"Anführer oder Außenseiter. Auf keinen Fall Untergeordnete." Spitzenköchin Sarah Wiener in emotion über Selbstbestimmung, Macht und Mut

Hamburg (ots) - 14. Mai 2007 - Sie hat mit 17 die Schule
geschmissen, in Spanien Orangen gepflückt und in Frankreich Schafe
gehütet. In Berlin hielt sie sich und ihren Sohn Artur mit
Sozialhilfe und Aushilfsjobs über Wasser. Dann kam ihr die Idee, für
Filmteams zu kochen. Heute ist Sarah Wiener gefragte TV-Köchin,
erfolgreiche Unternehmerin und Chefin von über hundert Angestellten.

"Ich verfügte über null Wissen und war mit meiner Position im
Leben unzufrieden", erinnert sich die 44-jährige Österreicherin im
Gespräch mit emotion (neue Ausgabe ab 16. Mai im Handel). "Hilfsjobs
sind brutal fürs Ego, wenn man ehrgeizig ist. Ich war überzeugt,
etwas Besseres verdient zu haben." Schon im Kindergarten und im
Mädcheninternat seien für sie nur zwei Positionen in Frage gekommen:
"Anführer oder Außenseiter. Auf keinen Fall Untergeordnete". Und so
ist es bis heute: "Ich gebe niemandem die Möglichkeit, mich als Chef
anzuzweifeln. Konkurrenzkämpfe oder Mobbing gibt es bei mir nicht,
weil ich beanspruche, der Leader zu sein."

Von ihrer - ebenfalls allein erziehenden - Mutter hätte sie sich
rückblickend mehr Disziplin gewünscht: "Letztlich bin ich schon
Wildwuchs. Mit etwas mehr Formung und Durchhaltevermögen wäre ich
vielleicht Wissenschaftlerin geworden." Ihren eigenen Sohn hat sie
trotzdem nicht strenger erzogen, "weil ich zu viel Respekt vor dem
Individuum habe, als dass ich sagen könnte, ich weiß, was gut für
dich ist." Vorbilder hält sie ohnehin für überflüssig. Statt sich an
ihnen zu orientieren, sollten Menschen "mehr Mut haben, ihre
Bedürfnisse zu erkennen und zu ihnen zu stehen, dann wären sie
glücklicher".

Sie hatte diesen Mut - und findet ihr Leben trotz der zahlreichen
Verpflichtungen "wunderbar, weil es ein selbstbestimmtes Leben ist.
Alle Termine mache ich selbst. Ich habe keinen Manager, keinen
Berater und keinen Pfarrer". Auch für die Zukunft behält sie sich
jede Freiheit vor: "Vielleicht mache ich in zwei, drei Jahren ganz
was anderes. Ich bin mir sicher, dass mir alles offen steht, um zu
leben, was ich leben will."

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Originaltext: Gruner+Jahr, emotion
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