Rheinische Post: Teure Nadelstiche
Geschrieben am 18-04-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Antje Höning
Beim Streit zwischen Kassen und Ärzten um die Akupunktur ging es vordergründig um das Wohl der Patienten. Tatsächlich aber kochten beide Seiten auch ihr eigenes Süppchen. Die Kassen, sonst knauserig bis zum Geiz, wollen die Akupunktur gerne als Regelleistung aufnehmen. Mit alternativen Heilmethoden im Angebot und Bildern von schönen Frauen mit Nadeln in der Haut glauben sie offenbar besonders gut um Mitglieder werben zu können. Die Kassenärztliche Vereinigung lehnt dagegen Akupunktur als Kassenleistung ab. Zum einen, weil sie die Nadelstiche für unwirksam hält. Zum anderen wohl auch, weil die Ärzte sich mit Geld von der Kasse begnügen müssten und Akupunktur nicht mehr als teure Privatleistung abrechnen könnten. Nun haben sich die Kontrahenten auf einen Kompromiss geeinigt: Außer bei Knie- und Rückenschmerzen dürfen Kassen Akupunktur nicht mehr bezahlen. Wer selbst mal Linderung durch die Nadeln erfahren hat, wird dies bedauern. Doch die Modellversuche der vergangenen Jahre sprechen eine klare Sprache: Akupunktur wirkt vor allem, weil der Patient daran glaubt. Dass die Kassen für solche Placebos nicht weiter Milliarden ausgeben dürfen, dürfte die Mehrheit der Beitragszahler freuen.
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