Südwest Presse: Kommentar zum Thema Hauptschule
Geschrieben am 21-06-2007 |
Ulm (ots) - Mancher lässt sich es sich viel kosten, der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu müssen: Die zu eisernem Sparen entschlossene Landesregierung scheut jedenfalls nicht davor zurück, eine ungeliebte Schulart mit mehreren Millionen Euro vor dem langsamen Tod retten zu wollen. Von Jahr zu Jahr sinkt der Prozentsatz der Schüler, die in die Hauptschule wechseln. Dorthin geht nur noch, wer muss - und sich den Nachhilfelehrer in der Grundschule nicht leisten kann. Man möchte dem CDU-Kultusminister einmal empfehlen, einige Wochen in einer vierten Klasse zu verbringen. Dort, wo der Auslese-Terror tobt, weil Schüler und Eltern wissen, dass binnen kürzester Zeit ein Gutteil der Zukunftschancen verteilt wird. Vielleicht nähme Helmut Rau dann Abstand von seinen Plänen, nun auch noch die Hauptschüler selbst einer Selektion zu unterziehen, sie nach einer "Kompetenzanalyse" erneut in starke und schwache zu unterteilen. Konstruktiv ist einzig die Idee, den Praxisbezug auszubauen und die jungen Leute bereits von der 8. Klasse an mehr Erfahrung in den Betrieben sammeln zu lassen. Doch auch so werden das dreigliedrige Schulsystem und die Hauptschule nicht überleben. Damit Kinder ihre Fähigkeiten entfalten können, brauchen sie Lehrer und Bildungspolitiker, die sie auf jede erdenkliche Weise fördern, statt sie immer wieder auszubremsen und abzuschieben.
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