verantwortung heraus. Denn keinem ist
geholfen, wenn der Standort im internationalen Vergleich wieder
zurückfällt und der kranke Mann Europas, der sich endlich auf dem Weg
der Besserung befindet, einen Rückfall erleidet. Ist Arbeit
bezahlbar, wird auch investiert. Deswegen spielen Lohn- und
Lohnnebenkosten im globalen Standortwettbewerb eine bedeutende Rolle.
Aber eben nur eine, was etwa das Beispiel Automobilindustrie zeigt.
Im Durchschnitt schlagen die Arbeitskosten bei einem in Deutschland
hergestellten Pkw mit 18 Prozent zu Buche. Das sagt im Prinzip alles
und ist auch der Grund, warum für Hersteller wie BMW oder Volkswagen
eine flexible Ausgestaltung der Arbeitszeit wichtiger als ein Prozent
mehr Lohn ist.
Die Wahrheit liegt wie so oft im Leben wieder mal in der Mitte.
Wettbewerbsvorteile, die durch Lohnzurückhaltung der vergangenen
Jahre gewonnen wurden, dürfen in der Tarifrunde 2007 nicht aufs Spiel
gesetzt werden, Kaufkraftverluste der Beschäftigten und die gute
Ertragslage der Unternehmen müssen sich in einem Abschluss
wiederfinden. Und das wiederum erfordert ein pragmatisches Vorgehen
ohne großes Tamtam und Säbelrasseln. Damit sich zumindest der
Mini-Aufschwung fortsetzt.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
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Telefon: 0341/218 11558


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