LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Doping
Geschrieben am 24-05-2007 |
Leipzig (ots) - Von Winfried WächterLug und Trug Es wurde gelogen, dass sich die Balken bogen. Es wurde Verbotenes gespritzt und geschluckt, als sei es das Normalste der Welt. Es herrschte keine Spur von Unrechtsbewusstsein, obwohl zu diesem Zeitpunkt Verantwortliche des Dopings in der DDR vor Gericht standen, die eigentlich für dieses Thema sensibilisieren sollten. Ein Kartell des Schweigens hatte sich in den 90er Jahren ausgebreitet, man fühlte sich sogar zu solchem Handeln legitimiert, weil sich die übermächtig gewordene Konkurrenz der unrühmlichen Mittel bediente. Also wurde nachgemacht, wurden Erfolge gefeiert, die nie und nimmer hätten gefeiert werden dürfen, weil gegen alle Regeln des Fair Play verstoßen worden war, zu denen in erster Linie auch Wahrheit gehört. Dazu waren deutsche Radsportler nur in wenigen Fällen bereit. Wer die schlimmen Dinge beim Namen nannte, die Praktiken kritisierte, der galt bis zuletzt noch als Lügner und Nestbeschmutzer. Somit ist all denen gegenüber Abbitte zu leisten, die massiven Widerständen zum Trotz seit vielen Jahren auf die Machenschaften aufmerksam gemacht hatten. Kritiker des Systems fanden auch deshalb nur wenig Gehör, weil mit Jan Ullrich eines der größten deutschen Idole aus dem Radsport hervorging. Die Öffentlichkeit, Sponsoren und auch zahlreiche Medien wollten in erster Linie Helden sehen und ihnen auf die Schulter klopfen. Siege sollten her, egal um welchen Preis. Mit der Beichte des ehemaligen Profis Bert Dietz fiel das Kartenhaus endgültig zusammen. Daher hielt sich die Überraschung über die Geständnisse prominenter Telekom-Fahrer wie Erik Zabel und Rolf Aldag in Grenzen. Zu viele Indizien hatten bereits erhebliche Zweifel an der medizinischen Betreuung im deutschen Rennstall Nummer eins geschürt. Sicher, Athleten, die um Verträge kämpfen, können in Versuchung geraten und sich falsch entscheiden. Wenn sie allerdings von Medizinern nicht mit aller Kraft davon abgehalten, sondern sogar noch unterstützt werden, fehlt jedes Verständnis. Ärzte einer deutschen Universität verabreichen verbotene Medikamente, nehmen lebensgefährliche Nebenwirkungen in Kauf und mimen dabei doch viele Jahre lang den Unschuldigen und zu Unrecht Verdächtigten. Alles Lug und Trug. Ihr Geständnis ändert daran nichts mehr. Sie hatten, wie die Radsportler auch, schon lange Gelegenheit, reinen Tisch zu machen und erst ihr Fehlverhalten eingeräumt, als sie keinen Ausweg mehr sahen. Zahlreiche Zeugen hatten das Unfassbare bestätigt. Geständnisse in allen Ehren:Wer dafür den Zeitpunkt verpasst, sollte nicht mit großer Nachsicht rechnen. Weitere Beichten stehen bevor. Immer weniger ist damit zu rechnen, dass lediglich der Radsport betroffen ist. Schließlich arbeitete die Sportmedizinische Abteilung in Freiburg nicht nur mit Rennfahrern zusammen. Deutsche Wintersportler hatten zuletzt verdächtig hohe Hämatokritwerte, ein Indiz für Blutdoping - wie einst bei Aldag & Co. Niemand wäre überrascht, würden sich demnächst auch Vertreter anderer Sportarten offenbaren. Das Vertrauen der Fans geht ohnehin gegen Null. Über fünfte oder zehnte Plätze konnten sie sich allerdings auch nicht richtig freuen. Umdenken tut Not, weil jede ehrlich erzielte Leistung mehr wert ist als ein manipulierter Sieg bei der Tour de France. @w.waechter@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
72647
weitere Artikel:
- Rheinische Post: KOMMENTAR Prüfstein für Rüttgers Düsseldorf (ots) - Es ist Werner Müller sicher nicht leicht gefallen, auf den Vorsitz der neuen Kohle-Stiftung zu verzichten. Er hätte ein ideales Feld gehabt, den Bergbau geregelt zu Ende zu führen im Einklang mit den Beschäftigten, aber auch mit ökonomischen Notwendigkeiten. Und er hätte eine Spielwiese für seine kulturellen Ambitionen im Ruhrgebiet gehabt. Für seine Heimat hätte der frühere Bundeswirtschaftsminister und jetzige RAG-Chef einiges bewegen können. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wollte ihn nicht, weil er eine Art mehr...
- Rheinische Post: KOMMENTAR Merkels G 8-Risiko Düsseldorf (ots) - Die Bundeskanzlerin geht mit einer ehrgeizigen Agenda in den Endspurt zu "ihrem" Gx0e8-Weltwirtschaftsgipfel in Heiligendamm. Darin steckt für sie allerdings auch ein gehöriges Risiko. Bisher schien Angela Merkel über die roten Teppiche dieser Welt schier zu schweben. Fast alles, was sie in der EU sowie bei den Gx0e8 anpackte, war von positiven Schlagzeilen und vom Lob ihrer Amtskollegen begleitet. In Heiligendamm muss sie nun "liefern", nachdem so hohe Erwartungen geweckt wurden. Vorsorglich hat Merkel bei einer mehr...
- Rheinische Post: KOMMENTAR Streit um Schule Düsseldorf (ots) - Zwei CDU-Gemeinden aus dem Münsterland wollen die Gemeinschaftsschule einführen. Das muss der Union in NRW richtig weh tun, denn mit diesem neuartigen Schulmodell, das von SPD und Grünen gefördert wird, hat sie nichts am Hut. Sicherlich wird Schulministerin Barbara Sommer (CDU) den Antrag der Gemeinden (noch liegt er gar nicht vor) ablehnen, weil andernfalls einer neuen, Ideologie-befrachteten Debatte über die Schulstruktur Tür und Tor geöffnet würde. Gerade die aber kann das Land jetzt überhaupt nicht brauchen. mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Laschet für längeres Elterngeld statt "Herdprämie" Düsseldorf (ots) - NRW-Familienminister Armin Laschet (CDU) hat die CSU dafür kritisiert, dass sie das Betreuungsgeld - auch "Herdprämie" genannt - zur Bedingung für eine Einigung im Krippen-Streit mit der SPD gemacht hat. Stattdessen könnte man darüber nachdenken, das Elterngeld zu verlängern, schlug Laschet in einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" (Freitag/Düsseldorf) vor. Den Begriff Herdprämie lehnte Laschet jedoch als ideologisch ab. Dies sei "eine Herabsetzung all jener, die sich entscheiden, ihr Kind in den ersten mehr...
- Rheinische Post: BDI: Globalisierung befreit 500 Millionen Menschen von Armut. Düsseldorf (ots) - Die Globalisierung und internationale Investitionen haben in den letzten zehn Jahren 500 Millionen Menschen aus der Armut geführt. Darauf hat der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Klaus Bräunig, mit Blick auf den G8-Gipfel hingewiesen. "Das haben fünf Jahrzehnte Entwicklungshilfe nicht geschafft", sagte Bräunig der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Deshalb sind private Investitionen weltweit die beste Entwicklungshilfe." Durch internationale Verbund-Produktionen "helfen wir auch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|