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Der neue Ärzteatlas zeigt: Nicht ein Mangel an Ärzten sondern die ungleiche regionale Verteilung ist das Problem

Geschrieben am 22-06-2007

Bonn (ots) - Die aktuelle vertragsärztliche Versorgung in
Deutschland ist nicht durch einen generellen Mangel an Ärzten sondern
durch erhebliche Verteilungsprobleme gekennzeichnet. Dies zeigt der
soeben erschienene Ärzteatlas des Wissenschaftlichen Instituts der
AOK (WIdO). Er stellt erstmals die Versorgungsdichte aktuell und
umfassend dar.

Es gibt in Deutschland nicht zu wenig Ärzte, sondern eher zu
viele, aber sie sind schlecht verteilt. Es gibt für eine
Niederlassung attraktive und weniger attraktive Gegenden und es gibt
erhebliche Differenzen im Grad der fachärztlichen und der
hausärztlichen Versorgung.

Bei den Facharztgruppen findet sich in zahlreichen Regionen eine
deutliche Überversorgung. Die weit überwiegende Zahl der Kreise und
Städte ist deshalb für fachärztliche Neuzulassungen gesperrt. Dies
gilt auch für die neuen Bundesländer. Vor allem Kreise in strukturell
sehr attraktiven Gegenden sind mit den weitaus meisten Fachgruppen
überversorgt. Die bestehenden Versorgungsgrade sind zum Teil
ausgesprochen hoch. Unterversorgung findet sich im fachärztlichen
Bereich bei einigen Arztgruppen gar nicht, bei anderen nur
vereinzelt.

Aber auch im vieldiskutierten hausärztlichen Bereich liegt in 306
der insgesamt 395 Planungskreise ein Versorgungsgrad von über 100 %
vor. In 150 Kreisen und Städten gibt es sogar Überversorgung. Die
bundesweit höchste Versorgungsdichte findet sich in Starnberg (150
%), Freiburg/Breisgau (146 %) und in München (140 %). 64
Planungskreise weisen einen Versorgungsgrad zwischen 90 und 100 %
auf. Unterversorgung findet sich lediglich im Saalkreis in
Sachsen-Anhalt (68 %). In 24 Kreisen und Städten liegt der
Versorgungsgrad zwischen 75 und 90 %. Neun dieser Planungsbereiche
liegen in Niedersachsen und sieben in Sachsen-Anhalt. Die Situation
in den einzelnen Ländern stellt sich unterschiedlich dar. Während in
Berlin, Hamburg, Hessen und dem Saarland die Hausartzahlen
durchgängig über dem Soll liegen und vielfach sogar Überversorgung
besteht, gibt es in einigen der neuen Bundesländer, und zwar in
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mehrheitlich
Planungskreise mit Versorgungsgraden von 75 bis unter 100 %.
Angesichts der ungünstigen Alterstruktur der Hausärzte in den neuen
Bundesländern muss die Versorgungssituation in diesen Regionen genau
beobachtet werden; insbesondere in wenig attraktiven Gegenden müssen
Anreize geschaffen werden, um frei werdende Arztpraxen wieder zu
besetzen. Daneben gibt es aber auch Städte und Kreise, die mit
Hausärzten überversorgt sind. In einigen großen Städten liegt dabei
die absolute Zahl der Hausärzte sehr deutlich über dem Soll.

Die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung ist auch
Gegenstand verschiedener gesetzlicher Neuregelungen. So sieht das
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz (VändG) Regelungen zur
Liberalisierung der vertragsärztlichen Tätigkeit vor. Diese sind
allerdings nicht auf unterversorgte Gebiete beschränkt; hier besteht
die Gefahr, dass es in bereits gut versorgten Regionen zu einer
Ausweitung ärztlicher Tätigkeiten kommt. Das Gesetz zur Stärkung des
Wettbewerbs in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) sieht
ab 2010 unterschiedliche ärztliche Vergütungen bei Über- und
Unterversorgung vor, um so Anreize für bedarfsgerechte
Niederlassungen zu schaffen. Damit ist erstmals im Gesetz verankert,
dass über die Honorierung der Ärzte finanzielle Anreize zum Abbau von
Über- und Unterversorgung geschaffen werden. Diesen Ansatz werten die
Autoren des Ärzteatlas grundsätzlich positiv, denn Maßnahmen, die
eine flächendeckende Sicherstellung der Versorgung für die
Bevölkerung gewährleisten wollen, müssen unbedingt das
Ungleichgewicht der Verteilung in den Blick nehmen. Vor diesem
Hintergrund gewinnt das Wissen um das konkrete regionale
Versorgungsangebot bei Vertragsärzten an Bedeutung, wozu der
Ärzteatlas einen Beitrag leisten soll.

Die Autoren Joachim Klose, Isabel Rehbein und Thomas Uhlemann
haben das regionale Versorgungsangebot an Vertragsärzten erstmals
umfassend transparent gemacht. Für die 14 größten Arztgruppen werden
aktuelle regionale Versorgungsgrade in den insgesamt 395
Planungsbereichen Deutschlands kartografisch ausgewiesen und so auch
das Ausmaß an Über- und Unterversorgung differenziert dargestellt.
Städte und Kreise mit sehr hohen und sehr niedrigen Versorgungsgraden
werden explizit benannt. Grundlage für die Versorgungsgrade bilden
die Richtlinien der Bedarfsplanung, die Ärzte und Krankenkassen
gemeinsam festlegen. Des weiteren werden in der Publikation jeweils
arztgruppenspezifisch u. a. die langfristige Entwicklung der
Arztzahlen, die Altersstruktur der Ärzte und die Zu- und Abgänge
(Zulassungsbeginn/Zulassungsende) in den letzten Jahren dargestellt.

Die WIdO-Publikation "Ärzteatlas. Daten zur Versorgungsdichte von
Vertragsärzten", von Joachim Klose, Isabel Rehbein und Thomas
Uhlemann, ISBN-13 978-3-922093-44-2, kann direkt beim
Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) bezogen werden.
( Tel.: 0228/843-131; Fax: 0228/ 843-144; E-Mail:
ursel.heller@wido.bv.aok.de ).

Originaltext: Wissenschaftliches Institut der AOK
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=32063
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_32063.rss2

Pressekontakt:
Joachim Klose
Tel.: 0228 843-129
Fax.: 0228 843-144
joachim.klose@wido.bv.aok.de


Dr. Thomas Uhlemann
Tel.: 0228 843-141
Fax.: 0228 843-144
thomas.uhlemann@wido.bv.aok.de


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