Allg. Zeitung Mainz: Höchste Zeit P. Königsberger zu Zwangsarbeitern
Geschrieben am 11-06-2007 |
Mainz (ots) - Ohne das so genannte Wiedergutmachungsabkommen mit den Überlebenden des Holocaust wäre Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen worden. Das hatte Konrad Adenauer seinerzeit nüchtern erkannt und entsprechend gehandelt. Die junge Bundesrepublik übernahm Verantwortung für den millionenfachen Mord an den Juden, den schrecklichsten Teil deutscher Geschichte. Das Schicksal der zehn Millionen Zwangsarbeiter aber, die meisten von ihnen keine Juden, wurde lange verdrängt, verleugnet, vergessen. Dass dies am Ende, wenn auch viel zu spät, nicht so blieb, ist leider nicht der Moral der deutschen Wirtschaft zu verdanken. sondern allein dem amerikanischen Rechtssystem. Es kennt das Instrument der Sammelklage, was zur Folge haben kann, dass Unternehmen mit gigantischen Forderungen überzogen werden und, schlimmer noch, ihnen auf dem wichtigsten Markt der Welt erheblicher Ansehensverlust droht. Nur deshalb sind die heute noch Lebenden der Zwangsarbeitsmaschine der Nazis in den vergangenen Jahren mit Summen zwischen 2500 und 7700 Euro bedacht worden. Gerade mal ein Tropfen auf den noch immer heißen Stein. Das stimmt zwar, aber auf die Summe kam es so viele Jahre nach Kriegsende auch nicht an. Es ist wie in den frühen fünfziger Jahren das Bekenntnis, Unrecht getan zu haben und - endlich - dazu zu stehen, was das jetzt abgeschlossene letzte Entschädigungskapitel so wichtig und richtig macht, auch wenn man so manchen Konzern - bildlich gesprochen - erst zum Verhandlungstisch tragen musste. Der letzte Fleck auf der ansonsten ziemlich weißen Weste dieser Republik ist beseitigt. Es wurde auch höchste Zeit.
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