Automobilindustrie vor Richtungsentscheidung für oder gegen umweltfreundliche Auto-Klimaanlagen
Geschrieben am 13-07-2007 |
Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe fordert die Automobilindustrie auf, die Zeichen auf Klimaschutz zu stellen - Natürliches Kältemittel Kohlendioxid soll synthetische Klimakiller R 134a ersetzen - Mittelständische Unternehmen haben CO2-Technologie bis zur Marktreife entwickelt - Bevorstehende VDA-Entscheidung ist Lakmustest für die Glaubwürdigkeit des neuen Präsidenten Wissmann
Berlin, 13. Juli 2007: Die deutsche und europäische Automobilindustrie muss sich bei der Fahrzeugklimatisierung schnell für das natürliche Kältemittel CO2 entscheiden und gegen eine neue Generation klimaschädlicher synthetischer Chemikalien mit noch dazu fragwürdigen Umweltwirkungen. Das hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) in Berlin verlangt und in diesem Zusammenhang eindringlich auf die enormen weltweiten Konsequenzen der anstehenden strategischen Weichenstellung hingewiesen.
"Die Entscheidung für oder gegen Kohlendioxid als Kältemittel in Auto-Klimaanlagen darf nicht länger allein in abgeschirmten Besprechungszimmern der Autokonzerne vorbereitet werden. Sie bestimmt maßgeblich mit, wie klimaverträglich hunderte von Millionen Autos der nächsten Generation in Deutschland, Europa und voraussichtlich weltweit vom Band laufen. Vor dem Hintergrund des sich beschleunigenden Klimawandels handelt es sich auch um eine hochpolitische Weichenstellung", betonte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Er wies darauf hin, dass die momentan in Auto-Klimaanlagen eingesetzten fluorhaltigen Kältemittel (R 134a, Tetrafluorethan) die Atmosphäre 1.420 mal stärker belasten als die selbe Menge CO2. Ausgedrückt in CO2-Äquivalenten betrage die unnötige Mehrbelastung der Atmosphäre durch Auto-Klimaanlagen auf Basis von R 134a allein in Deutschland jährlich 2,6 Millionen Tonnen.
Hintergrund der eindringlichen Aufforderung der DUH an Politik und Öffentlichkeit, sich in die Entscheidungsfindung einzumischen, ist die Tatsache, dass international agierende Chemiekonzerne derzeit mit neuen synthetischen Kältemitteln versuchen, den global wachsenden Markt für mobile Klimaanlagen für sich zu retten. Derzeit ist etwa die Hälfte der auf der Welt gefahrenen Pkw (ca. 400 Millionen) mit einer Klimaanlage ausgestattet. Sowohl die absolute Zahl als auch der Anteil klimatisierter Autos wachsen rasant. Angetrieben wird die Fortentwicklung der Klimaanlagen durch eine EU-Regelung, die ab 2011 ein Treibhauspotenzial für Kältemittel in Fahrzeugklimaanlagen von maximal immer noch 150 vorschreibt, um den Klimakiller R 134a zu ersetzen. Die Chemiekonzerne versuchen mit bislang weitgehend geheim gehaltenen neuen synthetischen Kältemitteln, diesen Grenzwert einzuhalten und die für sie bedrohliche Entwicklungsrichtung hin zu einem natürlich vorkommenden Kältemittel zu verhindern. Die basiert auf dem natürlichen und weltweit verfügbaren Kältemittel CO2 (Bezeichnung in diesem Zusammenhang: R744) mit dem geringsten Treibhauspotenzial 1. Klimaanlagen auf CO2-Basis sind umweltfreundlich und benötigen darüber hinaus gegenüber Geräten mit synthetischen Kältemitteln bis zu 8 % weniger Energie. Hinzu kommt, dass CO2 als natürliches Gas bei der Verschrottung von Altautos nicht wie R134a oder mögliche synthetische Nachfolgestoffe aufwändig entsorgt werden muss. Belastbare Aussagen über die mögliche Giftigkeit der neuen Mischungen und ihre genaue Zusammensetzung gibt es bisher kaum. Auch die von den Herstellern anfangs propagierte Möglichkeit, die neuen Kältemittel einfach in bestehende Klimaanlagen füllen zu können ("Drop-in-Lösung"), ist bislang nicht belegt.
"Die Automobilindustrie taktiert und spielt auf Zeit. Sie ist auf dem besten Weg, erneut eine große Chance zu verspielen, ihr mit Blick auf die Klimadebatte angekratztes Image aufzupolieren", mahnte die Projektleiterin Klimafreundliche Kühlung der DUH, Eva Lauer. Bereits vor zehn Jahren sei mit der Entwicklung für eine klima- und umweltfreundliche CO2-Technologie begonnen worden - im Auftrag der Automobilindustrie. Mehrere hundert Millionen Euro Entwicklungskosten seien geflossen, mit der Massenproduktion der CO2-Klimaanlagen könne binnen Monaten begonnen werden. Anfang diesen Jahres hieß es, die abschließende Entscheidung über das zukünftige Kühlkonzept werde in der kommenden Woche bei einem internationalen Symposium über alternative Kühlsysteme im US-Staat Arizona (SAE Alternate Refrigerant Systems) fallen. Doch der Termin wurde verschoben.
Die Automobilindustrie wolle erkennbar den Chemieunternehmen mehr Zeit für die Weiterentwicklung geben, weil sie deren Versprechen auf geringere Kosten glauben schenke. Nun soll die endgültige Entscheidung über das zukünftige Kältemittel im September fallen. Auf Einladung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) wollen sich die deutschen Autobauer nach Informationen der DUH am 26. Juli 2007 "positionieren". Resch: "Wir sind gespannt, ob dem VDA eine Richtungsänderung in seiner Umweltpolitik hin zu mehr Glaubwürdigkeit gelingt. Die Entscheidung für oder gegen das umweltfreundliche Kältemittel CO2 ist der 'Lakmustest' für den neuen VDA-Präsidenten Matthias Wissmann. Wir sind gespannt ob es ihm gelingt, den traditionellen Hang der deutschen Hersteller zur Blockade wie beim bleifreien Benzin, beim Katalysator, bei der Hybridtechnologie oder beim Rußfilter erstmals zu durchbrechen."
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Für Rückfragen: Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin;Mobil.: 0171 3649170, Fax.: 030 258986-19, E-Mail: resch@duh.de
Eva Lauer, Projektleiterin "Klimafreundliche Kühlung", Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986 -13, Fax: 030 258986 -19, E-Mail: lauer@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986 -0, Mobil: 0171 5660577, Fax: 030 258986-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de
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