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Zeitungen profitieren vom Aufschwung / Drei Prozent mehr Anzeigen im ersten Quartal - aber Umsatzniveau wie 1995 / Zeitungen erreichen 77 Prozent der Bevölkerung

Geschrieben am 03-07-2007

Berlin (ots) - "Die Zeitungsbranche in Deutschland blickt
optimistisch in die Zukunft", sagte der Hauptgeschäftsführer des
Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff,
heute bei der Jahrespressekonferenz in Berlin. Mit der gedruckten
Zeitung würden 77 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre regelmäßig
erreicht - 74 Prozent davon täglich. Als Qualitäts- und Massenmedium,
das den Nahraum der Menschen ebenso abbilde wie weltweite
Entwicklungen in allen Lebensbereichen, sei die Zeitung die Nummer
eins. Auch als Werbeträger habe die Zeitung unangefochten die
Spitzenposition. Allerdings sei das Wettbewerbsumfeld schwieriger und
komplexer geworden. Umso wichtiger sei es - so Wolff -, dass die
Verlage sich ungehindert und unter fairen Wettbewerbsbedingungen in
neuen Geschäftsfeldern wie beispielsweise der Entwicklung des
digitalen Geschäfts und der Briefzustellung engagieren könnten.

Die deutschen Zeitungen profitieren vom wirtschaftlichen
Aufschwung. In den ersten vier Monaten stieg das Anzeigenvolumen um
drei Prozent. Für das Wachstum ist vor allem der Stellenmarkt
verantwortlich, der um fast 33 Prozent zulegte. Positiv entwickelten
sich auch die Geschäftsanzeigen (2,4 Prozent). Aus diesem Segment
(Markenartikel, Automarkenwerbung, Handelsanzeigen, lokale
Geschäftsanzeigen) schöpfen die Verlage etwa die Hälfte ihrer
Anzeigenumsätze. Negativ entwickelten sich die Rubriken Immobilien
(-1,5 Prozent), Kfz (-10 Prozent) sowie Reiseanzeigen (-5,2 Prozent).
Hier schlage die Konkurrenz durch das Internet zu Buche, so der BDZV.
Die Zeitungen in Ostdeutschland konnten ein Anzeigenplus von 8,7
Prozent verbuchen, während die westdeutschen Zeitungen um zwei
Prozent zulegten. Allerdings liegt das Anzeigenumsatzniveau im Osten
durchschnittlich weit unter dem der übrigen Verlage.

Recht unterschiedlich verlief die Auflagenentwicklung (1. Quartal
2007) in den einzelnen Zeitungskategorien. Während der Vertrieb der
überregionalen Zeitungen relativ stabil blieb (-0,7 Prozent),
verloren die Kaufzeitungen mehr als drei Prozent. Die regionalen
Abonnementzeitungen büßten 1,9 Prozent ein. Die Tageszeitungen
insgesamt verloren zwei Prozent an Auflage (im Westen -1,9 Prozent,
im Osten -2,9 Prozent).

Bei den Wochenzeitungen gingen 4,7 Prozent und bei den
Sonntagszeitungen 1,6 Prozent an Auflage verloren. Die Auflage der
Tageszeitungen insgesamt liegt bei 20,8 Millionen; hinzu kommen 3,6
Millionen Sonntagszeitungen und rund zwei Millionen Wochenzeitungen.
Bei den Tageszeitungen entfallen 14,7 Millionen auf lokale/regionale
Abonnementzeitungen, 1,6 Millionen auf überregionale Zeitungen und
4,5 Millionen auf Kaufzeitungen. Stabiler als die verkauften Auflagen
sind die Reichweiten der Zeitungen: Im Durchschnitt lesen täglich 74
Prozent der Deutschen über 14 Jahre Zeitung - bei den über
50-Jährigen sind es mehr als 80 Prozent, bei den 14- bis 29-Jährigen
sind es mehr als 50 Prozent.

Zeitungskampagne wird fortgesetzt

Als "erfolgreiche Maßnahme" bewertete Dietmar Wolff die im
vergangenen Dezember gestartete Imagekampagne der Zeitungen. Die
Kampagne werde fortgesetzt, um die Stammleser noch enger an das
Medium zu binden und auch neue Leser anzusprechen. Der Claim der
Kampagne, "Die Zeitungen. Wer liest, versteht!", sei zugleich die
Botschaft, so Wolff. Nur wer Zeitung lese, könne wirklich mitreden
und mitentscheiden. Das Medium vermittle Wissen, Bildung, soziale
Anerkennung und auch Spaß. Überraschend, hintergründig, witzig oder
dramatisch brächten die Motive auf den Punkt, "was Zeitungen Tag für
Tag leisten, um die Komplexität der Welt zu erklären".

Geschäftsentwicklung 2006

Im Jahr 2006 konnten die Tageszeitungen ihre Umsätze im Vergleich
zum Vorjahr um 1,2 Prozent steigern. Das Anzeigen- und
Beilagengeschäft wuchs um 1,3 Prozent, die Vertriebsumsätze um 1,1
Prozent. Die überregionalen Titel kamen auf ein Umsatzplus von 1,7
Prozent, während es bei den Kaufzeitungen Verluste gab (-1,4
Prozent). Bei den lokalen und regionalen Abonnementzeitungen zeigten
sich deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland:
Während die westdeutschen Zeitungen Umsatzsteigerungen in Höhe von
1,9 Prozent verbuchten, sanken die Erlöse im Osten um 1,6 Prozent.
Hier zeige sich, dass das Marktumfeld für die ostdeutschen Verlage in
manchen Regionen - vor allem jenseits der Ballungsräume - immer
schwieriger werde, erläuterte der Geschäftsführer Verlagswirtschaft
des BDZV, Jörg Laskowski. Als Ursachen nannte er die nachlassende
Kaufkraft, die Abwanderung vor allem junger Leute und die hohe
Arbeitslosigkeit.

Die Wochenzeitungen verbuchten im vergangenen Jahr eine
Umsatzsteigerung von 1,5 Prozent, die Sonntagszeitungen von 1,4
Prozent. Der Gesamtumsatz aller Zeitungen lag bei 9,14 Milliarden
Euro (2005: 9,03 Milliarden). Diese positive Entwicklung nach einigen
schweren Jahren sei erfreulich, so der BDZV. Doch sei das
Umsatzniveau sehr niedrig; es liege noch unter dem Branchenumsatz von
1995. 53 Prozent ihrer Umsätze erwirtschafteten die Verlage mit
Anzeigen und Prospektbeilagen, 47 Prozent mit dem Zeitungsvertrieb.
Das frühere Größenverhältnis von zwei Drittel Anzeigen- und ein
Drittel Vertriebsumsatz gelte nicht mehr.

Wachstum in digitalen Märkten

Zur Entwicklung der Online-Aktivitäten führte der Leiter des
Geschäftsbereichs Kommunikation + Multimedia, Hans-Joachim Fuhrmann,
aus, dass die Verlage von dem raschen Wachstum in den digitalen
Märkten profitierten. So erreichten die Online-Angebote der Zeitungen
mittlerweile 34 Prozent der deutschen Internetnutzer. Sie stellten
mit Abstand das größte und umfangsreichste Nachrichtenangebot im
Netz. Dabei bildeten die Regionalzeitungen mit einer Reichweite von
19 Prozent und 6,8 Millionen regelmäßigen Nutzern eine wichtige
Säule. Am dynamisch wachsenden Online-Werbemarkt seien die Zeitungen
überproportional beteiligt. So seien die Online-Werbeeinnahmen der
Regionalzeitungen 2006 im Vergleich zu 2005 netto um 62 Prozent
gestiegen. Das Wachstum über alle Mediengattungen lag nach Berechnung
des Zentralverbands der Werbewirtschaft ZAW bei 49 Prozent.
Allerdings sei die Basis der Online-Werbung in Deutschland immer noch
eher klein, so Fuhrmann. So lagen die Umsätze laut ZAW im vergangenen
Jahr bei 495 Millionen Euro; der Online-Vermarkterkreis OVK
berechnete Bruttoerlöse von 904 Millionen Euro. Dem gegenüber stünden
Nettowerbeerlöse von 4,5 Milliarden Euro bei der gedruckten Zeitung.

ARD und ZDF behindern Verlage

"Die Zeitungen müssen sich künftig aus vielen Erlösquellen
finanzieren", machte BDZV-Hauptgeschäftsführer Wolff deutlich.
Voraussetzung dafür seien neben unternehmerischem Mut und
Innovationskraft gute Zugangs- und faire Wettbewerbsbedingungen im
Markt. Massive Kritik äußerte Wolff an der offensiven Expansion der
öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, die die privaten
Medienunternehmen stark behindere. Mit dem Auftrag zur
Grundversorgung und Vielfaltsicherung seien diese Aktivitäten von ARD
und ZDF nicht zu vereinbaren, so Wolff. Allein in der Zeitungsbranche
gebe es ein Angebot von mehr als 600 Internetportalen. "Es grenzt an
eine Enteignung der Verlage, wenn ARD und ZDF - ausgestattet mit
Gebühren - jetzt im Netz Online-Zeitungen produzieren", so Wolff.
Hinzu komme der gebührenfinanzierte Betrieb von Partnerbörsen und
Computerspielen. Die EU-Kommission habe festgestellt, dass es für
diese neuen Mediendienste keinen Auftrag, keine ausreichende
Ermächtigung und auch keinen Kontrollmechanismus gebe. Zur Teilhabe
der Zeitungsverlage am digitalen Rundfunk führte Wolff aus, dass es
bei der Besetzung von neuen Vertriebskanälen keine
Zugangsbeschränkungen für die Verlage geben dürfe. Auf welchen
technologischen Plattformen Nutzer und Werbekunden von den Zeitungen
bedient werden wollen, dies werde der Markt zeigen.

Sorge um Informantenschutz und Freiheit der Berichterstattung

Besorgt äußerte sich der BDZV-Hauptgeschäftsführer über ein zu
wenig ausgeprägtes Verständnis für das hohe Gut der Pressefreiheit
beim Gesetzgeber. Die vorliegenden Gesetzentwürfe zur
Telekommunikationsüberwachung und Vorratsdatenspeicherung seien für
die Presse inakzeptabel. Wenn Journalisten und deren Informanten
künftig nicht mehr sicher sein könnten, ob Telefongespräche überwacht
und E-Mail-Adressen, Telefon- und Faxnummern auf Vorrat gespeichert
würden, dann könne die Presse ihre öffentliche Funktion, nämlich
umfassend und kritisch zu berichten, nicht mehr wahrnehmen. Der
Quellenschutz und das darauf gründende Vertrauensverhältnis zwischen
Informant und Journalist dürften nicht vorschnell neuen Maßnahmen zur
Verbrechensbekämpfung geopfert werden. Wolff machte zudem deutlich,
dass die Redaktionen besser gegen Durchsuchungs- und
Beschlagnahmebeschlüsse geschützt werden müssten, wenn gegen
Journalisten wegen des Verdachts einer Teilnahme am Verrat von
Dienstgeheimnissen ermittelt werde. "In der Politik gibt es eine
Gleichgültigkeit gegenüber der verfassungsrechtlich garantierten
Pressefreiheit. Es ist nicht nur peinlich, sondern höchst
alarmierend, wenn der Gesetzgeber über die Tragweite der
Pressefreiheit belehrt werden muss - wie zuletzt durch das so
genannte Cicero-Urteil des Bundesverfassungsgerichts", sagte
BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.

Briefmonopol der Post muss zum 1. Januar fallen! / Schluss mit
Steuerprivileg!

Mit beachtlichem Erfolg hätten sich die Zeitungsverlage
mittlerweile im Geschäftsfeld "Briefzustellung" etabliert, erklärte
BDZV-Geschäftsführer Laskowski. Einen weiteren Schub erwarteten die
privaten Postdienste von der vollständigen Liberalisierung des
Marktes. Deshalb gehe der BDZV davon aus, dass das Briefmonopol - wie
vereinbart - zum 1. Januar 2008 endgültig aufgehoben werde. Wenn eine
"seltsame Allianz", bestehend aus Teilen der SPD, dem Vorstand der
Deutschen Post AG und der Gewerkschaft ver.di, verlange, das alte
Monopol weiter zu verlängern, so sei dies die Aufforderung zum
Wortbruch. "Wir setzen auf die Verlässlichkeit der Politik", so
Laskowski. Die privaten Briefdienste hätten viele Millionen Euro
investiert und warteten jetzt auf die vollständige Liberalisierung
zum vereinbarten Termin. Dann müsse auch endlich das Steuerprivileg
wegfallen. Es sei ein verzerrter Wettbewerb, wenn der Monopolist
Deutsche Post AG mit einem Marktanteil von 90 Prozent keine
Umsatzsteuer zahlen müsse und alle neuen Marktakteure die üblichen 19
Prozent an den Fiskus abführten.

Originaltext: BDZV - Bundesverb. Dt. Zeitungsverleger
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6936
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6936.rss2

Pressekontakt:
Hans-Joachim Fuhrmann
Telefon: 030/ 726298-210
E-Mail: fuhrmann@bdzv.de

Anja Pasquay
Telefon: 030/ 726298-214
E-Mail: pasquay@bdzv.de


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