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Börsen-Zeitung: Schöner anonymer Schein, Kommentar von Angela Wefers zur geplanten Einführung der Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge

Geschrieben am 29-05-2007

Frankfurt (ots) - Mit der Einführung der Abgeltungssteuer auf
Kapitalerträge sind zahlreiche Erwartungen verbunden.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hofft, den Kapitalabfluss ins
Ausland zu stoppen. Mit einer moderaten Steuer - an der Quelle
erhoben mit einheitlichem Satz und abgeltender Wirkung - sollen
Anleger dazu bewegt werden, ihre Kapitalerträge in Deutschland zu
besteuern. Für den Fiskus sollen langfristig dabei zusätzliche
Einnahmen herausspringen.

Die Kreditwirtschaft macht sich schon lange für eine
Abgeltungssteuer stark. Sie erhofft sich davon eine deutliche
Vereinfachung im aufwendigen Ausweis der Kapitalerträge ihrer Kunden.
Für die meisten Steuerpflichtigen wäre es herrlich, wenn ihre Bank
oder Sparkasse für sie alles regeln könnte. Die um die Steuer
dezimierten Kapitalerträge landen auf dem Konto. Das Finanzamt bleibt
außen vor. Die Jahressteuerbescheinigungen der Kreditinstitute mit
detaillierten Auflistungen von Bruchstücksbeträgen nach Art und
Herkunft der Mittel gehörten damit der Vergangenheit an. Das
Kontenabrufverfahren, die Ausforschung der Bürger durch den Staat,
die das ohnehin lädierte Bankgeheimnis noch stärker aushöhlt, wäre
obsolet.

So weit der schöne Schein. Die Realität sieht auch nach Einführung
der Abgeltungssteuer anders aus. Der Weg in die bequemere Anonymität,
die viele Steuerpflichtige erhofft haben mögen, wird nur für manche
gangbar sein. Nur wer keine Spenden oder außergewöhnlichen
Belastungen steuerlich geltend machen will, kommt um die minutiöse
Deklarierung seiner Kapitalerträge beim Finanzamt herum. Es wäre eine
groteske Reform, wenn Anleger nun weniger spendeten, nur um abgelten
zu können.

Die Kreditwirtschaft muss damit weiter detaillierte Angaben über
die Kapitalerträge nachhalten. Obendrein schwebt weiterhin das
Kontenabrufverfahren über den Steuerpflichtigen. Neben den Fällen, in
denen staatliche Transferleistungen in Anspruch genommen werden, sind
alle betroffen, die Kapitalerträge in der Steuererklärung angeben.
Steinbrück bedauert, dass nicht schon sein Vorgänger Hans Eichel die
Amnestie für ausländisches Schwarzgeld mit der Abgeltungssteuer
verbunden hat. Die Eichel-Amnestie war ein Flop. Die
Steinbrück-Variante der Abgeltungssteuer wird auch kein
Erfolgsmodell, denn so konzipiert, erreicht sie wohl kaum breite
Akzeptanz.

(Börsen-Zeitung, 30.5.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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