WAZ: Wunsch nach Bildungsreform: Eine Vision verliert ihren Schrecken - Leitartikel von Sigrid Krause
Geschrieben am 29-05-2007 |
Essen (ots) - Weil Schulpolitik nicht mehr nur Sache der Schulpolitiker sein darf, mischen sich immer mehr ein in die Debatte um die Schule der Zukunft. Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist nur eine Organisation, die verstanden hat: So wie es ist, geht es nicht weiter. Weil es nicht so weitergehen darf.
Zum einen, weil der Wirtschaft der gut ausgebildete, kreative Nachwuchs ausgeht und damit auch die Ingenieure und Facharbeiter von morgen, ohne die der Exportweltmeister Deutschland einpacken kann.
Zum anderen, weil jeder junge Mensch, der in der Schule scheitert, ein Verlust für die gesamte Gesellschaft ist. Wer nicht in der Lage sein wird, einen zukunftsfähigen Beruf zu erlernen und seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, wird kaum fähig sein, seine Kinder zu wissbegierigen, leistungsbereiten Menschen zu erziehen. Die Folgen sind vielfach beklagt: Armut - materielle wie geistige - droht sich über Generationen zu vererben. Mit den bekannten Folgen.
Dass auch das Schulsystem dafür verantwortlich ist, haben die Pisa-Studien belegt. Ebenso, dass der deutsche Sonderweg gewichtigen Anteil hat an dieser Misere. Bis auf Österreich gibt es keine andere Industrienation, die ihre Kinder schon nach dem vierten Schuljahr in unterschiedliche Bildungsgänge einsortiert. Neun bis zehn Jahre des gemeinsamen Lernens, auch ohne Sitzenbleiben: So lernen Pisa-Sieger in Skandinavien, England oder den Niederlanden.
Österreich ist bereits dabei, sich vom "be-währten" System zu verabschieden: Soeben startet die Alpenrepublik Großversuche des längeren gemeinsamen Lernens. Und die Konservativen machen vorneweg mit.
Hier zu Lande setzt gerade erneut der Grundsatzstreit ein. Seit zwei CDU-Bürgermeister im Münsterland beschlossen haben, mit Rückendeckung der Eltern eine neue Schule zu entwickeln, gerät die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf unter Druck. Und reagiert reflexhaft vertraut mit strikter Ablehnung einer "Einheitsschule", die als Schreckensbild aus der Debatte der 80er Jahre durch viele Köpfe geistert.
Allerdings verliert die klassische Schreckensvision rapide ihre Anhängerschaft. Wenn sich Gewerkschafter und Ökonomen, Bildungsforscher und Kommunalpolitiker, Lehrer und aktive Christen beider "Fraktionen" zunehmend auf gemeinsame Wünsche und Ziele einigen, könnte eine Gruppe bald recht einsam in der Landschaft stehen: Bildungspolitiker, die behaupten, alles werde gut, wenn bloß alles so bleibt, wie es ist.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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