Kinder- und Jugendärzte fordern für alle Kinder bundesweit kostenfreies letztes Kindergartenjahr
Geschrieben am 12-04-2006 |
Ulm (ots) - Bei der derzeit politisch brisanten Kontroverse um eine möglichst optimale Förderung von Kindern im Vorschulalter hat jetzt die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) einen Kompromissvorschlag unterbreitet: Zumindest das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung sollte bundesweit beitragsfrei sein, für alle Kinder aber auch verpflichtend werden. Dieses Modell, so DGSPJ-Präsident Harald Bode, sei finanzierbar und habe sich in ähnlicher Weise im Saarland auch bereits bewährt.
Seit dem Jahr 2000 ist dort der Regelbeitrag in Höhe von 65 EUR für Eltern von Kindern, die das letzte Kindergartenjahr vor dem Wechsel in die Grundschule besuchen, abgeschafft worden. Pro Jahr sparen die Eltern damit zwischen 500 und 800 Euro an Kindergartenkosten. Lediglich die Eltern, die für ihr Kind einen Ganztagesplatz beanspruchen, müssen noch einen Eigenanteil von 60 Euro pro Monat leisten. Dieser Aufwand, den sich das Saarland jährlich insgesamt 6,7 Millionen Euro kosten lässt, scheint sich auszuzahlen. Fast alle Einschulungskinder (98,5 Prozent) haben dort zuvor einen Kindergarten besucht. Für besonders überzeugend hält Bode das Modell aber insbesondere deshalb, weil der Anteil der Kindern mit Migrationshintergrund, die keinen Kindergarten besuchen, seit 1998 von über 10 Prozent auf heute 3,7 Prozent reduziert werden konnte.
Dies ist deshalb so bedeutend, weil immer mehr Kinder aus Migrantenfamilien, aber auch aus bildungsfernen deutschen Familien sprachliche, motorische und psychische Auffälligkeiten zeigen. Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt mittlerweile als entwicklungsgestört. Deshalb müssen Ärzte bereits im Vorschul- und erst recht im Schulalter so viele Therapien (Ergotherapie, Logopädie) verordnen, dass ihr dafür vorhandenes Budget längst nicht mehr ausreicht.
Um gerade diese gefährdeten frühzeitig Kinder zu erreichen und zu unterstützen, sei es so immens wichtig, prinzipiell alle Eltern zum Kindergartenbesuch ihrer Kinder zu bewegen Da generelle gebührenfreie Kindergärten über die gesamte Kindertagesstätten- und Kindergartenzeit wohl kaum zu finanzieren seien, schlagen die Sozialpädiater vor, nach dem Vorbild im Saarland für alle Kinder in Deutschland zumindest das letzte Kindergartenjahr vor der Schule beitragsfrei anzubieten. In Berlin ist ein solches kostenfreies Kitajahr, das den Senat jährlich 10,8 Millionen Euro kostet, gerade beschlossen worden. Auch in Sachsen wird eine kostenlose Vorschulpflicht diskutiert.
Um die nicht altersmäßig entwickelten Kinder aber auch zu erkennen, müsste das Fachpersonal in den Kindergärten weit besser als bislang ausgebildet werden. Bode: "Dafür brauchen wir bundesweit eine Qualifizierungsoffensive für Erzieherinnen." Hier hinke Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch weit hinter anderen Ländern her. Allerdings dürften all diese Maßnahmen nicht damit finanziert werden, Errungenschaften wie das Kindergeld schlichtweg zu kappen oder zu kürzen, wie dies von manchen Politikern vorgeschlagen wird. Denn wer, so Bode, die Zukunft von Kindern verbessern will, müsse jetzt auch bereit sein, zusätzlich etwas in die junge Generation zu investieren.
Originaltext: Kindernetzwerk e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58954 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58954.rss2
Pressekontakt: Professor Dr. Harald Bode Universitäts-Kinderklinik Ulm Sozialpädiatrisches Zentrum Schillerstr.15 89077 Ulm Tel: 0731/5002/1730 Mail: harald.bode@medizin.uni-ulm.de www.dgspj.de
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