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Westdeutsche Zeitung: Der Streik kann rasch gesamtwirtschaftliche Folgen haben - Banges Warten am Bahnsteig = Von Martin Vogler

Geschrieben am 01-07-2007

Düsseldorf (ots) - Das kann ungemütlich werden. Mehr Regen und
tiefere Temperaturen drohen. Da friert man besonders auf zugigen
Bahnsteigen. Kommt der Zug? Und wenn er kommt, wann kommt er
wirklich? Solche Fragen werden Reisende und darunter viele Pendler ab
heute beschäftigen. Denn wenn Bahnbedienstete streiken, wirkt sich
das sofort spürbar aus. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu
anderen Branchen. Beim produzierenden Gewerbe etwa mögen die
Montagebänder tagelang still stehen, wenn noch Waren auf Lager sind,
verpufft der Streik. Oder es gelingt den Unternehmen trotzt
Arbeitsniederlegungen mit einer Rest-Belegschaft die Bedürfnisse der
Kunden zu befriedigen.

Wenn hingegen Zugbegleiter fehlen und bald Lokführer zu Hause
bleiben, müssen Verbindungen ausfallen. Verschärft wird die Wirkung
dadurch, dass das komplizierte Konstrukt der Fahrpläne relativ rasch
aus dem Takt zu bringen ist. Schon eine Verspätung eines einzigen
Zuges kann mehrere Anschlüsse beeinträchtigen. Da wird klar: Ein
Streik bei der Bahn wird deutliche Wirkung im Personen- und
Güterverkehr zeigen. Sofortige gesamtwirtschaftliche Folgen sind
nicht ausgeschlossen.

Leider sieht es nicht nach einer raschen Einigung aus. Bei einem
Angebot von zwei Prozent, dem Forderungen von sieben bis - in
speziellen Fällen - 31 Prozent gegenüber stehen, gibt es viel
Gesprächsbedarf. Die Beschäftigten wollen, wie in anderen Branchen
auch, den berühmten "kräftigen Schluck aus der Pulle". Die
Bahnführung hat sie unbeabsichtigt dazu auch noch ermutigt, als sie
für das laufende Jahr eine Ergebnissteigerung von sieben oder sogar
noch mehr Prozent erwartete. Sie wollte sich damit, mit Blick auf
ihre Privatisierung, für Investoren hübsch machen.

Tatsächlich geht es der Bahn nicht schlecht, da kann sie auch ihre
Mitarbeiter besser entlohnen. Diesen muss im Gegenzug klar sein, dass
ihnen anders als bei Telekom und Post nur eine Teilprivatisierung
bevorsteht. Die Bahn ist und bleibt mehrheitlich ein Staatsbetrieb.
Das gibt der Arbeitsplatzsicherheit eine andere Qualität, was ein
Motiv für maßvollere Forderungen sein könnte. Vielleicht siegt ja auf
beiden Seiten die Einsicht, dass eine schnelle Einigung allen nutzt.
Das freut dann nicht nur die Pendler.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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