LVZ: GdP attackiert nach G8-Gipfel Schwerins Innenminister / Bekämpfung des Linksextremismus muss neuen Stellenwert erhalten / Unmut im Ministerium und neue Parlamentarierkritik an Art und Umfang der
Geschrieben am 21-06-2007 |
Leipzig (ots) - Nach einer Auswertung der Vorkommnisse rund um den G8-Gipfel von Heiligendamm hat die Gewerkschaft der Polizei die mangelhafte Verantwortungsübernahme des politisch für alle Einsätze allein zuständigen Landesinnenministers von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), kritisiert. Zugleich verlangte GdP-Chef Konrad Freiberg in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstag-Ausgabe) von der Politik, sie müsse der Bekämpfung des organisierten Linksextremismus "einen neuen Stellenwert" zuweisen. Gleichzeitig gibt es, nach einem Bericht der Zeitung, innerhalb des Verteidigungsministeriums erhebliche Unzufriedenheit über die "mangelhafte Koordination" der Bundeswehr-Einsätze rund um den Gipfel, insbesondere auch im Hinblick auf die umstrittenen "Tornado"-Aufklärungsflüge. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte der Zeitung: "Es ist nicht in Ordnung, dass untere Polizeiebenen mit unteren Bundeswehr-Ebenen immer neue Einsätze verabredet haben."
Freiberg stellte mit Blick auf die Sicherheitsmaßnahmen rund um Heiligendamm fest: "Alleinverantwortlich für den Einsatz war der Innenminister in Schwerin. Er ist dieser Verantwortung, insbesondere bei der Erklärung der polizeilichen Maßnahmen, nicht ausreichend nachgekommen. Das fand weitestgehend ohne die Verantwortlichen statt. Das ging zu Lasten der Polizei."
Insbesondere nach den gewalttätigen Vorkommnissen im Umfeld der Demonstration von Gipfel-Gegnern in Rostock müssten sich "die Sicherheitsbehörden taktisch ganz neu aufstellen", verlangte Freiberg. "Hier wird organisierte linksextremistische Gewalt praktiziert. Wir müssen uns auf ein bisher nie da gewesenes Maß an Hass und Gewalt einstellen. Das bedeutet: Die Bekämpfung des Linksextremismus, insbesondere dieser international organisierten Polit-Kriminellen, muss einen völlig neuen Stellenwert erhalten. Wir brauchen die länderübergreifende Kooperation der Sicherheitsbehörden und eine konzentriertere Strafverfolgung." Solche Demonstrationsteile müssten zudem von Anfang an durch die Polizei eng abgeschirmt werden.
Unter Verweis auf umstrittene Einsätze von Aufklärungsflügen von Bundeswehr-"Tornados" meinte der GdP-Chef: "Amtshilfe der Bundeswehr ist immer sehr erfreulich für die Polizei, wenn sie das ausgleicht, wofür der Polizei die Fähigkeiten fehlen. Beispielsweise Luftbilder bei Entführungen oder Geiselnahme. Mit dem Tiefstflug eines Tornado-Jets über Demonstranten hinweg ist die verfassungsrechtliche Grenze eindeutig überschritten worden. Das muss nachprüfbare Konsequenzen haben."
Im Bundesverteidigungsministerium wird in diesem Zusammenhang intern Kritik an der "mangelhaften Koordination" der Amtshilfe-Einsätze der Bundeswehr geübt. Dies betrifft, nach Information der Zeitung unter Berufung auf Ministeriumskreise, sowohl die oberste militärische Spitze im eigenen Haus als auch den Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert. Angesichts der "vorhersehbar sensiblen Mission" seien nicht in jedem Fall die "eigentlich gebotenen Entscheidungs- und Begründungswege" eingehalten worden. Diese Kritik richtet sich offenbar sowohl gegen die Inspekteursebene als auch gegen die zuständige beamtete Staatssekretärsebene. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) war zur Gipfel-Zeit auf Auslandsreise in Asien.
Noch in der vergangenen Woche hatte das Ministerium mitgeteilt, es habe im G8-Zusammenhang "vier Aufklärungsflüge mit jeweils zwei Luftfahrzeugen" gegeben. Entsprechend informierte das Verteidigungsministerium gestern auch die zuständigen Bundestagsabgeordneten in den Ausschüssen. Mittlerweile habe sich herausgestellt, dass es sieben "Missionen" mit möglicherweise bis zu zehn Flügen gegeben habe, bestätigte das Ministerium. Zugleich wurde kritisch im Ministerium festgestellt, dass die für die Gipfel-Einsätze zuständige Landesregierung und die Polizeiführung "auf Teufel komm raus Militär-Unterstützung angefordert haben". Auf diesen Druck sei "nicht in jedem Fall mit der gebotenen Sensibilität und Zurückhaltung" reagiert worden, so Ministeriumskreise.
Für den SPD-Verteidigungsexperten Rainer Arnold steht fest, "dass faktisch so getan wurde, als habe es rund um Heiligendamm eine Generalbevollmächtigung für den Einsatz der Bundeswehr gegeben". Es sei offenbar schwierig, die Verantwortlichen ausfindig zu machen. "Der Tiefflugeinsatz des ,Tornado' ist politisch falsch gewesen. Die verfassungsrechtlich grenzwertigere Mission war aber wohl der Einsatz der zehn Panzerspähwagen vom Typ ,Fennek' zur Geländebeobachtung. Die Begründung für deren Einsatz, dass damit Polizeikräfte gespart werden könnten, ist verfassungsrechtlich nicht ausreichend", kritisierte Arnold.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Büro Berlin Telefon: 030/72626-2000
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
77457
weitere Artikel:
- Heinen/Aigner: Frauenkarrieren an Hochschulen fördern Berlin (ots) - Anlässlich des Expertengesprächs mit Präsidentinnen und Rektorinnen deutscher Hochschulen erklären die Vorsitzende der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ursula Heinen MdB, und die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung, Ilse Aigner MdB: Frauen sind in Wissenschaft und Forschung nach wie vor unterrepräsentiert. Während der Frauenanteil in privat und öffentlich finanzierter Forschung im Durchschnitt der EU-Länder bei 29 Prozent liegt (an der Spitze stehen Lettland und Litauen mit 53 bzw. 48 mehr...
- Öffentliche Versteigerung von CO2-Zertifikaten / BUND fordert, ab 2013 alle Zertifikate zu versteigern Berlin (ots) - "Klimakiller bitte zur Kasse. Keine Geschenke für Stromkonzerne!" - mit dieser Botschaft auf ihrem Transparent demonstrierten Mitarbeiter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute am Reichstag für die komplette Versteigerung der Zertifikate für CO2-Emissionen. Es reiche nicht, dass, wie vom Parlament geplant, künftig knapp neun Prozent der Zertifikate verkauft oder versteigert würden. Das morgen dem Bundestag zur Beschlussfassung vorliegende Gesetz zur Verteilung der Emissionen bis 2012 sei zwar ein Anfang, mehr...
- Hüppe: Pflegereform bringt Vorteile für Menschen mit Behinderungen Berlin (ots) - Anlässlich der Einigung der Spitzen von Union und SPD auf Eckpunkte zur Pflegereform erklärt der Beauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit Behinderungen, Hubert Hüppe MdB: Die Eckpunkte zur Reform der Pflegeversicherung sind positiv für pflegebedürftige Menschen mit Behinderungen. Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz, die beispielsweise bei geistiger Behinderung vorliegen kann, profitieren von der anstehenden Reform. Sie können in Zukunft einen zusätzlichen Betreuungsbetrag mehr...
- Oskar Lafontaine: Bundesarbeitsgericht stärkt Gewerkschaften - politischer Streik rückt auf die Tagesordnung Berlin (ots) - Der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Oskar Lafontaine, begrüßt das Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Berechtigung von Solidaritätsstreiks zur Unterstützung von Arbeitskämpfen in einem anderen Unternehmen: Mit diesem richtungweisenden Urteil werden die Möglichkeiten der Gewerkschaften gestärkt, ihre Forderungen in Arbeitskämpfen durchzusetzen. Offensichtlich ist dem Bundesarbeitsgericht nicht entgangen, dass sich die deutschen Gewerkschaften seit Jahren nur noch in der Defensive befinden. Wie der jüngste Telekom-Abschluss mehr...
- SoVD: Zehn Forderungen zur Vermeidung von Altersarmut Berlin (ots) - SoVD-Präsident Adolf Bauer erklärt: Der SoVD befürchtet aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre eine Zunahme von Altersarmut. Altersarmut entsteht durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren: Dazu zählen ein geringes Einkommen, die massiven Einschnitte in das Leistungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung, die wachsenden Vorsorgelücken durch Arbeitslosigkeit, die Zunahme sozialversicherungsfreier Arbeitsverhältnisse, prekäre Selbständigkeit und längere Berufsunterbrechungen durch Kindererziehung und Pflege. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|