Rheinische Post: Blanke Armut im reichen NRW
Geschrieben am 30-05-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel
Jürgen Rüttgers wird vorgehalten, in Sachen Sozialpolitik links zu blinken, aber rechts abzubiegen. Soll heißen: Er redet anders, als er handelt. Beim "Jahr des Kindes" 2006 war das wohl ein berechtigter Vorwurf. Doch Rüttgers lernt dazu. Er hat jetzt ein Problem aufgegriffen, das seit langem diskutiert wird, bislang aber ohne erkennbare Reaktion "von oben": Viele Kinder und Jugendliche kommen in die Schule, ohne gefrühstückt zu haben. Andere müssen sich das Pausenbrot verkneifen. Das kann doch wohl nicht wahr sein, möchte man sich im reichen Land NRW empören. Und doch gehört diese Beobachtung zum Schulalltag. Häufig mögen Versäumnisse im Elternhaus die Ursache sein. Es geht aber nicht nur um Wohlstandsverwahrlosung, sondern auch um Armut (selbst wenn diese im Vergleich zur Dritten Welt durchaus relativ ist). Rüttgers' Idee, private Initiativen zu belohnen, ist löblich, doch im Grunde wälzt er das Problem auf die Städte ab. Zudem ist das Grundproblem ein anderes: Viele Erwachsene (und am besten gleich die Kinder auch) müssten den richtigen Umgang mit Geld erlernen: vernünftiges Essen statt Zigaretten und Alkohol - das wäre der richtige Weg. Wenn's dann noch immer nicht reicht, müsste das Land es den Kommunen ermöglichen, in Ganztagsschulen bedürftigen Jugendlichen eine kostenfreie Mahlzeit zu servieren.
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