Börsen-Zeitung: Fallensteller Kommentar zum von SAP eingestandenen unerlaubten Zugriff auf Datenbanken des Rivalen Oracle, von Bernd Freytag.
Geschrieben am 03-07-2007 |
Frankfurt (ots) - SAP hat keine weiße Weste, das ist es, was hängen bleibt. Kein Diebstahl von geistigem Eigentum zwar, aber auf Daten des amerikanischen Erzrivalen Oracle habe man sehr wohl zugegriffen, und zwar "unangemessen", wie Konzernchef Henning Kagermann gestern kleinlaut eingestehen musste.
SAP wird zahlen, darüber gibt es schon jetzt keine Zweifel. Dazu kommt der enorme Imageschaden, der das Geschäft in den Staaten ganz sicher nicht beflügelt. Oracle-Gründer Larry Ellison hat den Walldorfern ein PR-Debakel der ganz besonderen Art beschert. Gegen den angriffslustigen Raubauz schlecht aussehen - das muss SAP erst einmal einer nachmachen.
Nach Lesart von SAP hat die US- Tochter Tomorrow Now mit Hilfe von Kundenpasswörtern nicht autorisierte Oracle-Programme heruntergeladen. Der SAP-Mutterkonzern selbst besitze aber keinen Zugriff auf diese Downloads, und das geistige Eigentum von Oracle sei nicht verletzt worden. Die "brave" SAP hatte Tomorrow Now eigens gekauft, um Oracle-Kunden abzuwerben, und so Ellisons Zorn entfacht, auch das sollte man wissen.
Um das Schlimmste zu verhindern, muss der sonst so umsichtige SAP-Chef nun in die Rolle des naiven Leichtmatrosen schlüpfen. Auch er habe sich gewundert, warum Oracle nicht schon früher auf SAP zugegangen sei und stattdessen Klage erhoben habe, sagt Kagermann, der doch genau um den erbitterten Zweikampf um Firmenkunden weiß. Man hätte das Problem sofort gelöst, soll das heißen, um Gottes willen, wenn der Mutterkonzern nur davon gewusst hätte. Nun wird der US-Manager Marc White als Executive Chairman bei Tomorrow Now installiert. Der SAP-"Compliance Officer" Melissa Lea wurde gestern vorsorglich mit keinem Wort erwähnt.
SAP muss verhindern, dass aus der zivilrechtlichen Klage eine strafrechtliche wird, das ist das Kalkül. Es gilt also unter allen Umständen der Eindruck zu vermeiden, das Management habe wissentlich gegen geltendes Recht verstoßen. Denn wenn erst einmal die Bundesbehörden klagen, wird auch die US-Börsenaufsicht SEC die Keule auspacken. Und wohin das führen kann, weiß man nicht erst seit dem Abgang von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Oracle, sagt Kagermann, habe überhaupt keinen Schutzwall aufgebaut, um das Herunterladen zu verhindern. Ellison muss darüber bestimmt lachen.
(Börsen-Zeitung, 4.7.2007)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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