LVZ: Ex-Verfassungsgerichts-Vizepräsident Mahrenholz: Söder habe im Fall Christian Klar "unsägliche Dummheit" bewiesen / Vieltausendfache Judenmörder sind still, leise und unerregt begnadigt worden
Geschrieben am 07-05-2007 |
Leipzig (ots) - Der frühere Vizepräsident beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, Ernst Gottfried Mahrenholz, hält im gescheiterten Gnadenfall Christian Klar dem CSU-Generalsekretär Markus Söder "unsägliche Dummheit" vor. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) warf Mahrenholz zugleich die Frage auf, weshalb bei der vielfachen Begnadigung vieltausendfacher Judenmörder keine öffentliche Debatte in Deutschland entstand.
Mit Blick auf das abgelehnte Gnadenersuch des RAF-Täters Christian Klar durch den Bundespräsidenten sagte Mahrenholz zur Vermutung, der Bundespräsident habe sich dem politischen Druck zahlreicher Politiker gebeugt: "Das Schlimme ist, dass diese wahnwitzige Kampagne bestimmter Politiker gegen Christian Klar den Bundespräsidenten diesem Verdacht aussetzt." Die Ablehnung des Gnadenersuchs sei zu bedauern. Auch dann, wenn auf diese Weise die lauten und nicht immer qualifizierten Stimmen gegen die Begnadigung den Bundespräsidenten den Verdacht aussetzten, er habe sich der Lautstärke gebeugt. "Einen Vorwurf, den ich beim Bundespräsidenten für unangebracht halte, den aber Herr Söder und andere zwangsläufig provoziert haben. Diese Kampagnen-Wortführer werden sich jetzt sagen: Druck auf den Bundespräsidenten nützt, und das ist bedauerlich."
Angesichts der öffentlich berichteten Drohung von CSU-Generalsekretär Markus Söder, Horst Köhler nicht als Bundespräsident wiederzuwählen, sollte der sich für eine Begnadigung Christian Klars entscheiden, sagte Mahrenholz: "Das ist ein Ausdruck unsäglicher Dummheit."
Der ehemalige Verfassungsrichter verteidigte entschieden das politische Gnadenrecht in Deutschland. "Ich meine, dass das Gnadenrecht noch immer eine wichtige Funktion in Ausnahmefällen hat. Eine Gnade darf, wenn die Gerechtigkeit nicht verletzt wird, das Recht zu Gunsten des Verurteilten korrigieren. 24 Jahre sind eine lange Zeit. Da kann man sich schon fragen, ob nicht mit 24 Jahren der Gerechtigkeit Genüge getan ist", so Mahrenholz. Er wies darauf hin, dass der Täter nicht wegen der Opfer zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt worden sei, sondern weil das Gesetz, das die Belange der Allgemeinheit vertritt, die Tat verurteile. "Aber auch Mord ist eine Tat, von der das Bundesverfassungsgericht sagt, dass auch der Lebenslängliche, der nicht gefährlich ist, der Freiheit wieder teilhaftig werden darf. Dies ist die Intention des Freiheitsgrundrechts."
Zur öffentlich erregten Debatte über Christan Klars Begnadigung sagte Mahrenholz unter Hinweis auf zurückliegende Begnadigungen von NS-Tätern: "Was mich am meisten überrascht, dass vieltausendfache Judenmörder ohne eine solche öffentliche Debatte nach etwa 20 Jahren entlassen wurden. Manchmal früher, manchmal ein klein wenig später. Das war nie ein Problem. Auch nicht im Blick auf die Angehörigen. Jetzt, mit einem Male, wurde das ein Problem, weil ein Bundespräsident über die Begnadigung eines RAF-Täters nachdenkt." Warum dies so sei, darüber denke er nach.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Büro Berlin Telefon: 030/72626-2000
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
68999
weitere Artikel:
- Dött: Schutz der Biologischen Vielfalt ist Klimaschutz Berlin (ots) - Anlässlich des Fachgespräches zum Thema "Biologische Vielfalt und Klimawandel" erklärt die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marie-Luise Dött MdB: Den Tag der Biologischen Vielfalt am 22. Mai haben die Vereinten Nationen in diesem Jahr unter die Überschrift "Biodiversität und Klimawandel" gestellt. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat aus diesem Grunde heute ein Fachgespräch durchgeführt. Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie (Jena), Prof. Dr. Wolfgang Cramer mehr...
- Bernhardt: Abgeltungsteuer stärkt Finanzplatz Deutschland Berlin (ots) - Anlässlich der heutigen Anhörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages zum Entwurf eines Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 zum Teilbereich Abgeltungsteuer erklärt der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhardt MdB: In der heutigen öffentlichen Anhörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags ist von zahlreichen Fachleuten aus der Wirtschaft und Wissenschaft die Notwendigkeit der Einführung einer Abgeltungsteuer eindrucksvoll bestätigt worden. Dem Beispiel vieler anderer europäischer mehr...
- Molkereien zeigen Stärke gegenüber Lebensmitteleinzelhandel - DBV zum Ausgang der Listungsgespräche 2007 Berlin (ots) - Die diesjährigen Verhandlungsrunden über die Listungspreise des Lebensmitteleinzelhandels für Milch und Milchprodukte verlaufen sehr positiv. Den deutschen Molkereien wird es gelingen, auch Dank nachdrücklicher Unterstützung der Landesbauernverbände und des Deutschen Bauernverbandes (DBV), seit Jahren erstmals eine deutliche Verbesserung der Molkereiabgabepreise zu erzielen. So dürften sich die Preise für Butter, Frischmilch, H-Milch usw. deutlich um mehr als 10 Prozent erhöhen. Damit gelingt es erstmals, Kostensteigerungen mehr...
- Peter Scholl-Latour: "Sarkozy wird vorgehen wie Thatcher in Großbritannien" Bonn (ots) - Bonn/ Berlin, 7. Mai 2007 - Am Tag nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich analysierte der Publizist Peter Scholl-Latour in der PHOENIX-Sendung "Unter den Linden" den Wahlsieg Sarkozys als einen überfälligen Generationswechsel in der politischen Führung Frankreichs. Die nötigen Reformen in Wirtschaft und Gesellschaft werde Sarkozy noch vor den Parlamentswahlen im Juni einleiten. Scholl-Latour erwartet, dass Sarkozy dabei mit harter Hand vorgehen werde: "Sarkozy wird vorgehen wie Thatcher einst in Großbritannien", so Scholl-Latour. mehr...
- Armenisch-amerikanische Anwälte wollen mit deutschen Stellen Entschädigung für Völkermord an Armeniern diskutieren / Deutsche Bank und Dresdner Bank als Antragsgegner lehnen Teilnahme an Treffen ab Berlin (ots) - Drei armenisch-amerikanische Anwälte, Brian S. Kabateck, Mark J. Geragos and Vartkes Yeghiayan, befinden sich zurzeit in Berlin und versuchen ein Treffen mit den Vertretern der Deutschen Bank und der Dresdner Bank zu initiieren, bei dem Forderungen aufgrund des Völkermords an den Armeniern diskutiert werden sollen, der 1915 in der heutigen Türkei begangen wurde. Bislang lehnen die Banken eine Teilnahme an dem Treffen ab. Die Anwälte haben im vergangenen Jahr einen Prozess gegen die Deutsche Bank und die Dresdner Bank angestrengt. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|