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Börsen-Zeitung: Westfälischer Unfrieden, Kommentar zum 22. Deutschen Sparkassentag von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 09-05-2007

Frankfurt (ots) - Angela Merkel ist nicht Gerhard Schröder. Aber
das war zumindest in diesem Fall nicht von Nachteil: Beim 21.
Deutschen Sparkassentag vor drei Jahren hatte der damalige
Bundeskanzler mit wenigen groben Strichen die hiesige
Bankenlandschaft mal eben neu geordnet. Commerzbank und
HypoVereinsbank (HVB) sollten endlich "in die Strümpfe kommen", also
fusionieren, und für die Sparkassengruppe seien drei statt elf
Landesbanken genug. Es ist zwar seither etwas anders gelaufen (für
die HVB) bzw. fast gar nichts passiert (bei den Landesbanken). Aber
was große politische Würfe angeht, sind die Teilnehmer von Banken-
und Sparkassentagen verwöhnt, und so waren die Erwartungen beim 22.
Familientreffen der Öffentlich-Rechtlichen hoch gesteckt, wie denn
nun Schröders Nachfolgerin ihre Bankenwelt skizzieren werde. Auf
konkrete Modelle wurde vorab schon gewettet. Hoher Favorit an der
Spekulationsbörse: Die Commerzbank kriegt die Postbank, den
Sparkassen wird die Landesbank Berlin zugeschlagen, und die beiden
verfeindeten Säulen schließen in Bochum den ewigen westfälischen
Frieden.

Doch den Gefallen, soweit es für die unmittelbar Beteiligten denn
einer gewesen wäre, tat Merkel der Branche nicht. Nur äußerst zaghaft
und sehr verklausuliert sprach sie den Sparkassen Mut zu, sich ihrer
wahren Größe bewusst zu werden und dies dann auch zum Wohle des
zunehmend im Ausland aktiven Mittelstands in geballte
Landesbankenkraft umzusetzen. Aber was hätte es gebracht, konkreter
zu werden? Auf die Struktur der regionalen Spitzeninstitute hat die
Bundesregierung praktisch null Einfluss. Da müssten sich schon die
Bundesländer als Miteigentümer und als zuständige Gesetzgeber
bewegen.

Umso mehr redete Sparkassenpräsident Heinrich Haasis Tacheles.
Sein eindringlicher Appell, die elf Landesbanken bzw. acht
Landesbankkonzerne wenn schon nicht zu einer einzigen Deutschen
Länderbank, dann doch zumindest zu zwei oder drei Einheiten zu
verdichten, wurde von der Versammlung mit großem Beifall quittiert.
Noch interessanter war indes, wer an dieser Stelle nicht
applaudierte. Etwa Helaba-Chef Günther Merl. Ist er womöglich der
größere Realist?

Kanzler und Kanzlerinnen kommen und gehen, eines bleibt immer
bestehen: das deutsche Dreisäulensystem. Den Gefallen wenigstens tat
Merkel der Sparkassenfamilie. Da ist sie dann doch Gerhard Schröder.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
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