Roland Berger Analyse: Folgen der Gesundheitsreform für die Pharmaindustrie
Geschrieben am 14-05-2007 |
München (ots) -
- Gesundheitsreform beeinflusst Umsatz der Pharmaprodukte auf breiter Front - auch innovative Medikamente sind betroffen - Pharmahersteller müssen Vertrieb und Marketing an die neuen Gegebenheiten anpassen
Die Gesundheitsreform stellt die Pharmaunternehmen vor große Herausforderungen: Viele Medikamente kommen auf den Prüfstand. Nicht nur ihr Nutzen, sondern auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis bestimmt künftig, ob ein Arzneimittel erstattungswürdig ist. Allein diese Regelung betrifft laut einer Analyse von Roland Berger Strategy Consultants Produkte aus den Top-100-Arzneimitteln, die 37 Prozent des Umsatzes ausmachen. Zudem beeinflussen neben den Ärzten nun auch Kliniken, Patienten- und Kassenverbände, Krankenkassen sowie Behörden die Verordnung und Preisbildung von verschreibungspflichtigen Medikamenten. So werden zum Beispiel Medikamente, die nicht auf die Positivliste der Krankenhäuser kommen, dort kaum mehr eingesetzt. Von diesem Instrument sind künftig sogar bis zu 85 Prozent des Umsatzes aus den Top-100-Medikamenten betroffen. Die Pharmaunternehmen müssen daher ihr bisheriges Geschäftsmodell für Marketing und Vertrieb hinterfragen. Nach einer individuellen Analyse, welche ihrer Umsätze von welchen Instrumenten betroffen sind, können sich die Hersteller gezielt auf neue Kundengruppen ausrichten.
"Die Pharmaunternehmen sind durch die Gesundheitsreform unter Druck geraten", sagt Stephan Danner, Partner im Kompetenzzentrum Pharma & Healthcare bei Roland Berger Strategy Consultants. Die Kosten-Nutzen-Relation spielt bei der Auswahl und Zulassung von Medikamenten eine immer größere Rolle. Pharmaunternehmen geraten unter Rechtfertigungszwang bei teuren Nischenmedikamenten oder hochpreisigen Therapeutika zum Beispiel zur Krebsbehandlung. Zudem drohen günstigere Pharmaanbieter aus dem Ausland deutsche Branchenführer zu verdrängen. "Nur wenn es der Branche gelingt, sich auf die neuen Anforderungen einzustellen, werden wichtige medizinische Innovationen, die in der Regel kostenintensiv sind, möglich bleiben", so Danner.
Pharmabranche hat viele neue Kundengruppen
Bis zur Reform waren in erster Linie Ärzte für die Auswahl der Medikamente verantwortlich. Mit der Gesundheitsreform nehmen nun auch andere Einrichtungen und Gruppen deutlich mehr Einfluss auf die Verordnung und Preisbildung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln: Dazu zählen neben den Krankenkassen, die bislang via Kostenübernahme die Wahl der Medikamente beeinflussten, auch Kliniken, Händler (Apotheken, Großhandel), Patienten- und Krankenkassenverbände sowie Behörden, wie etwa das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA).
Die Hauptaufgaben des IQWiG bestehen darin festzustellen, ob neue Medikamente einen Zusatznutzen gegenüber bekannten Wirkstoffen bieten, sowie ihr Kosten-Nutzen-Verhältnis zu analysieren. Vor allem Arzneimittel gegen verbreitete Krankheiten wie Diabetes oder Hypertonie sowie teure Spezialpräparate werden künftig genau auf ihre Kosten-Nutzen-Relation überprüft und bei zu hohen Kosten eventuell nicht mehr erstattet werden. Große Krankenkassen wiederum greifen seit der Reform zu flächendeckenden Rabattvereinbarungen, die sie zunehmend auch mit ausländischen Pharmaherstellern abschließen.
Pharmaindustrie muss Gefährdung ihres Portfolios prüfen
Pharmaexperte Stephan Danner erklärt: "Die Pharmahersteller müssen prüfen, inwieweit die Gesundheitsreform ihr Produktportfolio beeinflusst." Es gilt zu ermitteln, bei welchen Produkten der Umsatz durch die Veränderungen im Markt bedroht ist. Zudem müssen die Unternehmen entscheiden, welche Akteure für welche Pharmaprodukte besonders wichtig sind und entsprechend maßgeschneiderte Betreuungskonzepte und Marketingstrategien entwickeln. "Die Pharmaindustrie muss einerseits ihren Vertrieb neu ordnen und andererseits die Erwartungen und Auflagen der neuen Marktteilnehmer erfüllen", meint Danner.
Um die Folgen der Gesundheitsreform für die Pharmaindustrie zu ermitteln, hat Roland Berger Strategy Consultants den Arzneimittelmarkt einer quantitativen Analyse unterzogen. Das Ergebnis: "Die Umsätze der meisten Arzneimittelgruppen, ob Generika oder Neuentwicklungen, sind in der einen oder anderen Form von den neuen Instrumenten der Gesundheitsreform betroffen", sagt Dr. Morris Hosseini, Projektmanager im Kompetenzzentrum Pharma & Healthcare bei Roland Berger Strategy Consultants.
Neues Geschäftsmodell für Pharma gefragt
37 Prozent des Umsatzes der Top-100-Arzneimittel sind allein durch die neue Kosten-Nutzen-Bewertung beeinflusst. Von flexiblen Preisvereinbarungen und Rabattverträgen durch die Kostenträger sind 68 Prozent betroffen, und die Positivlisten von Kliniken und Krankenkassen wirken sich gar auf Erzeugnisse aus, die rund 85 Prozent des Umsatzes der Top-100 Arzneimittel generieren. Festbeträge, die der Gemeinsame Bundesausschuss bestimmt, betreffen Arzneimittel, die rund 62 Prozent des Umsatzes ausmachen. Auch die ärztliche Zweitmeinungspflicht für neue und teure Medikamente (18 Prozent) sowie die Erstattungshöchstbeträge (21 Prozent) können einen signifikanten Prozentsatz des Umsatzes beeinflussen.
Stephan Danner fasst zusammen: "Die Pharmahersteller müssen ihr Geschäftsmodell vor allem in den Bereichen Key Account Management, Marktzugang, Pricing und Pharmaökonomie hinterfragen. Erst dann können sie sicherstellen, kundenspezifische Marketing- und Vertriebsstrategien für einen zunehmend regional geprägten Markt mit neuen Kundengruppen erfolgreich umzusetzen."
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 33 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 1.700 Mitarbeiter haben im Jahr 2005 einen Honorarumsatz von rund 550 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von mehr als 130 Partnern.
Originaltext: Roland Berger Strategy Consultants Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=32053 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_32053.rss2
Falls Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bitte an:
Dr. Inken Heeb Roland Berger Strategy Consultants Tel. +49 89 9230-8179, Fax +49 89 9230-8599 E-Mail: inken_heeb@de.rolandberger.com www.rolandberger.com
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
70430
weitere Artikel:
- Rücker AG:Attraktive Anreize für neue Mitarbeiter / Arbeitsmarkt-Offensive mit Kinderkrippen und Kitas - 260 Ingenieure gesucht - Drei neue Aktionspakete für Familie, Gesundheit und Fortbildung Wiesbaden (ots) - Mit ihrem neuen "Projekt Zukunft" geht die Rücker AG,Wiesbaden,jetzt eigene,neue Wege,um ihren Beschäftigten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Vor allem sollen damit auf einem schwierigen Arbeitsmarkt neue Mitarbeiter geworben werden. Das auf technologische Entwicklungsdienstleistungen für die internationale Automobil- und Luftfahrt-Industrie spezialisierte Unternehmen hat auf Grund der öffentlichen Diskussion um Krippenplätze, Kindertagesstätten und die beruflichen Chancen von jungen Müttern jetzt mehr...
- ConRendit Management GmbH feiert 5 erfolgreiche Jahre / Erstes Emissionshaus für Containerfonds verzeichnet rasantes Wachstum / Große Hafenparty mit vielen Überraschungen Hamburg (ots) - Wenn die ConRendit Management GmbH am ersten Juni 2007 im Hamburger Hafen ihr 5-jähriges Jubiläum festlich begeht, hat sie allen Grund zum Feiern. Was auf 14 Quadratmetern mit einer Idee und drei Mitarbeitern begann, entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer Erfolgsstory. Heute ist das Unternehmen mit Sitz in Hamburg-Bahrenfeld die Adresse für geschlossene Containerfonds. Ein betreutes Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 290 Millionen Euro und über 4.000 Anleger zeugen vom rasanten Wachstum des noch jungen Emissionshauses. mehr...
- Wyeth and Progenics Pharmaceuticals Announce Submission of Marketing Application in Europe for the Subcutaneous Formulation of Methylnaltrexone Collegeville, Pennsylvania and Tarrytown, New York (ots/PRNewswire) - - Application for the Treatment of Opioid-Induced Constipation in Patients with Advanced Illness - Wyeth Pharmaceuticals, a division of Wyeth (NYSE: WYE), and Progenics Pharmaceuticals, Inc. (Nasdaq: PGNX) announced today that Wyeth has submitted a marketing application to the European Medicines Agency (EMEA) for a subcutaneous formulation of methylnaltrexone for the treatment of opioid-induced constipation (OIC) in patients with advanced illness. Methylnaltrexone mehr...
- REGIOCAST DIGITAL: Florian Fritsche neuer Geschäftsführer / Führende Rolle bei Digitalisierung angestrebt / Anträge für DVB-H Berlin (ots) - - Querverweis: Bild ist unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs abrufbar - Florian Fritsche (32), bisher Leiter der Unternehmensentwicklung der Radioholding REGIOCAST, ist zum operativen Geschäftsführer der REGIOCAST DIGITAL Beteiligungs GmbH berufen worden. Fritsche wird die REGIOCAST DIGITAL gemeinsam mit seinem für Strategie verantwortlichen Geschäftsführerkollegen Dirk van Loh führen. Erwin Linnenbach, Sprecher der Geschäftsführung der REGIOCAST, bezeichnete die Berufung seines engsten Mitarbeiters mehr...
- DaimlerChrysler Definitive Agreement to Sell Chrysler Group (including Chrysler Financial Corporation) to Cerberus Capital Management, L.P. Auburn Hills, Michigan (ots/PRNewswire) - - Attribute: Tom LaSorda, President and CEO, Chrysler Group: "We are confident that this transaction will create a standalone Chrysler that is financially stronger, with a winning combination of people, industry know-how, operational expertise and spirit of innovation that will accelerate the company's recovery, and help us regain our position as a competitive industry leader. Cerberus is the right strategic buyer for Chrysler, with a long-term commitment to Chrysler's growth and success. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|