Börsen-Zeitung: Die neue Daimler AG, Kommentar von Claus Döring zur Trennung von Daimler und Chrysler
Geschrieben am 14-05-2007 |
Frankfurt (ots) - Das Aufatmen bei der "neuen" Daimler AG ist nach der nunmehr zwei Jahrzehnte währenden Geschichte von "trial and error" verständlich. Prima facie ist es sogar ein Ende ohne Schrecken geworden, denn der Schrecken hat längst stattgefunden als milliardenschwere Wertvernichtung des Aktionärsvermögens in den zurückliegenden Jahren. Der Chrysler-Verkauf jetzt also als Win-win-Situation für alle Beteiligten? Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Gewinner sind derzeit sicherlich die Aktionäre von DaimlerChrysler. Schon die Vorfreude auf die Scheidung ließ den Aktienkurs seit Jahresanfang um 30% steigen, und die endgültige Trennung von Kasse und gegenseitigen Verpflichtungen begeistert die Investoren.
Gewinner sind auch die Mitarbeiter von Daimler und nicht zuletzt Dieter Zetsche persönlich. Der Vorstandsvorsitzende hat die Scheidung von Daimler und Chrysler in ähnlich rekordverdächtiger Zeit zuwege gebracht wie sein Vorgänger Jürgen Schrempp vor neun Jahren die Hochzeit. Beide haben Berge von vermeintlichen und wirklichen Problemen, die die Experten in solchen Fällen vortragen, mit Pragmatismus und strategischem Willen beiseitegeräumt. Allerdings: Die wahren Kosten der Scheidung wird man ebenso wie die Kosten der Hochzeit erst viel später sehen.
Schon heute absehbar ist, dass Chrysler und deren Mitarbeiter die Verlierer der Trennung sein werden. Die Gemeinsamkeiten, sprich die Synergien zwischen beiden Konzernteilen, waren längst ausgeschöpft, die Kostenstrukturen optimiert. Chryslers Schwäche ist allerdings seit Jahren die Modellpalette. In diesem Punkt war man zuletzt in Auburn Hills mehr denn je auf Know-how- und Technologietransfer aus Stuttgart angewiesen. Auf sich allein gestellt sieht es in dieser Hinsicht für Chrysler jetzt noch düsterer aus. Eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die diesen Namen verdient, hat Chrysler längst nicht mehr. Das Handgeld von 7,4 Mrd. Dollar, das Daimler vom Finanzinvestor Cerberus für 80% der Anteile erhält und das benötigt wird, um Chrysler auf eigene Beine zu stellen, wird nicht weit reichen. Und mit Geld allein ist es nicht getan. Deshalb wird der neue Chrysler-Haupteigentümer möglichst bald industrielle Partner einbinden müssen.
Chrysler war für Daimler eine gewaltige Giftpille gegen feindliche Übernahmen: In den ersten Jahren nach der Fusion wegen der deutlich größeren Marktkapitalisierung, später wegen der Chrysler-Verluste und der Sanierungskosten. Jetzt, wo Chrysler weg ist, wird der Druck auf Daimler nicht geringer werden. Dieter Zetsche hat künftig den heißen Atem der Finanzinvestoren im Nacken. Er muss beweisen, dass der Premiumhersteller Daimler eine Zukunft als eigenständiges Automobilunternehmen hat - eine Vision, die seine Vorgänger Edzard Reuter und Jürgen Schrempp nicht teilten, obwohl sie damals noch auf begrenzten Schutz durch den Großaktionär Deutsche Bank setzen konnten. Für die Daimler AG kommt es nun darauf an, mit ihren Premiumfahrzeugen auch Premiumgewinne einzufahren und damit ein deutlich höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie zu rechtfertigen als bei den Massenherstellern. Ein neues Kapitel in der Daimler-Geschichte beginnt.
(Börsen-Zeitung, 15.5.2007)
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