Westdeutsche Zeitung: Zwei Vorschläge zur Mitarbeitbeteiligung mit Schwächen = Weder neu noch originell - Von Martin Vogler
Geschrieben am 29-06-2007 |
Düsseldorf (ots) - Die Idee klingt so schön, dass eigentlich niemand etwas gegen sie haben dürfte: Arbeitnehmer werden an Unternehmen beteiligt, wandeln sich also ein wenig zu "Kapitalisten". Aus Sicht der Beschäftigten verbessert das deren Einflussmöglichkeiten und finanzielle Situation. Die Wirtschaft hingegen freut sich über motiviertere Mitarbeiter. Doch bereits das gefällt, vor allem in der von der Union vorgesehenen Konsequenz, nicht jedem. Die Linken und viele Gewerkschaften, die ja es theoretisch toll finden müssten, wenn die gerne zitierte Arbeiterklasse in den Besitz von Produktionsstätten gelangt, sehen Risiken. Denn wer direkt am Erfolg seiner Firma beteiligt ist, streikt selten.
Dieser Aspekt macht einen Hauptunterschied zwischen den beiden Konzepten aus. Die SPD plant mit ihrem Deutschlandfonds lediglich eine Art Wette auf die wirtschaftliche Entwicklung im gesamten Land. Dies ist für den Einzelnen weniger riskant als eine Beteiligung an einem konkreten Unternehmen.
Allerdings erzeugt so ein Fonds auch zusätzliche Bürokratie. Außerdem haben wir schon unzähligen Aktienfonds. Warum brauchen wir da noch ein zusätzliches Monstrum mit staatlicher Lenkung?
Beide Konzepte haben Schwächen. Vor allem: Sie leben von staatlicher Förderung, die bei der Union noch höher ausfallen würde als bei der SPD. Streng genommen handelt es sich vor allem beim SPD-Fondsmodell nur um ein weiteres staatliches Programm zu Sparförderung. So etwas ist weder neu noch originell Begriffe wie Bausparprämie oder Arbeitnehmersparzulage lassen grüßen. Die Gefahr solcher Maßnahmen: Die Menschen müssen sich mit bürokratischen Aufwand darum bemühen, jenes Geld zurück zu bekommen, das sie vorher in Form von Steuern bezahlt haben. Wäre es da nicht schlauer, solche neuen Subventionen gar nicht erst zu schaffen, alte Förderungen abzubauen und im Gegenzug die Steuerlast zu senken?
Leider werden die meisten Politiker kaum in diese Richtung denken. Stattdessen dürften sie ihre Arbeitszeit dazu verwenden, aus zwei mit Schwächen behafteten Modellen einen dem Koalitionsfrieden dienlichen Kompromiss zu zimmern. Die Erfahrung lehrt, dass solche Prozesse selten die Qualität steigern.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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