Westdeutsche Zeitung: SPD-Kritik an Union = von Eberhard Fehre
Geschrieben am 11-06-2007 |
Düsseldorf (ots) - Wer tatsächlich ernst nehmen wollte, was in den jüngsten Tagen von SPD-Chef Kurt Beck an Attacken gegen die Union geritten wurde, der muss glauben, die Republik stehe vor einer schicksalhaften Richtungswahl zwischen einem Reich neoliberaler Finsternis und dem Garten Eden sozialer Wärme. Dabei wissen doch alle, dass beide - Union wie SPD - bis 2009 einem gemeinsamen Regierungsprogramm verpflichtet sind, das für solche ideologischen Großschlachten wenig Raum lässt. Aber Beck schlägt ja nur vordergründig auf die Union ein. Tatsächlich schielt er dabei doch nur auf den ständig wachsenden Teil der eigenen Wählerschaft, der zur linken Konkurrenz um Gysi und Lafontaine abzuwandern droht. Ein Schauspiel allerdings, dessen Überzeugungskraft weit hinter der Lautstärke und der Radikalität in der Wortwahl zurückbleibt. Dabei ist die Lage der SPD alles andere als komfortabel: Zerrieben zwischen einer Union einerseits, die mit von der Leyens Familienpolitik erfolgreich einen Kernpunkt traditioneller SPD-Politik besetzt hat, und einer Linkspartei andererseits, die das ganze Bündel überkommener sozialdemokratischer Werte zum Programm erklärt, verliert sich das Profil der SPD im Nebel verbalradikaler Sprechblasen. Nun stehen Beck, Müntefering und Nahles am Krankenbett ihrer Partei, deren programmatische Schwindsucht sie selbst zu verantworten haben, und geben sich als Wunderheiler aus. Die Verteufelung der Union als "neoliberal" - was die Union nach der mit Kirchhof und Westerwelle so grandios verlorenen Bundestagswahl nicht mehr ist -, ist erkennbar ja nur der Versuch, den Mangel an Ideen durch ein griffiges Feindbild vergessen zu machen. Hartz IV, Mindestlohn, Rentenpolitik und Afghanistan-Einsatz - diese Themen, mit denen die Linkspartei die SPD vor sich hertreibt, sind ja nicht nur Spielwiesen am linken Rand, sondern strahlen weit in die Mitte der Gesellschaft. Aber Becks Antworten bleiben diffus und die beschworenen Grundsätze in der Tagespolitik auf der Strecke. So, wie die Dinge liegen, wird sich das bis zur Bundestagswahl 2009 nicht ändern. Doch auf die Dauer wird das verbale Getöse die Hilflosigkeit der SPD-Führung nur umso deutlicher werden lassen. Erfolgversprechende Politik sieht wohl anders aus.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
75502
weitere Artikel:
- WAZ: Konservativer Sieg: Durchmarsch - Leitartikel von Joachim Rogge Essen (ots) - Schon vor der Finalrunde am Sonntag hält Präsident Sarkozy einen Blankoscheck der Wähler in Händen, die angekündigten Reformversprechen auch umzusetzen. An der erdrückenden Mehrheit des konservativen Lagers im neuen Parlament gibt es schon jetzt keinen Zweifel mehr. Alles hört fortan auf Sarkozys Kommando. Keinen Hehl hat er daraus gemacht, weit mehr noch als alle seine Vorgänger auch das politische Alltagsgeschäft bestimmen zu wollen, statt lediglich Leitlinien vorzugeben. Das entspricht seiner hyperaktiven Natur, birgt mehr...
- WAZ: Neuer Ärger in der Koalition: Beck als roter Rebell - Leitartikel von Rolf Potthoff Essen (ots) - Wähler bzw. Mandatsträger der SPD zu sein, kann nicht unter die Vergnügungssteuer fallen. Die Partei blickt auf dürftige Umfragewerte; ihr Chef und Möchte-gern-Kanzlerkandidat geistert glücklos durch die Berliner Kulisse, wo sich aber die Macht konzentriert. Er agiert im Schatten einer Kanzlerin, die glänzt, was ihr selbst Parteigegner attestieren. Und der Parteichef ist ein solcher, um den es in der eigenen Gefolgschaft grummelt; sein Glück, dass es zu ihm derzeit keine Alternative gibt. Und da ist noch eine sich stabilisierende mehr...
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zu NS-Zwangsarbeiterentschädigung Leipzig (ots) - Wenn 62 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs endlich alle Entschädigungen an frühere NS-Zwangsarbeiter ausgezahlt worden sind, dann verbieten sich euphorische Reaktionen von selbst. Für viele der betroffenen Opfer, die unter sklavenartigen Bedingungen für deutsche Firmen schuften mussten, kommen die bescheidenen Beträge schlicht zu spät. Aus einem historisch-moralischen Problem, derVerantwortung der Wirtschaft gegenüber den Zwangsarbeitern, wurde durch jahrelanges Gefeilsche um Zuständigkeiten und rechtliche Sicherheiten mehr...
- WAZ: Kurzkommentar zu Kurt Beck Essen (ots) - Was kann es der SPD bringen, wenn Beck das problembeladene Bündnis in weitere Schwierigkeiten bringt? Die Hoffnung, die SPD könne so bei den zahlreichen Wahlen 2008 punkten? Doch bis 2009 hält Beck seinen Kampf gegen den Partner nicht durch. Und falls es vorher zum Bruch käme, welche Macht-Perspektiven böten sich dar? Dass es für einen rot-grünen Neustart reicht - wer nähme das an? Ein Bündnis mit der Linken schloss die Parteiführung aus, die Hände zum Schwur erhoben. Also rot-grün-gelbe Ampel? Wo doch die Union trotz aller mehr...
- Lausitzer Rundschau: Belgien nach den Parlamentswahlen Europa im Kleinen Cottbus (ots) - Jetzt reiht sich auch Belgien ein in diesen Club von EU-Ländern, in dem die Politik vor allem damit beschäftigt ist, aus widersprüchlichen Wahlergebnissen halbwegs funktionierende Regierungen zusammenzuflicken. Und am Beispiel dieses Kernlandes der Union, in dem auch ihre wichtigsten Organe beheimatet sind, wird so manches klar an grenzüberschreitenden Trends und damit verbundenen Schwierigkeiten. Denn Belgien ist tatsächlich in Vielem eine Miniaturausgabe der Europäischen Union. Da ist zum einen die Hilflosigkeit der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|