Lausitzer Rundschau: Vom Umgang mit der Erinnerung an die Befreiung 1945 Was Freiheit heißt
Geschrieben am 08-05-2007 |
Cottbus (ots) - Es ist beklemmend, für Deutsche zumal und erst recht an einem 8. Mai, den Streit nachzuvollziehen, der sich jetzt in Osteuropa um die Denkmäler, mit denen an den Siegeszug der Roten Armee erinnert wird, ausweitet. Diese Denkmäler sind ja auch eine Erinnerung an die Millionen von jungen Männern und Frauen, die auf dem Weg starben, der vor Moskau begann und über Auschwitz nach Berlin führte. Der 8. Mai ist in der Bundesrepublik in einem schmerzlichen Prozess vom Tag der Niederlage zum Tag der Befreiung geworden. Dies war für Deutschland eine notwendige Klarstellung denen gegenüber, die den Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten in eine Art Abwehrkampf gegen die bolschewistische Gefahr umlügen wollten. Diese, sehr gerechtfertigte, aber auch sehr deutsche Klarstellung zum befreienden Ende mit Schrecken hat allerdings in Europa keinen Alleinvertretungsanspruch. Wer in den Maitagen des Jahres 1945 von wem befreit wurde, obliegt nicht einer Definition, die von Berlin kommt. Ein jedes der Völker dieses Kontinents muss selbst bestimmen, was es mit dem Vorrücken der sowjetischen Truppen im Jahr des Sieges über die deutsche Wehrmacht verbindet. Aber nicht nur Berlin, auch Moskau hat nicht das geringste Recht, sich anzumaßen, für andere zu sprechen. Es ist absurd, wenn Russlands Führung vergessen machen will, dass vor dem ersten Schuss des Zweiten Weltkriegs jenes schändliche Abkommen zwischen Hitler und Stalin liegt, das den Polen und Balten die Freiheit raubte. Die Rote Armee kam zuerst als Besatzer und in ihrer Begleitung die Mörder des KGB. Stalin war Hitlers Komplize beim Angriff auf Polen. Und mit dem Ende des Krieges verbunden sind bei unserem Nachbarvolk die Erinnerungen an die sowjetische Vertreibung Hunderttausender aus dem früheren Ostpolen. Jenseits der unterschiedlichen Sichtweisen auf die geschichtlichen Tatsachen offenbaren die schrillen Töne aus Moskau eine neue Tragödie. Das Russland des KGB-Offiziers Putin ist nicht bereit zu einem offenen Dialog ohne Drohungen mit seinen Nachbarn. Es beschädigt damit selbst mehr als jeder andere das Andenken an all die, die ihr Leben lassen mussten im Kampf gegen Nazi-Deutschland. Denn so weit sie für die Polen, die Balten kämpften, so starben sie ja auch für das Recht dieser Völker, ihre Geschichte und ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Aber im Kreml hat so mancher auch heute noch nicht verstanden, was Freiheit, was damit auch Befreiung wirklich heißt.
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