LVZ: Stegner: Polizei verdient Dank für hervorragende Arbeit in Heiligendamm statt schriller, unpraktikabler Schreibtischratschläge von außen

Leipzig (ots) - Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner
(SPD) hat an die Politik appelliert, die Polizei nach ihrer
"hervorragenden Arbeit" anlässlich des G8-Gipfels von Heiligendamm zu
loben, statt, wie in den vergangenen Tagen, "besserwisserisch von
außen in die Einsatzarbeit hineinzureden". In einem Interview mit der
"Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) sagte der Politiker
zugleich: "Zu fragen ist, ob dieser Gipfel-Rahmen noch angemessen
ist. Die Gefahr besteht, dass wichtige Sachfragen im kostspieligen
Spektakel untergehen." Zukünftig sollten Orte ausgewählt werden, die
mit deutlich weniger Sicherheitsaufwand auskämen.

Scharf ging Stegner mit den öffentlich Ratschläge erteilenden
Innenpolitikern ins Gericht: "Als Innenminister habe ich die Aufgabe,
der Polizei politisch und moralisch den Rücken zu stärken, statt
besserwisserisch von außen in die Einsatzarbeit hineinzureden.
Polizeibeamte haben gar nichts von schrillen, unpraktikablen
Schreibtischratschlägen von Interviewexperten. Es sind die
Polizisten, die vor Ort ihren Kopf hinhalten müssen." Angesichts von
Forderungen nach schärferer Bewaffnung oder nach dem Einsatz von
Elite-GSG9-Polizisten gegen Demonstranten meinte Stegner: "Mir wäre
es peinlich, aus dem Bauch heraus und vom grünen Tisch über Dinge zu
reden, für die man nicht die Verantwortung trägt." Polizeitaktische
Fragen und Maßnahmen würden situationsabhängig von erfahrenen
Einsatzkräften vor Ort entschieden.

"Kluge Politiker äußern sich zu Themen, für die sie zuständig sind
und von denen sie etwas verstehen. Einsatztaktische Fragen der
Polizei gehören in der Regel nicht dazu."

Gleichzeitig lobte Stegner aber die netten Worte der
CDU-Bundeskanzlerin im Vorfeld an die Demonstranten und deren
berechtigte Anliegen. "Ideelle Unterstützung für die friedlichen
Demonstranten mit ihren berechtigten Anliegen halte ich jedoch für
richtig. Die Polizei schützt nicht nur die Veranstaltung, sondern
auch das Recht auf freie und friedliche Meinungsäußerung. Je mehr
Menschen friedlich demonstrieren und sich auch couragiert gegen
Gewalttäter abgrenzen, desto schwerer haben es Chaoten", so der
Sozialdemokrat. "Friedliche Demonstranten und Polizei sind
Verbündete."

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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