Allg. Zeitung Mainz: So gerecht wie möglich Reinhard Breidenbach zu Sozialdebatte
Geschrieben am 11-06-2007 |
Mainz (ots) - In der Sozialpolitik schlagen die Flügel der Parteien am heftigsten. Die SPD-Linke unter ihrer neuen Bannerträgerin Andrea Nahles huldigt ihrem alten Traum, die private Kranken- und Pflegeversicherung wenn nicht ganz abzuschaffen, so doch mindestens für die Deckungslücken der gesetzlichen Schwester streng in Haftung zu nehmen. Die Teile der Union, die nicht der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft nahestehen, favorisieren den FDP-Gedanken einer rücklagengestützten, möglichst gänzlich privaten Absicherung. Dann gibt es Zwischentöne, gestern erstaunlicherweise vom amtierenden Agrar(!)- und Ex-Gesundheitsminister Seehofer, der für eine Art Riester-Pflege plädiert. Eines ist sicher: Alle Sozialsysteme, vor allem aber die Pflegeversicherung, werden massive Finanzprobleme bekommen, wenn die Demografie-Prognosen auch nur halbwegs stimmen. Dann kann die Politik, um über die nächste Wahl zu kommen, zwar noch ein bisschen lavieren, etwa den Arbeitslosenbeitrag senken, um den Pflegebeitrag anheben zu können. Das funktioniert aber nur in Zeiten niedriger Arbeitslosigkeit, und die ist, wie wir erleben, nicht einmal bei boomender Konjunktur garantiert. Eine Lösung bestünde darin, dass mehr Kinder - spätere Beitragszahler - auf die Welt kommen. Ob die durchaus löblichen Anstrengungen in der Kita-Politik da einen Durchbruch bringen, ist jedoch ungewiss. Ansonsten wird die Kunst des Möglichen darin bestehen, Mangel zu verwalten, und zwar so gerecht wie möglich. Das heißt schlimmstenfalls: Erhöhung der Beiträge. Aber nur, wenn alle Sparmöglichkeiten, die sich aus Effizienzsteigerung und Bürokratieabbau ergeben, erschöpft sind. Und dann, ohne Wenn und Aber, paritätisch von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen.
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