Beruf und Familie in Deutschland: Arbeitgeber ergreifen zu selten die Initiative

Frankfurt am Main (ots) -

- Jahrespressekonferenz der berufundfamilie gGmbH: demografischer
Wandel ist entscheidendes Handlungsmotiv in den Unternehmen

- Familienbewusste Personalpolitik bringt allen Arbeitgebern
messbare betriebswirtschaftliche Vorteile

- berufundfamilie gGmbH entwickelt Index zur Messung des
Familienbewusstseins

In der deutschen Wirtschaft setzt sich zunehmend die Erkenntnis
durch, dass familienbewusste Personalpolitik Wettbewerbsvorteile
schafft - allerdings suchen Unternehmen bei der Vereinbarkeit von
Beruf und Familie nach wie vor zu selten nach konkreten
Lösungsansätzen. Entscheidendes Motiv für das praktische Engagement
der Arbeitgeber sind insbesondere der demographische Wandel und seine
Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Diese Bilanz zog die
berufundfamilie gGmbH heute auf ihrer Jahrespressekonferenz. Zugleich
stellte sie die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit vor:
Familienbewusste Personalpolitik bringt nachweislich in allen
Branchen, Betriebsgrößen und Regionen betriebswirtschaftliche
Vorteile. Bis zum Ende des Jahres wird die berufundfamilie gGmbH nun
einen Index entwickeln, der das Familienbewusstsein in Betrieben
messbar und damit vergleichbar macht. Er wird nicht allein das bloße
Maßnahmenangebot der Arbeitgeber, sondern die Dimensionen "Leistung",
"Kultur" und "Dialog" abbilden.

"Wir hoffen, dass der Index letztlich auch dazu beitragen wird,
das Thema empirisch noch besser zu durchdringen, und dass er den
Ehrgeiz all der Unternehmen anspornt, die von den positiven
betriebswirtschaftlichen Effekten familienbewusster Personalpolitik
profitieren wollen", so Dr. Antje Becker, Geschäftsführerin der
berufundfamilie gGmbH heute in Frankfurt.

Arbeitgeber können es sich heute nicht mehr leisten,
familienbewusste Maßnahmen als freiwillige Sozialleistung in
wirtschaftlich guten Zeiten abzutun. Die Zahlen des von der
berufundfamilie gGmbH gegründeten Forschungsinstituts
Familienbewusste Personalpolitik (FFP) an der Universität Münster
sprechen eine eindeutige Sprache: Bei den untersuchten Unternehmen
sanken innerhalb eines Jahres die Fehlzeiten (um 34%), stieg das
Image (um 13%) und vereinfachte sich die Rekrutierung von Fach- und
Führungskräften (um 10%).

Tatsächlich verzeichnet die gGmbH ein stetig wachsendes Interesse
bei deutschen Arbeitgebern, sich dem Thema Beruf und Familie
strukturiert zu widmen. Das audit der berufundfamilie gGmbH, das
einzige Managementinstrument in punkto Vereinbarkeit, haben bereits
über 500 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen in Deutschland
durchlaufen, darunter 40 Prozent der DAX-notierten
Aktiengesellschaften. Bei der diesjährigen Zertifikatsverleihung am
19. Juni durch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen werden
191 audit-Zertifikate verliehen, für das kommende Jahr rechnet die
berufundfamilie gGmbH mit weiteren 300 Auditierungen.

Um das Engagement der kleinen und mittelständischen Unternehmen
gezielt zu stärken, hat sie vor drei Jahren ein Modell aufgelegt, bei
dem das audit in ein Förderprogramm auf Landesebene eingebunden wird.
Der erfolgreichen Premiere in Sachsen-Anhalt folgten rasch Projekte
in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Brandenburg, weitere sind in
Planung.

Wenngleich die Nachfrage für das audit deutlich gestiegen ist,
sind die Branchen und Regionen nach wie vor sehr unterschiedlich
vertreten - die Finanzdienstleister, Energieversorger und
Chemie-Arbeitgeber in Westdeutschland liegen weit vorn, den stärksten
Nachholbedarf haben Baugewerbe und Handel sowie die östlichen
Bundesländer.

Die Entwicklung und Weiterentwicklung des auf
Unternehmensspezifika zugeschnittenen audit hat der berufundfamilie
gGmbH den größten Datenbestand zum Thema in Deutschland eingebracht.
Sie nutzt ihn für eine gezielte wissenschaftliche Begleitung und
Evaluation ihres Engagements und für exklusive Informationsangebote
im Rahmen einer audit-Akademie, zu der die zertifizierten Unternehmen
exklusiven Zugang haben, um sich regional und branchenspezifisch zu
vernetzen. Derzeit baut die berufundfamilie gGmbH einen
"Innovationszirkel" auf, der sich mit den Zukunftsthemen rund um die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschäftigt.

Neu auf der Agenda: gestiegene Pflegeanforderungen an die
Mitarbeiter - wie gehen Arbeitgeber mit dieser Herausforderung um?
Die berufundfamilie gGmbH hat in Zusammenarbeit mit der prognos AG
erstmals einen Leitfaden mit Praxistipps zur Vereinbarkeit von
Berufstätigkeit und Pflegeaufgaben herausgegeben. Nur sieben Prozent
der deutschen Unternehmen bieten bereits heute entsprechende
Maßnahmen an. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen
Untersuchung der gGmbH. Weitere Ausgaben der Broschürenreihe "für die
praxis" sind in Arbeit. Noch in diesem Jahr wird ein Leitfaden zum
Thema "Studieren mit Kind" erscheinen.

Die berufundfamilie gGmbH, 1998 von der Gemeinnützigen
Hertie-Stiftung gegründet, hat sich auf die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie in der betrieblichen Praxis spezialisiert. Das von ihr
verliehene audit-Zertifikat ist das Gütesiegel für familienbewusste
Personalpolitik in deutschen Unternehmen, Institutionen und
Hochschulen. Das von ihr gegründete Forschungsinstitut an der
Universität Münster liefert erstmals wissenschaftliche Erkenntnisse
zum Thema und ihre "audit-Akademie" entwickelt Antworten auf neue
Fragestellungen. Die berufundfamilie gGmbH hat in den vergangenen
Jahren dazu beigetragen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei
deutschen Arbeitgebern als Management-Aufgabe von hoher
betriebswirtschaftlicher Relevanz zu verankern.

Originaltext: Gemeinnützige Hertie-Stiftung
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Pressekontakt:
berufundfamilie gGmbH
Dr. Antje Becker / Stefan Becker
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Silke Güttler
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