LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu EADS -
Geschrieben am 16-07-2007 |
Leipzig (ots) - Von Stefan Poppitz. Was Nikolas Sarkozy und Angela Merkel gestern in Toulouse vereinbarten, lässt erahnen, wie gewaltig die Turbulenzen sind, in die Europas einstiger Musterschüler Airbus hineingeflogen ist. In Schönwetter-Zeiten unvorstellbar, haben die Regierungen beider Länder eine Heilige Kuh wie die deutsch-französische Doppelspitze beim EADS-Mutterkonzern geschlachtet. Ihnen blieb keine andere Wahl - nach dem Desaster beim Supervogel A380 und den Kapriolen um den Langstreckler A350. Denn die Alternative, vor der Airbus steht, ist dramatisch: entweder wieder an Höhe gewinnen oder in die Tiefe stürzen. Dass die Vereinbarung zwischen Sarkozy und Merkel vernünftig ist, darüber besteht kein Zweifel. Denn sie geht einem grundlegenden Übel an die Wurzel - den zähen, wenig effizienten Strukturen des europäischen Luft- und Raumfahrtriesen, in dem Deutsche und Franzosen eifersüchtig über die Einhaltung des Gleichgewichts bei Posten und Verantwortung wachen. Immer wieder bremsten sich in der Vergangenheit die doppelten Führungsspitzen gegenseitig aus, weil sie nicht marktwirtschaftlichen, sondern politischen Erwägungen folgten. Gravierende Managementfehler waren die Folge. Wer indes meint, nach Toulouse sei nun alles besser, betreibt Schönfärberei. Auch nach der Neujustierung der Führungsstrukturen bleibt der politische Einfluss groß. Denn der EADS-Konzern war von Anfang an ein gemeinsames Kind europäischer Politik. Daran ändert sich auch künftig rein gar nichts und demzufolge auch wenig an den nationalstaatlichen Interessen, die jeder im EADS-Aktionärsverbund verfolgt. Das ist an und für sich nichts Verwerfliches. Beim europäischen Luft- und Raumfahrtriesen in der Business-Class zu sitzen heißt, an der vordersten Front des wissenschaftlich-technischen Fortschritts mitzumischen, über Spitzentechnologien, Innovationskraft und vorzügliche Fachkräfte zu verfügen. Dort wird Zukunft gestaltet. Stolz, wer dabei sein kann. Allerdings hat der Elysée-Palast seit jeher und zuletzt wieder unter der Regentschaft Chiracs bei vielen Gelegenheiten versucht, sich mit einer forschen Industriepolitik Vorteile auf Kosten anderer zu verschaffen. Dass die EADS-Aktionärspartner auch nach dessen Abgang weiter misstrauisch sind, muss die Franzosen daher kaum verwundern. Viel wird von Sarkozy selbst abhängen. Mit seinem jüngsten Versuch, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank politisch zu unterlaufen, hat er eher neue Zweifel gesät als alte zerstreut. In einer Zeit, da der Luftverkehr wie nie zuvor boomt und eine enorme Nachfrage nach Kerosin sparenden und leiseren Flugzeugen besteht, ist es wichtig, dass Airbus wieder auf betriebswirtschaftlich gesunde Beine kommt - mit dem für viele zwar schmerzhaften, aber unumgänglichen Sanierungsprogramm Power8. Politische Eifersüchteleien sind da wenig hilfreich. Nur so ist denkbar, dass beim Luftfahrtriesen Ruhe einkehrt und er sich dem widmet, was er trotz aller Turbulenzen immer noch am besten kann: Flugzeuge bauen.
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